Meinung

Der Preis von Sachsens Demokratie

In Sachsen gibt es den Demokratie- und neuerdings auch den Bürgerpreis. Beide Ehrungen sollen Menschen und Initiativen würdigen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren. Den Demokratiepreis loben private Stiftungen aus; den neuen Bürgerpreis hingegen der Freistaat Sachsen zusammen mit der Dresdner-Bank-Kulturstiftung. Dass es diesen zweiten Preis gibt, liegt daran, dass der Freistaat seinen Bürgern misstraut.

Ärgernis Es gibt in Sachsen – wie auch in Mecklenburg-Vorpommern – eine starke Nazibewegung. Die ist ein Erbe der DDR, die sich nicht mit der NS-Vergangenheit auseinandersetzte, sondern in den staatlich normativen Antifaschismus flüchtete. Nach der Wiedervereinigung ging es ähnlich weiter: Der Staat versucht, die Nazipräsenz zu leugnen; zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich gegen Nazis stellen, sind ihm ein Ärgernis.

Als 2010 ein Projekt den Demokratiepreis ablehnte, weil es gegenüber dem Freistaat versichern musste, nicht linksextremistisch zu sein, zeigte das einmal mehr, wie nah die DDR mental noch immer ist. Stiftungen verleihen den Demokratiepreis, indem Menschen und Initiativen sich bewerben. Das passt dem Freistaat nicht, er verleiht seinen eigenen Bürgerpreis. Hier dürfen sich Bürger nicht selbst bewerben, sie werden von Bürgermeistern und Landräten vorgeschlagen. Alles unter staatlicher Kontrolle also. Der Demokratiepreis aber bleibt. Er wird auch dieses Jahr wieder am 9. November verliehen. Wahrscheinlich aber nicht an den Freistaat Sachsen.

Die Autorin ist Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung.

Berlin

Merz und Wegner nennen Lübcke-Statue geschmacklos

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) äußerte Unmut: Das Schicksal eines von einem Rechtsradikalen ermordeten Politiker zu instrumentalisieren, sei an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten

 04.12.2025

Bayern

Landtag wirbt für Yad Vashem-Außenstelle in München

Ein fraktionsübergreifenden Antrag – ohne Beteiligung der AfD - für eine Außenstelle der israelischen Gedenkstätte im Freistaat liegt vor

 04.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  04.12.2025

Kulturbetrieb

»Wie lange will das politische Deutschland noch zusehen?«

Der Bundestagskulturausschuss hörte Experten zum Thema Antisemitismus an. Uneins war man sich vor allem bei der Frage, wie weit die Kunstfreiheit geht

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Graz

Verharmlosung von NS-Verbrechen: Haft für Deutschen in Österreich

Lange Haftstrafe für einen Publizisten: Was steckt hinter dem Urteil, und wie stufen Extremismusforscher seine bereits eingestellte Zeitschrift ein?

 04.12.2025

Analyse

Der Kanzler in Israel: Antritt mit Spannung

Friedrich Merz besucht am Samstag Israel. Die Beziehungen beider Länder sind so strapaziert wie selten zuvor. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an die Reise des Bundeskanzlers

von Joshua Schultheis  04.12.2025

Preisvergabe

Charlotte Knobloch kritisiert Berichterstattung von Sophie von der Tann

Dass problematische Berichterstattung auch noch mit einem Preis ausgezeichnet werde, verschlage ihr die Sprache, sagt die Präsidentin der IKG München

 04.12.2025

USA

Netanjahu will trotz Mamdanis Warnung nach New York kommen

Der designierte Bürgermeister will Wege prüfen, den Haftbefehl des IStGH zu vollstrecken. Der israelische Regierungschef lässt sich davon nicht abschrecken

 04.12.2025

Verteidigung

Bundeswehr nimmt Raketenwehrsystem Arrow 3 in Betrieb

Deutschland baut als Reaktion auf die Bedrohung durch Russland die Luftverteidigung aus und hat ein System in Israel beschafft. Es soll feindliche Flugkörper schon in größter Höhe zerstören können

von Carsten Hoffmann  03.12.2025