Debatte

»Die Bundesregierung vernachlässigt das Problem des Islamismus«

Susanne Schröter, Professorin am Institut für Ethnologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main Foto: imago

Debatte

»Die Bundesregierung vernachlässigt das Problem des Islamismus«

Susanne Schröter wirft der Bundesregierung zu wenig Engagement im Kampf gegen den Islamismus vor

 13.06.2022 10:57 Uhr

Die Frankfurter Islamforscherin Susanne Schröter wirft der Bundesregierung zu wenig Engagement im Kampf gegen den Islamismus vor: »Die Ampel kehrt das Problem des Islamismus beharrlich unter den Teppich«, sagte sie der »Welt am Sonntag«: »Weder das hohe Gewaltpotenzial noch die Probleme mit Islamisten in Schulen oder die Unterdrückung von Mädchen und Frauen scheinen die Regierung zu beunruhigen.«

Schröter leitet das Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam und gehört zum Expertenkreis Politischer Islamismus des Bundesinnenministeriums. Dass dieser »nicht mehr als provisorisch« verfasste Kreis einem bestens ausgestatteten Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit gegenüberstehe, spreche »ohnehin Bände«, so Schröter weiter.

Laut einer der Zeitung vorliegenden Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Anfrage aus der Unionsfraktion verfügt der Expertenkreis Muslimfeindlichkeit über eine eigene, außerhalb des Innenministeriums angesiedelte Geschäftsstelle, die das Gremium organisatorisch unterstützt. Dadurch kann es eigene Veranstaltungen und Anhörungen durchführen sowie Gutachten- und Forschungsaufträge vergeben.

Für diese Geschäftsstelle bewilligte das Innenministerium den Angaben zufolge 2021 gut 162.000 Euro und 2022 über 473.000 Euro. Für den Islamismus-Expertenkreis dagegen seien im Haushalt 2021 112.000 Euro und für 2022 132.000 Euro eingeplant. Dessen Organisation erfolge durch Mitarbeiter des Innenministeriums - zugeordnet seien hier eine 0,75-Stelle und ein 0,3-Stelle.

Die Fraktionsvize der Union im Bundestag, Andrea Lindholz (CSU), sagte der Zeitung: »Die Ampel-Koalition hat die Gefahr des Islamismus in Deutschland bislang weitgehend ignoriert. Frau Faeser und die Ampel lassen durch ihr Nichtstun eine Sicherheitslücke entstehen.« Auch ihr Fraktionskollege Christoph de Vries (CDU) kritisierte: »Der dringend erforderliche Kampf gegen den Islamismus, seine Ideologie und seine Vertreter ist ein weißer Fleck auf der politischen Agenda der Ampel-Koalition.«

Die Regierungsparteien verteidigten ihr Vorgehen. »Es ist bedauerlich, dass die Unionsfraktion wie immer mit einseitigem Blick und pauschalen Verurteilungen hantiert«, kritisierte SPD-Innenpolitiker Uli Grötsch: »Wenn sie - wie die SPD - für die Bekämpfung aller Extremismusformen stünde, hätte sie das Demokratiefördergesetz nicht bis zuletzt verhindert!« Manuel Höferlin, innenpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, sagte: »Die Fortschrittskoalition nimmt die Bedrohung des politischen Islamismus sehr ernst.« kna

Berlin

Kritik an Merz-Zitat zur »Drecksarbeit« Israels im Iran

Der Bundeskanzler lobt den Mut Israels beim Vorgehen gegen den Iran. Die Äußerungen sorgen in Deutschland auch für Kritik – auch in den Reihen des Koalitionspartners SPD

 18.06.2025

Extremismus

Jüdische Studenten fordern Maßnahmen gegen »Jüdische Stimme«

Der VJSH verlangt unter anderem, dass dem Verein »Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden« die Gemeinnützigkeit entzogen wird

von Imanuel Marcus  18.06.2025

Mannheim

Jüdische Gemeinde nicht bei »Meile der Religionen«

Wegen des Kriegs zwischen Israel und Iran sowie wegen des Nahost-Konflikts hat die Jüdische Gemeinde Mannheim ihre Teilnahme an einem Dialogfest abgesagt. Sie fürchtet Proteste. Die Sicherheit sei nicht gewährleistet

von Volker Hasenauer  18.06.2025

Teheran

Chamenei lehnt Forderung nach Kapitulation ab

Der iranische Staatschef gibt sich laut iranischer Staatsmedien unbeugsam und droht den USA im Falle einer militärischen Beteiligung an dem Konflikt mit Israel. Zu sehen ist der Geistliche aber nicht

 18.06.2025

Iran-Krieg

Steinmeier sieht noch Chancen für Diplomatie

Für Diplomatie ist im nahen Osten derzeit kein Raum. Das muss aus Sicht von Bundespräsident Steinmeier aber nicht so bleiben

 18.06.2025

Nikosia

Zypern bestätigt Ankunft von US-Militärflugzeugen

Die Menschen auf Zypern bemerken Nacht für Nacht die Raketen und die Luftabwehr über Israel. Nun verlegt das US-Militär Tank- und Transportflugzeuge auf die Insel

 18.06.2025

Extremismus

Die Gefahr wächst

Der Verfassungsschutzbericht für 2024 offenbart, wie dramatisch sich der Nahostkonflikt auf Deutschland auswirkt

von Michael Thaidigsmann  18.06.2025

Washington D.C./Jerusalem

US-Botschaft in Israel bleibt bis Freitag geschlossen

Zuletzt gab es vermehrt Spekulationen, ob sich die USA an Israels Krieg gegen den Iran beteiligen könnten. In diesem Fall könnten auch US-Stützpunkte und Einrichtungen in der Region zum Ziel werden

 18.06.2025

Teheran

Chamenei droht Israel: »Die Schlacht beginnt«

Nach Luftangriffen auf Atomanlagen und Militärziele in seinem Land kündigt der Kleriker eine starke Antwort an

 18.06.2025