Meinung

Die Verantwortung der Muslime

Der Ausbruch des Hasses, den wir gerade erleben, hat wenig mit der Politik der USA oder der Regierung Israels zu tun. Was wir erleben, ist vielmehr das, was immer passiert: dass die Situation im Nahen Osten als willkommener Anlass genommen wird, seinen Antisemitismus vorzutragen und sichtbar zu machen.

Doch es gab nicht nur Demonstrationen, auf denen Hasslosungen gerufen und Israelfahnen verbrannt wurden, es gab ja auch Kundgebungen, auf denen Redner sich »gegen Antisemitismus in jeder Form« aussprachen. Das ist schön. Aber eine Bereitschaft, sich mit dem Antisemitismus in den eigenen Reihen auseinanderzusetzen, ist so etwas nicht.

flüchtlinge Die Rede vom »importierten Antisemitismus« ist fragwürdig, auch wenn etliche Flüchtlinge bei diesen Demonstrationen dabei sind, etwa aus Syrien, die vor Bürgerkrieg und Terror flohen und auf einmal glauben, eine Schuld bei Israel entdecken zu müssen. Doch es sind auch viele in Deutschland geborene Menschen dabei. Hier müssen wir von einer gescheiterten Integration sprechen, wenn Familien ihren Antisemitismus weitergeben – trotz deutscher Schule und deutschen Medien.

Und wir müssen konstatieren, dass es bei Initiativen, die sich dem Kampf gegen Antisemitismus widmen, relativierende Tendenzen gibt: Wenn etwa Antisemitismus mit Islamfeindlichkeit gleichgesetzt wird – als habe es einen millionenfachen Mord an Muslimen in diesem Land gegeben.

relativierung Oder wenn es heißt, »wir Muslime« müssten doch die andere Minderheit, die Juden, verstehen – hier werden viele Muslime aus einer tatsächlichen Täter- einfach in eine Opferrolle gesteckt. Relativierung ist auch, wenn vom »Extremismus auf beiden Seiten« oder einem »Konflikt der Religionsgemeinschaften« die Rede ist – als ob Juden in Deutschland handelnde Partei wären.

Statt des (ohnehin nur sporadischen) Verzichts auf Anti-Israel-Losungen sind Muslime in der Verantwortung, sich klar und selbstkritisch von Antisemitismus zu distanzieren. Dazu gehört auch die Bereitschaft, ihn zu erkennen.

Der Autor ist Psychologe und Publizist.

Debatte

Verbot durch US-Präsident Trump: Wie gefährlich ist die »Antifa-Ost« wirklich?

In einem ungewöhnlichen Schritt stuft die Trump-Regierung vier linksextreme Organisationen als Terrorgruppen ein - in Europa. Betroffen ist auch eine Gruppierung in Deutschland

von Luzia Geier  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Terror

Mutmaßliches Hamas-Mitglied in U-Haft

Der Mann soll Waffen für Anschläge auf jüdische und israelische Ziele transportiert haben

 14.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Schleswig-Holstein

Polizei nimmt weiteren Hamas-Terroristen fest

Mahmoud Z. soll ein Sturmgewehr, acht Pistolen und mehr als 600 Schuss Munition für Anschläge gegen jüdische und israelische Einrichtungen organisiert haben

 13.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten klettern auf Brandenburger Tor

Oben angelangt entrollten sie ein Banner, auf dem sie Israel Völkermord vorwarfen

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025