Einspruch

Das darf sich nie wiederholen

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: Marco Limberg / Zentralrat der Juden in Deutschland

Man hätte es kaum mehr für möglich gehalten. Aber nach den Antisemitismus-Skandalen auf der documenta gibt es tatsächlich erste Konsequenzen.

Nur zur Erinnerung: Wir sprechen von öffentlich gezeigten Karikaturen im »Stürmer«-Stil, von Bildern, die die israelische Armee mit der Wehrmacht gleichsetzen, und vom kontextlosen Zeigen terroristischer Propagandafilme gegen Israel auf einer der bedeutendsten Kunstschauen der Welt. Es mutet wie ein Treppenwitz an, wie lange sich Frau Schormann im Amt halten konnte.

verantwortung Dass der Aufsichtsrat endlich Verantwortung übernommen hat, ist ein erster wichtiger Schritt. Aber es ist nur ein Schritt von vielen, die noch folgen müssen. Die angekündigte fachwissenschaftliche Begleitung wird wohl bald ihre Arbeit aufnehmen.

Die Kunstfreiheit ist ein hohes Gut. Wer sie als Deckmantel für Hass gegen andere benutzt, missbraucht sie.

Ihr Erfolg kann aber nur so groß sein, wie die Bemühungen der Verantwortlichen bei der documenta aufrichtig sind. Das durch die Macher der documenta zerschlagene Porzellan ist nicht mehr zu kitten, und ehrlicherweise ist das Ansehen dieser documenta auch nicht mehr zu retten.

desaster Daher müssen wir unseren Blick auf die Zukunft richten. So ein Desaster wie auf der documenta fifteen darf sich bei künftigen Kulturveranstaltungen nicht wiederholen. Die Verantwortungsträger für die Kulturpolitik haben eine Zusage gemacht: Antisemitismus darf keinen Platz in Deutschland haben. Dies muss nun eingelöst werden.
Auf der größtmöglichen Bühne ist sichtbar geworden, was passiert, wenn man BDS-Aktivisten das Feld überlässt.

Jene kritische Auseinandersetzung, die die Verantwortungsträger im Vorfeld der documenta nie bereit waren zu leisten, muss nun erfolgen. BDS-Ideologen die staatlich finanzierten Räume zu nehmen, in denen sie sich aktuell bewegen, ist kein Ausdruck von Zensur. Das ist notwendig, wenn man die Antisemitismus-Bekämpfung ernst nimmt. Die Kunstfreiheit ist ein hohes Gut. Wer sie als Deckmantel für Hass gegen andere benutzt, missbraucht sie.

Der Autor ist Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

9. November

Erinnerung ohne Empathie ist leer

Wenn Deutschland am Sonntag der Pogromnacht gedenkt, darf Erinnerung nicht nur rückwärtsgewandt sein. Sie muss auch die Angst der Juden von heute im Blick haben

von Tobias Kühn  08.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 08.11.2025

Meinung

Wieder ein Milliarden-Blankoscheck für Palästina?

Europa will den Wiederaufbau Gazas mit 1,6 Milliarden Euro fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, durch Scheckbuchdiplomatie etwas zum Besseren verändern zu können?

von Jacques Abramowicz  08.11.2025

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten besetzen ZDF-Hauptstadtstudio

Die Polizei musste die Besetzung beenden

 07.11.2025

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

Berlin

Sarah Wedl-Wilson räumt Defizite bei Fördermittel-Vergabe ein

Wurden Gelder für Projekte gegen Antisemitismus rechtswidrig verteilt? Das werfen Grüne und Linke der Kultursenatorin vor. Nun äußert sie sich

 07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus

 06.11.2025