Studie

Dringender Handlungsbedarf

Auch an der Paul-Simmel-Grundschule in Berlin-Tempelhof ist eine jüdische Schülerin antisemitisch bedroht worden. Foto: Uwe Steinert

Mangelndes Problembewusstsein, schlechte Schulbücher: Wissenschaftler aus Berlin und Gießen haben in einem Gutachten Antisemitismus an Schulen untersucht. Ihr Fazit lautet: Schulen können gegen Antisemitismus nur vorgehen mit einer Mischung aus Aufklärung, Prävention, Intervention, schulischen Ordnungsmaßnahmen gegen Schüler sowie dienstrechtlichen Maßnahmen gegen Lehrer, wie die beiden Universitäten am Montag mitteilten.

Erstellt wurde die Studie von dem Sozialwissenschaftler Samuel Salzborn vom Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) der TU Berlin und von der Politikwissenschaftlerin Alexandra Kurth vom Institut für Politikwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen. In ihrem Gutachten sprechen sie von bedenklichen Tendenzen unter Pädagogen, Kompetenzorientierung vor Faktenlernen zu stellen und aus einer falsch verstandenen Multiperspektivität heraus Antisemitismus zu tolerieren.

schulbücher Handlungsbedarf bestehe auch im strukturpolitischen Bereich, sagte Alexandra Kurth. Ein Dreh- und Angelpunkt seien die Schulbücher, die teilweise Inhalte gravierend verkürzten. Das Fehlen von Zulassungsverfahren für Schulbücher in vielen Bundesländern sollte deshalb überdacht werden. Die Kultusministerien der Länder und die Kultusministerkonferenz (KMK) hätten das Problem zwar grundsätzlich erkannt, die Umsetzung dieser Erkenntnis in konkrete Maßnahmen und strukturelle Veränderungen sei aber noch erheblich ausbaufähig.

Für die Studie befragten die Wissenschaftler den Angaben zufolge einzelne Bundesländer nach bisherigen und geplanten Maßnahmen.

Für die Studie befragten die Wissenschaftler den Angaben zufolge einzelne Bundesländer nach bisherigen und geplanten Maßnahmen. Diese seien sehr unterschiedlich: »Während zum Beispiel Rheinland-Pfalz seinen Fokus fast ausnahmslos auf außerschulische und freiwillige Angebote wie Gedenkstättenfahrten richtet und ein Meldeverfahren für antisemitische Vorfälle an Schulen nicht existiert, verfügt Berlin über ein statistisch präzises Erhebungs- und Meldesystem sowie konkrete behördliche Ansprechpartner«, erklärte Samuel Salzborn.

Ergänzend nutzten die Forscher zudem die Erkenntnisse aus Studien und Fachliteratur zum Thema Antisemitismus in der Schule.

Für einen anderen Schulunterricht über die Geschichte der deutschen Juden hatte sich zuletzt auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, ausgesprochen. Juden würden nur als Problemgruppe, als NS-Verfolgte wahrgenommen. Er wünsche sich deshalb bis Ende des Jahres neue Unterrichtsmaterialien, »in denen über das Judentum anders aufgeklärt wird als bislang«.  epd

Meinung

Schlechte Zeiten für Frankfurts Juden

Durch die Radikalisierung der israelfeindlichen Szene ist die jüdische Gemeinschaft der Mainmetropole zunehmend verunsichert. In der Stadtgesellschaft interessiert das jedoch nur wenige

von Eugen El  01.09.2025

Kooperation

Bundesarchiv arbeitet mit Sinti und Roma bei NS-Akten zusammen

Es geht um Akten, die den Massenmord an Sinti und Roma belegen. Sogar nach dem Krieg dienten sie noch für rassistische Forschung. Nun gibt es eine Vereinbarung für ihre Nutzung

von Norbert Demuth  01.09.2025

Jerusalem

Deutsche Studierende gehen trotz Krieg nach Israel

Seit den 70er-Jahren absolvieren Theologiestudierende ein Studienjahr in Jerusalem. Auch jetzt findet das mit Bundesmitteln geförderte Programm an der Dormitio-Abtei statt - wenngleich mit verminderter Teilnehmerzahl

von Burkhard Jürgens  01.09.2025

Barcelona

Israelfeindliche Aktivisten starten neue Flottille in Richtung Gaza

Erneut wollen die Teilnehmer Israels Gaza-Seeblockade durchbrechen. Nach früheren Fehlschlägen soll es nun mit vielen kleinen Booten klappen. Greta Thunberg ist wieder dabei

 01.09.2025

Nahost

Deutscher Beauftragter für Menschenrechte reist nach Israel

Lars Castellucci macht sich ein persönliches Bild von der Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten. Ein Augenmerk liegt darauf, wo deutsche Hilfe möglich ist - und wo sie behindert wird

 01.09.2025

Rotes Meer

Huthi greifen Öltanker an

Das Schiff gehört einem israelischen Milliardär

 01.09.2025

Washington D.C.

USA verweigern Palästinensern Visa

Ein internes Schreiben von Außenminister Marco Rubio legt fest, dass sogenannte Nicht-Einwanderungsvisa für Antragsteller mit palästinensischem Pass generell zu verweigern sind

 01.09.2025

Appell

Nennt ihre Namen!

Deutschland redet geradezu obsessiv über Israel. Über den angeblichen »Völkermord.« Über die Siedlungen. Aber über die deutschen Geiseln spricht fast niemand. Es ist, als existierten sie nicht mehr

von Andreas Büttner  31.08.2025 Aktualisiert

Meinung

Das Gerücht über Israel

Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Lüge. Was früher dem Juden als Individuum unterstellt wurde, wird nun Israel als Nation vorgeworfen

von Daniel Neumann  01.09.2025 Aktualisiert