Karstadt

Der Inverstor, den alle mögen

Nicolas Berggruen Foto: dpa

Karstadt

Der Inverstor, den alle mögen

Nicolas Berggruen übernimmt den maroden Kaufhauskonzern. Wer ist der Kapitalist mit dem sozialen Engagement?

von Ralf Balke  14.06.2010 17:53 Uhr

»Der Name Berggruen verpflichtet«, verkündete Nicolas Berggruen. »Nicht nur kulturell, sondern auch sozial. Wir investieren nur in etwas, das wir noch aufbauen können.« Diese Worte sagte der 1961 geborene Sohn des aus Deutschland vor den Nazis geflohenen jüdischen Kunstsammlers Heinz Berggruen nicht etwa unmittelbar nach Bekanntgabe seines Einstiegs beim insolventen Kaufhausriesen Karstadt, sondern bereits vor knapp drei Jahren, als er den maroden Möbelhersteller Schieder übernahm.

kultmarke Es sind solche Äußerungen, die heute den 25.000 Karstadt-Mitarbeitern guttun. Denn nach Monaten der Zitterpartie wissen sie jetzt: Karstadt wird nicht von einem Investor übernommen, der bloß einige Filetstücke des Konzerns fit macht und den Rest einfach abwickelt. Als Nicolas Berggruen dann noch sagte, dass er von den Karstadt-Beschäftigten keine weiteren Opfer fordere, wurde er nach anfänglichem Misstrauen sogar zum absoluten Favoriten der Gewerkschaft ver.di.

Immer wieder fällt das Wort Langfristigkeit, wenn es um den Geschäftsstil des unverheirateten und kinderlosen Milliardärs geht, der sich in der Forbes-Liste der Superreichen dieser Welt mit einem Vermögen von rund zwei Milliarden Euro im Mittelfeld bewegt. Ein Blick auf seine Deals bestätigt das: Kurz nachdem er 1981 seinen Bachelor gemacht hatte, begann er seine Karriere als Investor. Erst erwarb er nur Aktien, später ganze Unternehmen. Eines seiner spektakulärsten Geschäfte war der Kauf des US-Brillenproduzenten FGX mit der Kultmarke Foster Grant in den 90er-Jahren für acht Millionen Dollar. Nach dessen Börsengang 2007 kassierte er rund 400 Millionen Dollar. Auch sein Einstieg in Schieder sollte zu einer Erfolgsgeschichte werden. Heute erwirtschaften die 3.500 Mitarbeiter des Möbelherstellers 250 Millionen Euro jährlich.

Drei-Tage-Bart »Ich habe kein Zuhause«, betont der Mann mit dem Drei-Tage-Bart. »Ich bin glücklich mit einem Bett, Essen, Freunden und einem Telefon.« Zwar residiert er nicht in einer Luxusvilla in Kalifornien oder Berlin – dass er aber eine Suite in einem der teuersten Hotels Los Angeles zum Tagespreis von 1.300 Dollar dauerbewohnt, lässt sich schwerlich als neue Bescheidenheit deuten. Und wie sein Vater Heinz hat auch Nicolas ein Faible für die Kunst und dies nicht nur deshalb, weil er als Kleinkind auf Picassos Schoß saß.

Nicolas wuchs als drittes Kind von Heinz Berggruen in Paris, der Schweiz und England auf. Zu Hause aber wurde Deutsch gesprochen. Als Teenager flog Nicolas aus einem Internat in Großbritannien, weil er sich weigerte, Englisch zu lernen, »die Sprache des Imperialismus«. In Berlin fasste Nicolas Berggruen erst vor fünf Jahren Fuß, als er auf der Wilhelmstraße ein Büro eröffnete. Die eher ungewöhnlichen Objekte erweckten sein Interesse, so zum Beispiel die Schuckert-Höfe am Treptower Park, die Sarotti-Höfe am Mehringdamm in Kreuzberg oder das Café Moskau auf der Karl-Marx-Allee. Und wieder dominiert dasselbe Prinzip wie bei seinen Firmenakquisen: »Unser Ziel ist der Aufbau eines vielfältigen Immobilienportfolios, mit charaktervollen Bauten als langfristige Vermögensanlage«, heißt es in einer Selbstdarstellung. »Immobilien sind für uns dabei mehr als nur ein Investment. Ästhetik, Architektur und Kunst interessieren uns ebenso wie der Cashflow.« Dass dies stimmt, können die Mitglieder des Kreuzberger Kunsthauses Bethanien bestätigen. Vor wenigen Tagen erhielten sie nach jahrelangen Querelen mit ihrem alten Vermieter ein neues Quartier in einer leerstehenden Berggruen-Immobilie. Jetzt muss Berggruen nur noch das Kunststück vollbringen, der Leiche Karstadt Leben einzuhauchen

Canberra

Jüdischer Ex-Minister wirft Führung Versagen beim Schutz von Juden vor

»Viele von uns haben davor gewarnt, dass dieser Tag kommen würde«, sagte Frydenberg in einem Fernsehinterview

von Imanuel Marcus  15.12.2025

Sydney

Milliardär spendet fast 100.000 Dollar für Helden von Bondi Beach

Für seine Heldentat am Bondi Beach wird der mit Schussverletzungen im Krankenhaus befindliche Ahmed el Ahmed belohnt

 15.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Australien

Polizei: Angreifer in Sydney waren Vater und Sohn 

Weitere Details des judenfeindlichen Terroranschlags werden bekannt

von Denise Sternberg  14.12.2025

Hintergrund

Der Held von Sydney

Laut australischen Medien handelt es sich um einen 43-jährigen muslimischen Vater von zwei Kindern, der einen Laden für lokale Produkte betreibt

 14.12.2025

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit gegen Judenhass vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025