Meinung

Dümmer als die Polizei erlaubt

Als nach einer Anti-Israel-Demonstration im Juli ein Mob von über 1200 Menschen durch die Essener Innenstadt zog, war die Polizei nicht mehr Herr der Lage: Nur mit Mühe konnte sie einen Angriff auf die Alte Synagoge verhindern.

Aber dass Polizeisperren durchbrochen und am Hauptbahnhof Teilnehmer einer pro-israelischen Demonstration mit Flaschen und Feuerzeugen beworfen wurden, ließ man ebenso geschehen wie das Rufen von Hassparolen wie »Juden ins Gas«, das Zeigen von Transparenten, auf denen Hakenkreuze zu sehen waren, und das Heben des rechten Armes zum »Hitlergruß«.

deeskalation Obwohl alle nötigen Informationen schon seit Wochen bekannt waren, kam die Polizei mit zu wenig Beamten, um pro-israelische Demonstranten zu schützen und geltendes Recht durchzusetzen: Zu gerade mal acht Festnahmen kam es, der Rest sollte Deeskalation sein. Die Polizei und NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) erklärten, es gebe zahlreiche Videoaufnahmen, in den kommenden Wochen und Monaten würden die Täter verfolgt. Tatsächlich wurden innerhalb kurzer Zeit 49 Strafverfahren gegen Unbekannt eröffnet.

Doch 45 von denen wurden nun wieder eingestellt. Die Essener Beamten scheiterten bei dem Versuch, die Videos auszuwerten. In Fußballstadien hat die Polizei zwar mit diesem Vorgehen regelmäßig Fahndungserfolge, aber dort helfen so genannte szenekundige Beamte. Bei den Straftaten, die aus dem Essener Mob heraus begangen wurden, war der größte Teil der Demonstranten der Polizei unbekannt.

hilflosigkeit Das musste schon am Einsatztag klar gewesen sein. Dass die Polizei ihre schon dort gescheiterte Deeskalationspraxis mit dem Verweis auf die spätere Fahndung am Schreibtisch begründete, war nie mehr als das Kaschieren der eigenen Hilflosigkeit. Sie konnte nicht tun, was ihre Pflicht war: Hetze gegen Juden zu unterbinden.

Die Ereignisse in Essen sind für Nordrhein-Westfalen nicht ungewöhnlich. Weil das Land pleite ist und auch an der Sicherheit spart, wird immer häufiger auf den Videotrick gesetzt: Auch nach den Kölner Hooligan-Krawallen im Oktober vertröstete Innenminister Ralf Jäger auf die Auswertung der Bänder. Auch dieses Versprechen wird er nicht halten können: Wie schon bei den Ausschreitungen in Essen ist dies nur der Versuch, Zeit zu gewinnen.

Der Autor ist freier Journalist und Betreiber des Blogs »Ruhrbarone«.

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  30.04.2025

Nahost

Heftige Gefechte in Syrien: Erneut mehrere Tote. Jetzt schaltet sich Israel ein

Eine Tonaufnahme löst in Syrien erneut eine Welle der Gewalt aus. Mehrere Menschen werden getötet

von Amira Rajab, Nehal ElSherif  30.04.2025

Bergen-Belsen

Die Lebenden und die Toten

Das Lager war ein Ort des Sterbens, doch hier wurden auch Menschen geboren. Überlebende, Angehörige und sogenannte DP-Babys trafen sich nun zum gemeinsamen Gedenken. Unsere Autorin war dabei

von Amie Liebowitz  30.04.2025

Joshua Schultheis

Lieber Friedrich Merz!

Der künftige Kanzler steht vor einer historischen Aufgabe im Umgang mit den Juden und mit Israel. Unser Autor hat ihm einen Brief geschrieben

von Joshua Schultheis  30.04.2025

Prozess

Terror-Unterstützerin kommt mit Verwarnung davon

Aitak Barani hatte kurz nach dem 7. Oktober 2023 die Massaker der Hamas als »gelungene Widerstandsaktion« bezeichnet. Dafür bekam sie vom Amtsgericht Frankfurt eine Geldstrafe - die sie aber vorerst nicht zahlen muss

 30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

Bern

Schweizer Juden reagieren auf Verbot der Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Den Haag

USA rechtfertigen vor UN-Gericht Israels Blockade humanitärer Hilfe

Israel habe ein berechtigtes Sicherheitsinteresse, sagt der Rechtsvertreter aus Washington D.C.

 30.04.2025

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025