Berlin

Bundestag verurteilt einhellig israelfeindliche Demonstrationen

Gitta Connemann (MdB, CDU) Foto: picture alliance / Flashpic

Die jüngsten israelfeindlichen Demonstrationen in Deutschland sind im Bundestag einhellig verurteilt worden. Es sei »purer Antisemitismus«, wenn auf deutschen Straßen die menschenverachtenden Taten der Hamas bejubelt würden, sagte die Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter, am Mittwoch in einer Aktuellen Stunde.

»Das dulden wir nicht.« Der FDP-Innenpolitiker Stephan Thomae forderte, dieses »schändliche Verhalten« müsse auch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. »Wir dürfen Extremismus und Antisemitismus keinen Zentimeter Raum lassen in unserem Land.«

»Wer für die Hamas oder Hisbollah Verständnis zeigt, entwertet unsere Zivilisation«, sagte die CDU-Abgeordnete Gitta Connemann. Sie schäme sich für das Bild, das Deutschland derzeit biete. »Wir müssen es ändern. Sofort. Denn »Nie wieder« ist jetzt.« Connemann erinnerte damit an die Lehre aus dem Holocaust, dass sich die Verbrechen der Nationalsozialisten mit der Ermordung von Millionen Juden nie wiederholen dürften.

»Widerwärtige Jubelszenen«

Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion, Dirk Wiese, sprach von »widerwärtigen Jubelszenen«, die nicht hinnehmbar seien. »Es ist unser aller Verantwortung, dagegen aufzustehen, gemeinsam zu zeigen: Das ist nicht unser Land, was wir da gesehen haben. Da sind wir alle gefordert.« Das gelte auch für den feigen Brandanschlag auf eine Synagoge in Berlin oder das Sprühen von Davidsternen auf Hauswände.

Benjamin Strasser, der parlamentarische Staatssekretär im Bundesjustizministerium, nannte es eine bittere Wahrheit, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht zu jeder Tageszeit und nicht immer geschützt seien. »Deutschland ist kein sicherer Ort für jüdisches Leben.« Angst sei ein Alltagsbegleiter für Jüdinnen und Juden in Deutschland seit vielen Jahren.

Petra Pau von der Linken betonte, nichts biete eine Rechtfertigung für die Attacken der Hamas auf Israel. »Es muss jetzt unmissverständlich klar sein: Wenn Terroristen morden, dann ist es Zeit für Haltung. Es ist nicht die Zeit für ein »ja, aber« oder »vielleicht«. Nichts bietet eine Rechtfertigung für diese Attacken.«

Die innenpolitische Sprecherin der Grünen, Lamya Kaddor, sagte, man dürfe das Problem nicht auf »einen importierten Antisemitismus reduzieren«. Es gebe in Deutschland auch »reichlich hausgemachten Antisemitismus«. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) betonte die Wichtigkeit von Prävention gegen Antisemitismus. Dafür brauche man mehr und nicht weniger Programme. dpa

Offener Brief

Lieber Herr Bundeskanzler Merz,

Nach Ihrem Wortbruch und dem Schaden für die Staatsraison wünsche ich Ihnen: Einsicht, Selbstkritik, Umkehr - und einen schönen Resturlaub!

von Daniel Neumann  11.08.2025

Geburtstag

Zielscheibe des Hasses: George Soros wird 95

Was früher der international tätigen Bankiersfamilie Rothschild geschah, trifft inzwischen den Milliardär George Soros: Er wird weltweit als Symbol einer angeblichen »globalen Verschwörung« diffamiert

von Christiane Laudage  11.08.2025

Interview

»Deutschland ist abhängiger von Israel als umgekehrt«

Der Militärexperte Carlo Masala über die Auswirkungen von Deutschlands Waffenembargos gegen Israel

von Sophie Albers Ben Chamo  11.08.2025

Meinung

Unterwerfung

Die Entscheidung der Bundesregierung, Waffenlieferungen an Israel zu stoppen, ist keine außenpolitische Randnotiz – sie ist eine Kapitulation vor den lautstärksten antisemitischen Gruppierungen auf Deutschlands Straßen

von Ahmad Mansour  11.08.2025

Wiesbaden

Boris Rhein wendet sich gegen Stopp von Waffenexporten nach Israel

Er ist der erste CDU-Ministerpräsident, der die Entscheidung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) öffentlich kritisiert. Zuvor war es mit der CSU zu Streit gekommen

 11.08.2025

Berlin

Wegen israelischer Zeitung beleidigt

In einem Bus auf der Linie M19 wurde am Freitag ein Passagier angriffen, weil er eine israelische Zeitung auf dem Handy las

 11.08.2025 Aktualisiert

Berlin

Spahn äußert sich zu Merz’ Waffenstopp für Israel

Der Fraktionsvorsitzende der Unionsparteien nennt den Entschluss, der auch im eigenen Lager für viel Kritik sorgte, »vertretbar«

 11.08.2025

München

CSU will Merz’ Waffenstopp für Israel rückgängig machen

Die Bayern haben offenbar eine Idee, wie die von ihnen geforderte Kurskorrektur begründet werden könnte

 11.08.2025

Frankfurt am Main

Auschwitz verblasst - Gerichtsdokumente erinnern an das Grauen

80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs schwindet das Wissen um die Schoa. Dabei hatte es im Nachkriegsdeutschland lange gedauert, bis Auschwitz mehr als ein Wort wurde. Ein Prozess änderte das

von Christoph Arens  11.08.2025