EILMELDUNG! Netanjahu zu Merz: »Deutschland belohnt Hamas-Terror«

Rüstungsexporte

CDU-Politiker: »Gegen den Terror braucht es auch Waffen«

Foto: IMAGO/Bernd Elmenthaler

Der CDU-Außen- und Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter hat in einem Statement für die Jüdische Allgemeine die Entscheidung der Bundesregierung kritisiert, vorerst keine Kriegswaffenexporte mehr an Israel zu genehmigen.

»Die Aussetzung von Waffenlieferungen an Israel halte ich persönlich für einen schweren politischen und strategischen Fehler Deutschlands. Die Glaubwürdigkeit unserer Staatsräson bemisst sich gerade an der Sicherheitskooperation und der Zusage, jüdisches Leben und den Staat Israel zu schützen. Dazu gehören Rüstungskooperation und Waffenlieferungen«, schrieb der Bundestagsabgeordnete.

Weiter schrieb er: »Einem Freund wie Israel vertraue ich, dass er die Waffen völkerrechtskonform einsetzt.« Durch die Aussetzung der Lieferungen werde Israels Recht zur Selbstverteidigung zumindest eingeschränkt, so Kiesewetter.

»Staatsräson wird zur Worthülse«

Deutschlands »gewachsene Freundschaft« mit Israel und der Begriff der »Staatsräson« würden so zu einer »leeren, unglaubwürdige Hülse«. Mit der Entscheidung beuge sich von CDU, CSU und SPD getragene Regierungskoalition »einem antisemitischen Mob der Straße, der jüdisches Leben auch in Deutschland bedroht« und auch der »kognitiven Kriegsführung einer gnadenlosen Hamas-Propaganda«, erklärte Kiesewetter.

»Damit wird keine einzige Geisel befreit und keinem einzigen Kind in Gaza geholfen. Kein einziger israelischer Bürger fühlt sich so sicherer. Wir verlieren aber an Glaubwürdigkeit in Europa, in der Welt, gegenüber den arabischen Staaten im Nahen und Mittleren Osten, die sich klar gegen die Hamas stellen. Vor allem belasten wir damit unsere gewachsene Freundschaft zu Israel. Ich bin enttäuscht und halte das für einen schweren Fehler«, so der stellvertretende Obmann der Union im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages.

Die Beschränkung der Zusammenarbeit mit Israel schade auch Deutschland, betonte er, denn »wir sind wesentlich stärker auf israelische Rüstung wie Arrow3 angewiesen als Israel auf Deutschland«. Auch bei der nachrichtendienstlichen Kooperation profitiere Deutschland mehr von Israel als umgekehrt.

Lesen Sie auch

Die Bundesrepublik habe es versäumt, die notwendigen Hebel zu bewegen, um glaubwürdig Druck auf die finanziellen und politischen Unterstützer der Hamas auszuüben. Schon längst hätten in Bezug auf den Iran der Snapback-Mechanismus für Sanktionen ausgelöst und die iranischen Revolutionsgarden auf die EU-Terrorliste gesetzt werden müssen, betonte er. Deutschland müsse zudem gegen den islamistischen Terror und antisemitische Umtriebe hierzulande viel stärker vorgehen.

»In der Stunde der Bewährung muss Deutschland klar an der Seite Israels, seiner Bürger und der noch immer eingeschlossenen Geiseln stehen. Für die Sicherheit Israels und für eine Chance in der Region, müssen die Terrorstrukturen der Hamas und der iranischen Proxies zerstört und die Terroristen entwaffnet werden«, so Roderich Kiesewetter. »Dazu braucht es auch Waffen.«

Auch von anderen Unionspolitikern kam Kritik an der neuen Haltung der Regierung Merz. Der Bundesvorsitzende der Jungen Union, Johannes Winkel, äußerte sich ähnlich. Auf X schrieb der CDU-Bundestagsabgeordnete: »Israel macht ab heute die Drecksarbeit für uns, nur ohne deutsche Waffen.»

