Meinung

Djamshid Sharmahd hätte gerettet werden können

Die deutsche Iranpolitik kostet Menschenleben. Djamshid Sharmahd wurde vom islamischen Regime hingerichtet, und Deutschland trägt eine Mitverantwortung. Sein Leben hätte gerettet werden können. Ein deutscher Staatsbürger hätte in Freiheit mit seiner Familie wiedervereint werden und sich von barbarischer Folter erholen können. Stattdessen hat die Bundesregierung das perfide Spiel der Diktatur im Iran mitgemacht.

Der Iran betrachtet im Land geborene Menschen für immer als seine Staatsbürger. Im Fall von Sharmahd hat die Bundesregierung faktisch anerkannt, dass er für das Regime nur ein Iraner und kein Deutscher ist. Der Oppositionelle wurde 2020 in Dubai entführt, war vier Jahre lang in Isolationshaft und wurde grausam misshandelt.

Die deutsche Iranpolitik ist unverzeihlich und untragbar.

Was war die Strategie der Außenministerin? Inhaltsleere. Gleichgültigkeit. Auf Zeit spielen. Zeit, die ein unschuldiger Mensch, der langsam zugrunde ging, nicht mehr hatte. Annalena Baerbock weigerte sich, gegenüber dieser Diktatur Klartext zu reden. Ausweisung des iranischen Botschafters? Harte Sanktionen? Eine sichtbare Kampagne, um sich für die Freilassung von Sharmahd und weiterer deutsch-iranischer Geiseln in den Händen dieser Henker einzusetzen? Alles Fehlanzeigen.

Menschenrechtler, und allen voran Sharmahds mutige Tochter Gazelle, haben sich über ihre Kräfte hinaus für eine härtere Gangart gegenüber dieser Despotie eingesetzt und wurden fast vollständig ignoriert. Gedeckt wird dieses Vorgehen von einem Apparat im Auswärtigen Amt, dem im Falle des Iran Menschenrechte egal sind. Sie stehen guten Handelsgeschäften im Weg.

Hinzu kommt eine Ministerin, die von feministischer Außenpolitik spricht, aber nicht die Größe besitzt, einem Regime mit pathologischer Frauenverachtung die Stirn zu bieten. Eine Ministerin, die mit Feinden Israels schlemmt, aber eine Diktatur, dessen DNA aus Antizionismus besteht, nicht zu isolieren vermag. Wie soll man eine solche Politik beurteilen? Sie ist unverzeihlich und untragbar.

Die Autorin ist deutsch-iranische Theaterwissenschaftlerin.

Gedenken

Steinmeier: »Angriffskrieg Russlands und der Wertebruch Amerikas« markieren Ende »des langen 20. Jahrhunderts«

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach bei der Gedenkstunde im Bundestag zum Ende des Zweiten Weltkriegs über Gefahren für die Demokratie

von Jörg Ratzsch, Michael Brandt, Ulrich Steinkohl, Verena Schmitt-Roschmann  08.05.2025

Gericht

AfD rechtsextrem? Verfassungsschutz gibt Stillhaltezusage ab

Damit können die Verfassungsschützer die AfD nicht beobachten, bis das Verwaltungsgericht Köln ein Urteil gefällt hat

 08.05.2025

Kommentar

Die Menschen in Gaza brauchen schnell Hilfe

Eine Demokratie wie Israel sollte sich nicht auf schmutzige Kriegstaktiken wie die Blockade von Hilfsgütern einlassen, weil der Gegner ohne Anstand, Ehre und Verantwortungsbewusstsein kämpft

von Nils Kottmann  08.05.2025

Kommentar

Ulrike Eifler, die Linkspartei und die Auslöschung Israels

Ein hochrangiges Mitglied der Partei delegitimiert auf X Israel. Die Linke muss sich klar davon distanzieren, wenn sie glaubwürdig für Menschenrechte eintreten will

von Andreas Büttner  08.05.2025

Kommentar

Der Ukraine-Krieg überlagert die Pluralität der Erinnerungen

Die Auffassung, dass jeder nach seiner Fasson dem Zweiten Weltkrieg gedenkt, wurde durch Russlands Einmarsch in die Ukraine zerstört. Lenin- und Roter Stern-Orden jüdischer Veteranen und Veteraninnen und ihre »hundert Gramm« in Erinnerung an die gefallenen Kameraden wirken deplatziert

von Dmitrij Belkin  08.05.2025

Umfrage

80 Jahre Kriegsende – Jeder fünfte Deutsche will mehr Gedenken

Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Wehrmacht. Der Zweite Weltkrieg war vorüber. In Berlin und anderswo erinnern die Menschen an die Millionen Opfer. Jüdische Vertreter würdigen die Erinnerungskultur - und warnen zugleich

von Leticia Witte  08.05.2025

Debatte

Schuster: AfD-Regierung wäre für Juden das Signal zur Auswanderung

Die hohen Zustimmungswerte der AfD machen gerade Juden besorgt. Zentralratspräsident Josef Schuster erinnert an die 1930er Jahre: Auch in der NS-Zeit hätten viele Juden lange nicht für möglich gehalten, was dann folgte

von Christoph Schmidt  07.05.2025

Globaler Antisemitismus

J7 beklagen Staatsversagen beim Kampf gegen Judenhass

Ziele sind Einrichtungen wie Synagogen und Schulen - aber auch Menschen. Ein Bericht zeigt erschreckende Zahlen zu Antisemitismus in Deutschland, den USA, Argentinien, Großbritannien, Kanada, Frankreich und Australien

von Leticia Witte  07.05.2025

Berlin

Weimer: Antisemitismus in der Kultur als erstes großes Thema

Der neue Staatsminister für Kultur und Medien will an seinem ersten Tag ein Zeichen setzen - und empfängt gleich einen besonderen Gast

 07.05.2025