USA

Columbia University bestraft drei Dekane

Die Low Library der Columbia University in New York Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Mehr als einen Monat, nachdem vier Dekane antisemitische Textnachrichten ausgetauscht haben, hat die Columbia University in New York Konsequenzen gezogen.

Einer der Beteiligten, Josef Sorett, der Dekan des Columbia College, entschuldigte sich. Die anderen drei wurden beurlaubt. Bisher sind sie offiziell weiterhin bei der Columbia University beschäftigt.

Am Montag gab die Bildungsinstitution bekannt, die Dekane hätten »sehr verstörende« Textnachrichten mit »antisemitischen Formulierungen« ausgetauscht. Laut der Online-Publikation Free Beacon handelte es sich um Susan Chang-Kim, die Vize-Dekanin des Columbia College, Cristen Kromm, die für Studenten zuständige Dekanin, und Matthew Patashnick, der Studenten und ihre Familien bei Bedarf unterstützen soll.

»Kotz-Emojis« verschickt

Die Uni hatte Ende Mai ein Treffen von Absolventen organisiert. Im Rahmen der Festlichkeiten gab es Podiumsdiskussionen, von denen eine dem jüdischen Leben auf dem Campus gewidmet war. Dieses Thema war besonders wichtig, denn zuvor hatten Juden- und Israelhasser ein sogenanntes Protestcamp auf dem Gelände der Uni aufgebaut, den palästinensischen Terror gegen den jüdischen Staat verherrlicht und dessen Fortsetzung gefordert.

Jüdische Studenten wurden bedroht und fühlen sich auf dem Campus bis heute nicht sicher. Während der Diskussion über dieses ernste Thema, wenige Monate nach der Terrorattacke der Hamas auf Israel, sollen die drei beurlaubten Dekane die skandalösen Nachrichten ausgetauscht haben. In einer davon hieß es laut Free Beacon, »jüdische Personen« würden »die Situation ausnutzen, um Spenden zu sammeln.«

Auch tauschten die Dekane »Kotz-Emojis« aus, während sie im Chat über einen Zeitungskommentar des Universitäts-Rabbiners diskutierten. Viele amerikanische Medien vermieden es, Einzelheiten des antisemitischen Austauschs zu erwähnen.

Lesen Sie auch

»Antisemitische Klischees«

Der Skandal kam ans Tageslicht, da weitere Zuhörer bei der Podiumsdiskussion Fotos von den Telefonbildschirmen der beteiligten Dekane machten, auf denen einige der antisemitischen Nachrichten klar sichtbar waren.

Nemat »Minouche« Shafik, die Präsidentin der Columbia University, war bereits im April unter Druck geraten – aufgrund der Protestcamps, auf dem Studenten und andere Teilnehmer dazu aufriefen, Tel Aviv niederzubrennen. Sie riefen zudem, »Zionisten« verdienten es nicht zu leben. Shafik hatte laut ihrer Kritiker zunächst nichts gegen den grassierenden Judenhass an ihrer Institution unternommen.

Nun verfasste sie einen Brief, in dem sie den Textnachrichten-Skandal als »verstörenden Vorfall« bezeichnete. Von unprofessionellem Verhalten war darin die Rede, sowie von »antisemitischen Klischees«, die berührt worden seien.

Werte und Standards

Ein »Mangel an Ernsthaftigkeit gegenüber den Sorgen und Erfahrungen der Mitglieder unserer jüdischen Community« sei in den Nachrichten vermittelt worden. Die inakzeptablen Aussagen widersprächen den Werten und Standards der Columbia University.

Die Provost der Hochschule, Angela Olinto, erklärte laut CNN, sie teile die »Bestürzung der Direktorin«. Sie gab bekannt, die drei Dekane seien »permanent ihrer Aufgaben enthoben« und beurlaubt worden. Ihre Textnachrichten hätten »bestenfalls Unkenntnis der Geschichte des Antisemitismus« offenbart.

Sorett, der vierte Beteiligte, erklärte, der Vorfall tue ihm leid. Von nun an werde er daran arbeiten, Veränderungen umzusetzen, die sicherstellten »dass dies nie wieder passiert«.

Schikanen und Drohungen

CNN zitierte auch die republikanische Kongressabgeordnete und Vorsitzende des Bildungsausschusses im Repräsentantenhaus, Virginia Foxx. Sie erklärte, jüdische Studenten hätten Besseres verdient, als dass Schikanen und Drohungen gegen sie abgetan würden. Zudem hätten jüdische Fakultätsmitglieder Besseres verdient, »als von ihren Kollegen verspottet zu werden«.

Im April hatten sich israelfeindliche und antisemitische Proteste sowohl an an der Ost- als auch der Westküste der Vereinigten Staaten befindlichen Hochschulen ausgebreitet. Diese Welle sogenannter »propalästinensischer« Protestcamps, Demonstrationen und Gebäudebesetzungen setzte sich anschließend in Europa fort, darunter auch in der Bundesrepublik.

Antrittsbesuch

Merz reist nach Madrid: Differenzen in Haltung zu Israel

Insgesamt läuft es gut in den Beziehungen zwischen Deutschland und Spanien. Bei einem Thema gibt es aktuell aber Streit

 18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Washington D.C./Jerusalem

Trump und Netanjahu: Zerwürfnis nach Doha-Angriff

Hinter den Kulissen soll der amerikanische Präsident einem Zeitungsbericht zufolge über den israelischen Regierungschef geschimpft haben

 18.09.2025

Doha

Nach Schlag in Katar: Hamas-Anführer gibt TV-Interview

Ghazi Hamad, der als Planer der Massaker vom 7. Oktober gilt, gibt sich als Opfer des »zionistischen Feindes«

 18.09.2025

Jubiläum

Stimme der Demokratie

Vor 75 Jahren wurde der Zentralrat der Juden in Deutschland gegründet. Heute hat das Gremium vielfältige Aufgaben und ist unverzichtbarer Teil dieses Landes

von Detlef David Kauschke  17.09.2025

Europäische Union

Wie die EU-Kommission Israel sanktionieren will

Ursula von der Leyens Kommission will Israel alle Handelsvergünstigungen streichen. Doch eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten ist (noch) nicht in Sicht. Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  17.09.2025

Meinung

Sánchez missbraucht ein Radrennen für seine Israelpolitik

Dass Spaniens Regierungschef die Störer der Vuelta lobte, ist demokratieschwächend und gehört zu seinem Kalkül, Israel weltweit zu isolieren

von Nicole Dreyfus  17.09.2025

Zentralrat

Schuster: Zwei-Staaten-Lösung nach Friedensverhandlungen mit Israel

Ein jeweils selbstständiger Staat Israel und Palästina - dafür spricht sich auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland aus. Unter bestimmten Voraussetzungen

von Leticia Witte  17.09.2025

Köln

Antisemitische Ausschreitungen bei Kreisliga-Spiel

Spieler des Vereins Makkabi wurden offenbar beschimpft, bespuckt und körperlich attackiert

 17.09.2025