Der hessische Landesverband der CDU-Nachwuchsorganisation nannte die Entscheidung einen »historischen Fehler« und einen »Schlag ins Gesicht unserer Wertegemeinschaft«. Auf Instagram postete der Bundesverband der Jungen Union eine Kachel, auf der geschrieben stand: »Staatsräson abgehakt? Ein Bruch mit den Grundsätzen der CDU«.

Rumoren in der CSU

Kritisch gegenüber dem Kurswechsel der Bundesregierung zeigte sich auch der Münchner Bundestagsabgeordnete Stephan Pilsinger. »Deutschland kann damit de facto keine Waffen mehr nach Israel liefern, da der Einsatz in Gaza ausgeschlossen sein muss. Israels Sicherheit gegenüber seinen zahlreichen gefährlichen Feinden wird dadurch sicher nicht verbessert«, schrieb der CSU-Politiker auf X.

Ludwig Spaenle (ebenfalls CSU), einst Staatsminister und heute Antisemitismusbeauftragter der Regierung von Markus Söder, sprach von einer »krassen Fehlentscheidung«. Die Entscheidung, Israels militärische Schlagkraft zu gefährden, so Spaenle, mache das »Gerede von der Staatsräson zum hohlen Gefasel«. In der CSU rumort es laut Medienberichten. Die Entscheidung zum Lieferstopp sei ein »Affront«, hieß es laut »Bild« aus Parteikreisen. Offenbar war die CSU-Führung um Söder vorab nicht von Merz eingeweiht worden.

Rückhalt für Merz kam dagegen aus der Führung der Sozialdemokraten, die schon länger einen Kurswechsel gefordert hatten. mth

Israel

Netanjahu zu Merz: »Deutschland belohnt Hamas-Terror«

Der israelische Regierungschef hat am Abend mit dem Bundeskanzler telefoniert - und ihn für die Entscheidung, Waffenlieferungen an Israel vorläufig einzustellen, hart kritisiert

 08.08.2025

München

CSU kritisiert Merz’ Stopp von Rüstungsexporten nach Israel

Die Christsozialen waren offenbar nicht an der Entscheidung beteiligt

 08.08.2025

Rüstungslieferungen

Zentralrat der Juden kritisiert Kurswechsel der Bundesregierung

Josef Schuster hat Bundeskanzler Merz aufgefordert, seine Entscheidung, vorerst keine Kriegswaffen mehr an Israel zu liefern, schnell wieder zu revidieren

 08.08.2025

Berlin

»Deutsche Hochnäsigkeit«: Scharfe Kritik an Stopp deutscher Waffenlieferungen

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft reagiert auf die Ankündigung der Bundesregierung, vorerst keine Kriegswaffen mehr an Israel zu liefern, die in Gaza zum Einsatz kommen könnten

 08.08.2025

Berlin

Bundesregierung stoppt Rüstungsexporte an Israel

Genehmigungen für die Ausfuhr entsprechender Güter an den jüdischen Staat werden ausgesetzt, sofern sie im Gazastreifen eingesetzt werden könnten

 08.08.2025 Aktualisiert

Beirut

Libanesische Regierung beschließt Entwaffnung der Hisbollah

Die Terroristen sollen laut einem vom US-Beauftragten Tom Barrack vorgelegten Dokument ihre Waffen ablegen, weigern sich aber, dies geschehen zu lassen

 08.08.2025

Gaza

UN räumt ein: 86 Prozent der Hilfsgüter werden abgefangen

Nur ein Bruchteil kommt bei den Bewohnern an. Der Rest verschwindet unterwegs

von Imanuel Marcus  08.08.2025 Aktualisiert

Dokumentation

»Mit tiefer Enttäuschung«

Künstler aus Thüringen üben mit einem Offenen Brief Kritik an ihren einseitig »israelkritischen« Kollegen

 07.08.2025

Erfurt

Jüdische Landesgemeinde lädt israelkritische Künstler ein

360 Kulturschaffende haben in einem offenen Brief ein Waffenembargo gegen Israel gefordert. Vertreter jüdischen Lebens kritisieren das Schreiben als einseitig und laden Unterzeichner aus Thüringen zum Dialog

 07.08.2025