Meinung

Die guten Menschen aus dem Rheinland

Die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) hat ein neues Netzwerk gegründet: Es heißt »Palästina-Israel-Rheinland«. Und das vor zwei Wochen ausgerechnet an einem Samstag. Auch ich war in meiner Eigenschaft als jüdischer Vertreter im EKiR-Ausschuss »Christen und Juden« dazu eingeladen worden, habe aber mit Hinweis auf den Schabbat abgesagt. Zwei Fragen drängten sich mir sofort auf: Warum veranstalten die das an einem Samstag, an dem jüdische Funktionäre nicht teilnehmen können? Und warum steht Palästina vor Israel?

zielgruppe Okay, wir Juden sind keine evangelischen Christen und von daher auch nicht die Zielgruppe. Aber wäre es nicht sinnvoll gewesen, das Ganze so zu terminieren, dass die jüdische Seite daran hätte teilnehmen und einen konstruktiven Beitrag zur Diskussion leisten können? Chance vertan. Schade, aber bestimmt keine böse Absicht. Absicht hingegen ist der Name des Netzwerks. Es mag eine Übersensibilität des Autors sein, aber warum heißt das Netzwerk nicht »Israel-Palästina«? Womöglich nur eine Petitesse, aber aufgrund der historischen wie auch politischen Dimension ziemlich unglücklich. Oder auch ungeschickt. Bestimmt aber ebenfalls kein Versehen.

Inhaltlich kann man durchaus geteilter Meinung über dieses neue Netzwerk sein. Ziel sei es, Projekte und Initiativen in der EKiR zu Israel und Palästina zu fördern, zu vernetzen sowie »einer zunehmenden Polarisierung unter Christinnen und Christen aus der rheinischen Kirche entgegenzusteuern«, heißt es in der Pressemitteilung. Zudem und vor allem stellt sich das Netzwerk die Frage, was Christen im Rheinland zu einer Deeskalation des Nahostkonflikts beitragen können.

weltpolitik Meine lieben evangelischen Freunde im Rheinland! Wir haben in den vergangenen Jahren manche gemeinsame Schlacht geschlagen, und ich bin dankbar für unsere gute Zusammenarbeit. Aber ich frage mich, ob ihr ernsthaft daran glaubt, in diesem Konflikt auch nur eine Kleinigkeit zum Guten bewegen zu können. Wenn es die Weltpolitik nicht schafft, warum dann ausgerechnet ihr? Mein Vorschlag lautet: Lasst uns, deutsche Juden und Christen, lieber gemeinsam die Basis ansprechen, um Vorurteilen entschieden entgegenzutreten. Und mal ganz ehrlich: Haben wir nicht genug eigene Sorgen in unserem Land, um die wir uns kümmern müssten?

Der Autor ist Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen.

Berlin

Wegen Israelhasser-Demos: Wegner will Versammlungsrecht ändern

Nach einer weiteren terrorverherrlichenden Demo am Wochenende ist für den Regierenden Bürgermeister das Maß voll

 08.07.2025

Josias Terschüren

Die Kirche schafft sich ab

Jetzt soll ausgerechnet der Antizionismus helfen, den gesellschaftlichen Niedergang der Kirche zu stoppen

von Josias Terschüren  08.07.2025

Vor 80 Jahren: Potsdamer Konferenz

»Der deutsche Militarismus und Nazismus werden ausgerottet«

Idylle mit weltpolitischer Bedeutung: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Potsdamer Schloss Cecilienhof vor 80 Jahren Europa und die Welt neu geordnet. Die Ergebnisse der Verhandlungen der Alliierten waren tiefgreifend

von Yvonne Jennerjahn  08.07.2025

Köln

Trotz Antisemitismus-Vorwürfen: Xavier Naidoo gibt zweites Konzert in Köln

Da großes Interesse besteht, kündigen die Veranstalter einen weiteren Auftritt an. Parallel muss sich der Sänger auch wegen Holocaustleugnung vor Gericht verantworten

 08.07.2025

Washington D.C.

Netanjahu schlägt Trump für Friedensnobelpreis vor

»Sie haben ihn verdient, und Sie sollten ihn bekommen«, sagt der israelische Regierungschef

 08.07.2025

Washington D.C.

Trump: Hamas will Waffenruhe in Gaza

Die Bemühungen um einen Waffenstillstand in Gaza dauern an. Der US-Präsident ist zuversichtlich, dass ein Abkommen gelingt

von Lars Nicolaysen  08.07.2025

Debatte

EKD distanziert sich von Apartheid-Vorwurf gegen Israel

Nicht nur von jüdischer Seite gibt es viel Kritik an einer Erklärung des Weltkirchenrats, in der Israel »Apartheid« vorgeworfen wird. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat jetzt reagiert

von Gottfried Bohl  07.07.2025

Michael Roth

Warum Jean Asselborn nicht mehr mein Freund ist

Luxemburgs langjähriger Außenminister verbreitet bei Tilo Jung Verschwörungstheorien über Israel. Nun kündigt ihm ein sozialdemokratischer Weggefährte die Freundschaft

von Michael Roth  07.07.2025 Aktualisiert

Nahost

»BBC«-Bericht: Hamas hat Kontrolle über Großteil Gazas verloren

Ein hochrangiges Mitglied der Terrororganisation sagt der BBC, dass rund 95 Prozent der Führungsriege der Islamistenorganisation getötet worden sei. Die Hamas fürchte zudem einen Clan-Anführer in Gaza

 07.07.2025