Mecklenburg-Vorpommern

»Demokratie-TÜV«

Für Rechtsextremisten kein Zutritt Foto: imago

Manuela Schwesig erklärt den Kampf gegen Rechtsextremisten zur Chefsache. Die SPD-Sozialministerin aus Mecklenburg-Vorpommern hat in einem Erlass verfügt, dass seit Anfang August alle neuen Antragsteller für die Trägerschaft einer Kindertagesstätte per Selbsterklärung nachweisen müssen, dass sie und ihre Mitarbeiter auf dem Boden des Grundgesetzes stehen. Damit möchte Schwesig verhindern, dass Rechtsextremisten die Kindergärten unterwandern.

Freiheit Anlass für den Erlass ist ein Vorfall in Bartow im Landkreis Demmin. In dem Dorf hatte Anfang des Jahres ein NPD-Mitglied versucht, eine Kita zu übernehmen. Nur durch eigene Recherche hatte der Bürgermeister herausgefunden, um wen es sich bei dem potenziellen Träger handelt. Um es erst gar nicht zu einer solchen Situation kommen zu lassen, biete sich der Erlass an, sagt Schwesig. Ihre Initiative lehnt sich an den sogenannten Radikalenerlass des Schweriner Innenministers Lorenz Caffier an: Angehende Bürgermeister müssen belegen, nicht Mitglied einer verfassungsfeindlichen Partei zu sein. Bislang erntet Schwesig viel Zustimmung für ihre Initiative. Dieter Graumann, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sagte dem Handelsblatt, dies sei »ein starkes Beispiel für einen kämpferischen demokratischen Staat, der sich wehren will und den Todfeinden der Freiheit keinesfalls unsere Kinder überlassen darf«. Andere Bundesländer sollten diesem Beispiel folgen. Auch der Frankfurter Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik findet den Erlass sinnvoll, »speziell in Mecklenburg-Vorpommern«. Wie gut das neue Gesetz wirke, sei eine andere Frage, sagt Brumlik, doch angesichts der gezielten Bewerbung Rechtsextremer in sozialen Bereichen sei es wichtig, dass dieses Thema wieder auf die Tagesordnung komme. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy befürwortet den »Demokratie-TÜV«, wie er ihn nennt: »Bei Privatschulen ist das schon selbstverständlich.«

Skeptisch hingegen sieht Sabine Mönch-Kalina den Erlass. Die Initiatorin des »Kita-Portals«, einer Plattform für Kindertagesstätten in Mecklenburg-Vorpommern, sagt: »Inhaltlich wird nichts Neues von den Trägern der Kitas verlangt.« Schon im Sozialgesetzbuch stehe, dass die Wertevermittlung »entsprechend der grundgesetzlich verankerten Werteordnung erfolgen soll«, sagt Mönch-Kalina. Die Soziologin regt an, dass Eltern und Jugendämtern »Beispiele und Kriterien« an die Hand gegeben werden, »damit wirklich den Anfängen begegnet werden kann«. Ansonsten, so befürchtet die Wissenschaftlerin, »würden plakative Aktionen im Sande verlaufen«.

Meinung

Wieder ein Milliarden-Blankoscheck für Palästina?

Europa will den Wiederaufbau Gazas mit 1,6 Milliarden Euro fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, durch Scheckbuchdiplomatie etwas zum Besseren verändern zu können?

von Jacques Abramowicz  07.11.2025

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten besetzen ZDF-Hauptstadtstudio

Die Polizei musste die Besetzung beenden

 07.11.2025

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

Berlin

Sarah Wedl-Wilson räumt Defizite bei Fördermittel-Vergabe ein

Wurden Gelder für Projekte gegen Antisemitismus rechtswidrig verteilt? Das werfen Grüne und Linke der Kultursenatorin vor. Nun äußert sie sich

 07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus

 06.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025

Terrorismus

Nach Hamas-Festnahme: Waffenfund in Österreich

Der österreichische Verfassungsschutz stellte fünf Faustfeuerwaffen und zehn Magazine sicher

 06.11.2025