Interview

»Die Krise wird auch uns treffen«

Herr Bental, kann sich Israel aus der Krise in Euroland heraushalten?
Um es ganz kurz zu sagen: Nein. Denn Israel exportiert inzwischen mehr nach Europa als in die USA. Deshalb wird die Krise auch uns treffen.

Wann rechnen Sie mit den ersten Anzeichen einer wirtschaftlichen Abkühlung?
Nicht so rasch, denn es handelt sich ja um langfristige Lieferverträge. Aber mittelfristig wird die Euro-Krise auf die israelischen Exporte durchschlagen. Was sich jetzt in Europa abspielt, ist ein ziemlicher Schlag für unsere Wirtschaft.

Was erwarten Sie mit Blick auf die Schekel-Entwicklung gegenüber Dollar und Euro?
Wenn ich das wüsste, wäre ich sehr reich. Im Ernst: Kein Mensch kann diese Frage heute vernünftig beantworten.

Die israelischen Ausfuhren sind im Euro-Raum zehn Prozent teurer als vor einem Jahr. Wie können israelische Exporteure diesen Konkurrenznachteil ausgleichen?
Da kann man eigentlich nicht viel machen. Sicher wäre es falsch, die Exporte in die EU zu subventionieren. Die israelische Industrie sollte sich jetzt nach neuen Exportmärkten umsehen.

An welche denken Sie?
China ist wichtig geworden. Und das Potenzial in Südamerika ist noch viel zu wenig ausgeschöpft, vor allem dasjenige Brasiliens. Wir müssen dringend die aufstrebenden Märkte besser bearbeiten.

In den vergangenen Jahren hat die israelische Wirtschaft ein beachtliches Wachstum aufweisen können, während der Westen in der Krise steckte. Was ist das Geheimnis des Erfolgs?
Wir hatten Glück. Der Finanzsektor ist bei uns noch nicht voll entwickelt. Deshalb wurden wir von der »Krankheit« nicht infiziert. Aber sie wird auch uns bald erreichen. Ein weiteres Erfolgsgeheimnis: die wirklich gute Wirtschaftspolitik. Sowohl Politiker als auch die Zentralbank haben einen ausgezeichneten Job gemacht. Notenbankchef Stanley Fischer hat uns mit sicherer Hand und fehlerfrei durch die Finanzkrise geführt.

Zu den Erfolgsgeschichten der israelischen Wirtschaft gehört der Aufschwung der Hightech-Industrie. Wie kam es dazu?
Auch hier hatten wir vor allem Glück. Zunächst wanderten Tausende von Ingenieuren und Physikern aus der ehemaligen Sowjetunion ein. Fast gleichzeitig beschloss die Regierung Rabin, die kostenintensive Entwicklung eines eigenen Kampfflugzeuges zu stoppen. Dadurch wurden Kapazitäten von Ingenieuren und Wissenschaftlern frei, die versessen darauf waren, etwas Neues anzufangen. Die Regierung hat dieses Potenzial geschickt genutzt. Sie stellte Geld für Neugründungen zur Verfügung. Weil die Starthilfen auf fünf Jahre beschränkt waren, mussten die Jung-Unternehmer möglichst schnell auf eigenen Beinen stehen. Seither läuft es wie von selbst.

Mit dem Ökonomieprofessor an der Universität Haifa sprach Pierre Heumann.

Berlin

Friedrich Merz: Deutschland muss Schutzraum für Juden sein

Auch bekräftigt der neue Kanzler: »Wir stehen unverbrüchlich an der Seite Israels.«

 15.05.2025

Jerusalem

»Der Papst hat Lust auf Dialog«

Abt Nikodemus Schnabel über die Wahl von Leo XIV., das jüdisch-christliche Gespräch und Hoffnung auf Frieden in Nahost

von Michael Thaidigsmann  15.05.2025

Berlin

Merz bekräftigt: Regierungschef Israels muss Deutschland besuchen können

»Er ist ein demokratisch gewählter Ministerpräsident der einzigen Demokratie der gesamten Regionen«, betont der Kanzler

 14.05.2025

Washington D.C./Cambridge

Regierung erhöht finanziellen Druck auf Harvard

Präsident Trump geht gegen mehrere Universitäten vor. Er wirft ihnen vor, nicht genug gegen Antisemitismus zu tun. Eine Elite-Uni steht besonders im Fokus

 14.05.2025

Meinung

Jude gesucht für Strafantrag

Dass Staatsanwaltschaften selbst bei judenfeindlichen Hasskommentaren untätig bleiben, ist symptomatisch für den Kampf gegen Antisemitismus in Deutschland

von Alon David  14.05.2025

Berlin

»Nakba-Tag«: Polizei verbietet Protestzug, Kundgebung darf stattfinden

Die Organisatoren der »ortsfesten« Versammlung, die stattfinden darf, wollen an »77 Jahre des Widerstands«, also des arabisch-palästinensischen Terrors, erinnern und gegen »Repressionen« der deutschen Behörden protestieren

 14.05.2025

Madrid

Sánchez beschuldigt Israel, einen Völkermord zu begehen

»Wir machen keine Geschäfte mit einem genozidalen Staat«, sagte der spanische Regierungschef im Kongress. Im Bundestag wurde hingegen ein solcher Vorwurf als unangebracht gerügt

von Michael Thadigsmann  14.05.2025

Berlin

Viele Freunde

Vor 60 Jahren nahmen Deutschland und Israel diplomatische Beziehungen auf. Das wurde gefeiert

von Katrin Richter  14.05.2025

Krieg gegen die Hamas

Zentralrat appelliert an Israels Regierung, Hilfsgüter nach Gaza zu lassen

Das Risiko ziviler Opfer müsse beim Kampf gegen den Hamas-Terror so gering wie möglich gehalten werden, so Zentralratspräsident Josef Schuster

 14.05.2025