Einspruch

Die Abgesänge sind zu früh

Remko Leemhuis, Director des American Jewish Committee Berlin Foto: privat

Der Mord an George Floyd durch einen Polizisten in Minneapolis und die seither anhaltenden Proteste zeigen erneut, dass ein Riss durch die amerikanische Gesellschaft geht, dass der Anspruch, wie er in der Unabhängigkeitserklärung formuliert ist – »dass alle Menschen gleich geschaffen sind; dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind« –, noch nicht für alle vollständig eingelöst ist.

Rassismus und Diskriminierung sind für schwarze Amerikaner schmerzliche Realität. Es gibt noch viel zu tun, um die »more perfect Union« zu realisieren, wie es in der amerikanischen Verfassung heißt.

REFORMEN Zweifellos beinhaltet dies, dass jene, die sich in politischen Positionen befinden, ihren Einfluss und ihre Autorität dafür nutzen müssen, die Situation zu beruhigen und die notwendigen Reformen in Angriff zu nehmen und das gesellschaftliche Klima nicht noch zu verschärfen. Diese Verantwortung beginnt im Weißen Haus mit dem Präsidenten.

Aber auch, wenn die innenpolitische Situation und das gesellschaftliche Klima momentan aufgeladen und die Probleme groß sind, sind die Abgesänge auf die US-Demokratie wie immer zu früh. Gerade in Deutschland und dem Rest von Europa täte man gut daran, sich mit allzu lauten Ratschlägen über den Atlantik zurückzuhalten.

HERAUSFORDERUNGEN Es ist nicht so, dass es hier nicht ähnliche Probleme und Herausforderungen gäbe. Und auch, wenn die Lage momentan sehr schwierig ist, so ist daran zu erinnern, dass die amerikanische Demokratie in der Vergangenheit wieder und wieder ihre Selbstheilungskräfte unter Beweis gestellt und das Land sich stets neu erfunden hat.

Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass es den USA auch dieses Mal gelingen und sie dabei der Einlösung des amerikanischen Versprechens näher kommen wird.

Der Autor ist Direktor des American Jewish Committee (AJC) Berlin.

Essay

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Gaza

Bericht: Hamas zu Machtübergabe bereit

Die Terroristen regieren den Küstenstreifen seit 2007 und überziehen Israel seither mit Terrorwellen und Kriegen

 22.04.2025

USA

Harvard wehrt sich mit Klage gegen Regierung

Die Elite-Uni Harvard lehnt es ab, sich weitreichenden Forderungen der Trump-Administration zu unterwerfen. Letztere wirft der Bildungsinstitution unzureichende Maßnahmen gegen Judenhass vor

 22.04.2025

Berlin

Prognose: Hälfte der Holocaust-Überlebenden 2031 nicht mehr am Leben

Der Bericht mache die Dringlichkeit der Bildungsarbeit zur Schoa deutlich, sagt der Präsident der Claims Conference, Gideon Taylor

 22.04.2025

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  21.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  21.04.2025

Reaktionen

Freund und Bruder Franziskus – Juden verabschieden sich vom Papst

Mit Wärme und Respekt würdigen Vertreter der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und weltweit den Papst. Nicht immer war das Verhältnis von katholischer Kirche und Judentum aber einfach, etwa nach dem 7. Oktober 2023

von Leticia Witte  21.04.2025

Reaktionen

»Mit Papst Franziskus ist ein Freund der jüdischen Gemeinschaft von uns gegangen«

Der Zentralrat der Juden würdigt Papst Franziskus, der am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben ist

 21.04.2025

Nachruf

Förderer des katholisch-jüdischen Dialogs, aber auch harter Kritiker Israels

Papst Franziskus ist am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben. Sein langjähriger Gesprächspartner, Rabbiner Jehoschua Ahrens, nimmt Abschied

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  21.04.2025