Evangelische Kirche

Ein Bischof gegen Israel

Hans-Jürgen Abromeit, evangelischer Bischof der Nordkirche Foto: imago

Evangelische Kirche

Ein Bischof gegen Israel

Hans-Jürgen Abromeit fällt mit irritierenden Äußerungen zur Legitimität des jüdischen Staates auf

 05.08.2019 10:23 Uhr

Hans-Jürgen Abromeit, evangelischer Bischof der Nordkirche und dort für den Sprengel Mecklenburg und Vorpommern zuständig, hat sich zu Israel und zur Beziehung Deutschlands mit dem jüdischen Staat geäußert. Er soll den Deutschen eine »Überidentifikation mit dem Staat Israel« bescheinigt haben, die aus dem Schuldbewussten infolge der Schoa resultiere. So gibt die den evangelikalen Christen nahestehende Nachrichtenagentur IDEA Abromeit wieder, und nach Recherchen der Tageszeitung »Welt« kann als gesichert gelten, dass sich Abromeit so geäußert hat.

Der Bischof, der innerhalb der EKD als sehr konservativ gilt, hatte am Donnerstag im thüringischen Bad Blankenburg auf der Konferenz der Deutschen Evangelischen Allianz gesprochen, dem Jahrestreffen der Evangelikalen. Nicht nur mit seinen Thesen zur »Überidentifikation« fiel er auf. Er äußerte sich auch zur Legitimität des Staates Israel.

Als jüdischer Staat sorge er prinzipiell für eine »Benachteiligung der Palästinenser«, soll Abromeit gesagt haben; dass sich frühe Zionisten im damaligen Palästina angesiedelt hätten, habe mit Religion nichts zu tun gehabt, es sei nur um Siedlungsgebiete gegangen – und biblische Bezüge des Judentums zum Heiligen Land deutet Abromeit so, es sei alttestamentarisch nur um eine Koexistenz verschiedener Religionen gegangen.

UMSIEDLUNG Zum Nahostkonflikt fiel Abromeit auch etwas ein: Eine Zweistaatenlösung sei unrealistisch, weil erstmal jüdische Siedler aus dem Westjordanland ins israelische Kernland umgesiedelt werden müssten. Eine Einstaatenlösung sei aber auch nicht zu realisieren, weil die demografische Entwicklung dafür sorgte, dass es bald mehr arabische als jüdische Israelis gäbe.

Abromeit gilt schon lange Vertreter der politischen Rechten in der EKD.

Abromeit gilt schon lange Vertreter der politischen Rechten in der EKD. Im Jahr 2018 nahm er an einem »Marsch für das Leben« teil, der von Abtreibungsgegnern veranstaltet wurde und der von mehreren AfD-Politikern unterstützt wird.

PROBLEMATISCH In der »Welt« kritisierte der religionspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Konstantin von Notz, die Aussagen als »unsäglich«. Zu Abromeits theologischen Auslassungen sagte von Notz: »Die Grundlage unseres historischen Selbstverständnisses nicht nur politisch, sondern auch noch vermeintlich theologisch anzugreifen, ist auch vor dem Hintergrund der Historie des protestantischen Antisemitismus extrem problematisch.«

Gleichfalls in der »Welt« warnte der religionspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Lars Castellucci, davor, »Abromeit jetzt als Antisemiten Hinzustellen«, das sei überzogen.

Es war zu vernehmen, dass die Nordkirche sich am heutigen Montag mit der Causa Abromeit beschäftigen wird.  ja

Interview

»Wir sind ein Impulsgeber«

Zentralratspräsident Josef Schuster über die Internationale Task Force gegen Antisemitismus J7, den deutschen Vorsitz und ein Treffen in Berlin

von Philipp Peyman Engel  05.05.2025

Interview

»Antiisraelische Meinungen und die Stimmungen machen uns Sorgen«

Inessa Myslitska über die Auswirkungen des 7. Oktober auf Jüdische Gemeinden in Sachsen-Anhalt, Drohanrufe und Hilfe für jüdische Flüchtlinge aus der Ukraine

von Oliver Gierens  05.05.2025

Oranienburg

Woidke warnt vor Umdeutung der NS-Geschichte

Manche Geschichtsleugner wollten vom Holocaust nichts mehr wissen, erklärt der Ministerpräsident Brandenburgs (SPD)

 05.05.2025

Berlin

Union und SPD wollen sich zu Umgang mit rechtsextremistischer AfD verständigen

Jens Spahn hatte empfohlen, sie wie andere Oppositionsparteien zu behandeln. Nun äußert er sich erneut

 05.05.2025

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  05.05.2025 Aktualisiert

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  04.05.2025

Brandenburg

1200 Menschen gedenken der Befreiung des KZ Ravensbrück

28.000 Menschen wurden in dem Konzentrationslager während der Schoa getötet

 04.05.2025

Umfrage

48 Prozent der Deutschen für AfD-Verbot

61 Prozent der Befragten halten die Partei außerdem für rechtsextrem

 04.05.2025

Meinung

Noch Zweifel?

Auch vor der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextrem war ihre antidemokratische Haltung offenkundig. Jetzt muss das Verbotsverfahren gegen die Partei endlich in die Wege geleitet werden

von Monty Ott  02.05.2025