Meinung

Da ist sie, die Revolution in Israel

Israelis wollen keine Frajer sein. Das ist der hebräische Ausdruck für jemanden, der von anderen über den Tisch gezogen, untergebuttert wird. Tatsächlich achten viele Israelis darauf, das letzte Wort zu behalten, am Bankschalter der Erste zu sein oder auf der Autobahn nicht überholt zu werden. Eins aber scheint ihnen in den letzten Jahren gänzlich durchgegangen zu sein: dass sie eigentlich alle Super-Frajer sind. Eine Nation der Frajer sozusagen.

Mittelstand Die Menschen geben alles für ihr Land, schicken ihre Kinder jahrelang zur Armee, zahlen sich durch horrende indirekte Steuern um den Verstand. Der Staat verkündet, der Wirtschaft gehe es ausgezeichnet und bedient sich gleichzeitig mit hämischem Grinsen bei den einfachen Bürgern: Er nimmt vom Mittelstand und gibt den Superreichen. Das normale Leben in Tel Aviv oder Jerusalem ist schon lange nicht mehr bezahlbar. Bei Miete, Kinderbetreuung oder an der Supermarktkasse erreichen die Preise astronomische Höhen. Anstatt einzugreifen und etwa die Mieten oder Kosten für Krippenplätze zu regulieren, verdient der Staat an den Preissteigerungen kräftig mit.

Doch jetzt haben die Israelis die Nase voll. Sie ziehen in Zelte und nutzen den Spaziergang mit ihren Kindern als Demonstrationszug. Bezahlbare Wohnungen! Schluss mit dem maroden Gesundheitssystem! Sie fordern lautstark, was ihnen zusteht. Da ist sie, die Revolution. Plötzlich gilt auch die alte Ausrede nicht mehr, man könne sich um keine internen Belange kümmern, weil ständig die äußere Bedrohung existiere. Heute heißt es: Ein starker Staat Israel braucht eine starke Gesellschaft. Deshalb wollen Israelis wirklich keine Frajer mehr sein. Endlich!

Washington D.C./Berlin

Trump beharrt auf Gaza-Plan, Scholz nennt Vorstoß skandalös

Der amerikanische Präsident will den Gazastreifen unter US-Kontrolle bringen und Hunderttausende Palästinenser umsiedeln. Der Kanzler findet das empörend

 10.02.2025

Frankfurt am Main

Wolffsohn: Antisemitismus schadet auch Judenhassern

Eine Abwanderung von Wissen und Gemeinsinn - das ist die Folge, wenn Jüdinnen und Juden keine Zukunft mehr in ihrem Land sehen, so der Historiker Michael Wolffsohn. Um dagegen anzugehen, sei Bildung kein Allheilmittel

 10.02.2025

Berlin

Scholz und Merz bei AfD und Migration unversöhnlich

Der Kanzler zeigt sich im ersten TV-Duell mit seinem CDU-Herausforderer angriffslustig. Der lässt sich aber nicht aus der Reserve locken. Bei einem Thema geht es besonders hart zur Sache

von Michael Fischer  09.02.2025

Kommentar

Antisemitismus: Was ist da los in Berlin?

Die judenfeindlichen Straftaten sind rückläufig. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Ein Bundesland sticht negativ hervor

von Michael Thaidigsmann  09.02.2025

München

Ludwigs-Maximilian-Universität verweigert Francesca Albanese Hörsaal

Ein Vortrag der umstrittenen UN-Sonderberichterstatterin für die Palästinensergebiete an der Münchner Universität wurde abgesagt

von Michael Thaidigsmann  09.02.2025 Aktualisiert

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten bei Wahlkampfveranstaltung von Robert Habeck

Die Störer warfen Israel einen Genozid an den Palästinensern im Gazastreifen vor

 09.02.2025

Debatte

»Wir würden unser Land verraten«: Merz sagt einmal mehr Nein zur AfD

CDU und CSU im Bundestag hatten jüngst zur Durchsetzung ihrer Vorschläge zur Migrationspolitik eine Mehrheit mit Hilfe der AfD in Kauf genommen

 08.02.2025

Ostfriesland

Albrecht Weinberg demonstriert mit Hunderten in Leer

Der Schoa-Überlebende ging gegen Rechtsextremismus und für Demokratie auf die Straße

 08.02.2025

Bildung

Wissenschaftsfreiheit und Antisemitismus

Die Bundestagsresolution gegen Judenhass an Hochschulen und die Verantwortung der Universitäten. Ein Gastkommentar von Frederek Musall

von Frederek Musall  07.02.2025