Einspruch

Eigentor der Palästinenser

Es klingt wie ein diplomatischer Hacken-trick. So, als habe Barcelonas Zauberkicker Lionel Messi Palästinenserpräsident Mahmud Abbas inspiriert. Als Israelis und Palästinenser nach Krieg und Terror, Verhandlungen und Abkommen ermattet und ineinander verkeilt auf ein Unentschieden zudümpeln, das keinem nützt, wechselt sich Abbas selbst ein, umdribbelt elegant den mauernden Netanjahu und beantragt einfach vor der UN die Anerkennung eines Palästinenserstaates.

Rumms! Tor, Abpfiff, Nahost-Pokal gewonnen. Dass Israels derzeitige Regierung in ihrer taktischen Einfalt kein Mittel gegen dieses diplomatische Dribbling gefunden hat, obwohl es – um im Bild zu bleiben – sogar in der Stadionzeitschrift angekündigt wurde, lässt das Ganze umso beeindruckender wirken.

Chuzpe Allerdings hat der Haken einen Haken. Abbas umdribbelt mit seiner Initiative nicht nur Israel, sondern die Realität. Das beginnt schon damit, dass er einen Staat auf einem Feld ausruft, das ihm – wie Jerusalem oder die besetzten Gebiete – gar nicht gehört. Er greift jedem Verhandlungsergebnis vor, ohne die Macht zu haben, diese Chuzpe durchzusetzen.

Was will er mit den 500.000 Israelis machen, die in seinem Staat siedeln – eingemeinden, ausweisen, umbringen? Was wird aus dem Gazastreifen, der zwar Staatsgebiet sein soll, aber nicht von der staatsgründenden Autorität, sondern von einer Mörder-NGO regiert wird? Abbas, der nicht einmal im eigenen Team akzeptiert ist, verändert zudem mit seinem Solo sämtliche Grundlagen. Wenn die Palästinenser einen Staat haben, dann endet völkerrechtlich jede Fürsorgepflicht Israels, des Besatzerregimes, dem man alles in die Schuhe schieben kann.

Aus diesen und noch viel mehr Gründen hoffen nicht zuletzt viele Palästinenser, dass irgendjemand den Präsidenten rechtzeitig zurückpfeifen möge. Denn es könnte sich herausstellen, dass die Latte, unter die er den Ball drischt, die des eigenen Tores ist.

Der Autor ist Chef vom Dienst beim Kölner Stadtanzeiger.

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Kommentar

Wenn Ideologen mehr zu wissen scheinen als Expertinnen

Der Antisemitismusbekämpfer und bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel, ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Güner Balci gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Vor 80 Jahren

Zentralrat der Juden: Nürnberger Prozesse waren Wendepunkt

Es waren hochrangige NS-Kriegsverbrecher, die vor 80 Jahren in Nürnberg vor Gericht standen. Was diese Prozesse aus Sicht des Zentralrats der Juden bedeuten - auch heute

von Leticia Witte  21.11.2025

Paris

EJC warnt vor wachsender Radikalisierung junger Menschen im Netz

»Hass ist viral gegangen«, sagt Moshe Kantor, der Präsident der Organisation

 21.11.2025