NRW

»Die Kritik ernst nehmen«

Vor seiner Reise nach Israel am Dienstag kündigte Laschet zudem die Errichtung eines »NRW-Hauses« in Tel Aviv an. Foto: dpa

NRW

»Die Kritik ernst nehmen«

Judenfeindliche Inhalte: Ministerpräsident Laschet kündigt Überarbeitung von Schulbüchern an

 03.09.2018 11:54 Uhr

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat eine Überarbeitung der Schulbücher in seinem Bundesland zur Tilgung etwaiger judenfeindlicher Inhalte angekündigt.

»Wir sind gut beraten, die Kritik an den deutschen Schulbüchern ernst zu nehmen«, sagte Laschet zu entsprechenden Hinweisen des Zentralrats der Juden, wonach in Schulbüchern zum Teil antisemitische Ressentiments verbreitet würden.

schulformen Beim nächsten Treffen des Kabinetts mit den jüdischen Landesverbänden wolle er die Überarbeitung der Schulbücher auf die Tagesordnung setzen, sagte Laschet in einem gemeinsamen Interview des »Kölner Stadt-Anzeigers« und der israelischen Zeitung »Haaretz« (Montag). »Das gilt für die Bücher aller Schulformen. Antisemitismus ist nicht auf bestimmte Bildungsschichten beschränkt.«

Einen Besuch von Holocaust-Gedenkstätten für Schüler zur Pflicht zu machen, lehnte Laschet in dem Interview ab. »Junge Leute haben oft prinzipiell Vorbehalte gegen Dinge, die man ihnen vorschreibt«, sagte er. Zielführender sei es, die Erinnerungsarbeit in den Lehrplänen stärker zu verankern und Anreize zu geben, Gedenkstätten zu besuchen oder auch nach Auschwitz zu reisen.

Laschet reist von Dienstag bis Donnerstag nach Israel. Dort will er nach eigenen Worten auch über die fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Chemnitz sprechen. Der »Bild«-Zeitung (Montag) sagte er, in Israel werde es mit großer Sorge aufgenommen, wenn in Deutschland auf der Straße wieder der Hitlergruß gezeigt wird. »Ich werde erklären, dass wir mit aller Härte und allen Möglichkeiten des Strafrechts gegen jeden vorgehen, der in dieser Weise rechtsradikal agiert«, sagte Laschet.

Kampf »Wir brauchen eine starke Zivilgesellschaft und starke Institutionen zum Kampf gegen Extremismus«, so der CDU-Politiker im Gespräch mit der »Bild«. Nordrhein-Westfalen werde sehr bald einen eigenen Antisemitismusbeauftragten berufen, das sei ein parteiübergreifender Wunsch.

Um die guten Beziehungen Nordrhein-Westfalens zum jüdischen Staat weiter zu stärken, kündigte Laschet zudem die Errichtung eines »NRW-Hauses« in Israel an. »Ich habe die Absicht, in Tel Aviv eine eigene Repräsentanz des Landes Nordrhein-Westfalen zu eröffnen«, sagte der Ministerpräsident.

Das Haus solle ein klassischer Begegnungsort für Wirtschaft, Bildung, Forschung und Kultur werden. Die Einrichtung sei auch »ein klares Signal der Wertschätzung an unsere Freunde in Israel und soll uns neue Chancen zur Vertiefung unserer Beziehungen bieten«, so Laschet.

jerusalem Bei der ersten Israel-Reise von Armin Laschet als Ministerpräsident ist für kommenden Mittwoch eine gemeinsame Kranzniederlegung in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem geplant. Zur Delegation des Politikers gehören der Vorsitzende der Parlamentariergruppe Israel im Düsseldorfer Landtag, Norbert Römer (SPD), der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, und die Generalsekretärin der Union progressiver Juden, Irith Michelsohn.

Die Landtags-Delegation aus Nordrhein-Westfalen besucht von Montag bis Donnerstag unter anderem das israelische Parlament und ein Krankenhaus in Galiläa, in dem syrische Kriegsopfer behandelt werden. Geplant ist auch ein Treffen mit dem Präsidenten der Weltunion für progressives Judentum, Daniel Freelander.

Als Schwerpunkte der Reise nannte Laschet die Beziehung zwischen beiden Ländern und die Erinnerungskultur. Darüber hinaus gehe es um Möglichkeiten der Vorbeugung gegen Extremismus und religiösen Fanatismus. epd/ja

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann wird heute mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Bislang schwieg sie zur scharfen Kritik an ihrer Arbeit. Doch jetzt antwortete die ARD-Journalistin ihren Kritikern

 04.12.2025

Karlsruhe/München

Mutmaßlicher Huthi-Terrorist angeklagt

Ein Mann soll für die Terrororganisation im Jemen gekämpft haben. Deutschlands oberste Anklagebehörde will ihn vor Gericht sehen

 04.12.2025

Antisemitismus

Litauen: Chef von Regierungspartei wegen Antisemitismus verurteilt

In Litauen ist der Chef einer Regierungspartei mehrfach durch antisemitische Aussagen aufgefallen. Dafür musste er sich vor Gericht verantworten. Nun haben die Richter ihr Urteil gefällt

 04.12.2025

Berlin

Verfassungsschutz nimmt neue AfD-Jugend ins Blickfeld

Ist auch die »Generation Deutschland« rechtsextremistisch? Sie rückt bereits in den Fokus des Bundesamts für Verfassungsschutz

 04.12.2025

Berlin

Merz und Wegner nennen Lübcke-Statue geschmacklos

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) äußerte Unmut: Das Schicksal eines von einem Rechtsradikalen ermordeten Politiker zu instrumentalisieren, sei an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten

 04.12.2025

Bayern

Landtag wirbt für Yad Vashem-Außenstelle in München

Ein fraktionsübergreifenden Antrag – ohne Beteiligung der AfD - für eine Außenstelle der israelischen Gedenkstätte im Freistaat liegt vor

 04.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  04.12.2025

Graz

Verharmlosung von NS-Verbrechen: Haft für Deutschen in Österreich

Lange Haftstrafe für einen Publizisten: Was steckt hinter dem Urteil, und wie stufen Extremismusforscher seine bereits eingestellte Zeitschrift ein?

 04.12.2025