Berlin

Bundesregierung gibt Zustimmung für Militärrabbiner

Der Berliner Rabbiner Avraham Daus auf dem jüdischen Friedhof Weißensee vor Bundeswehrsoldaten (Archiv) Foto: dpa

Für jüdische Bundeswehrsoldaten kann es voraussichtlich schon bald eigene Militärseelsorger geben. Das Bundeskabinett gab am Mittwoch in Berlin seine Zustimmung zu einem Staatsvertrag für die Einsetzung von Militärrabbinern. Erstmals seit 100 Jahren würde es damit wieder jüdische Militärseelsorge in der deutschen Armee geben.

Ein entsprechender Staatsvertrag zwischen der Bundesregierung und dem Zentralrat der Juden in Deutschland soll auf dem Gemeindetag nächste Woche geschlossen werden. Die Unterzeichnung durch Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Zentralratspräsident Josef Schuster ist für den 20. Dezember geplant.

ZEICHEN Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bezeichnete die Entscheidung als wichtiges Zeichen. »Nach rund 100 Jahren werden wir wieder jüdische Militärrabbiner in der Bundeswehr einrichten. Ein klares Bekenntnis: Jüdisches Leben ist selbstverständlich in unserem Land«, schrieb die CDU-Politikerin auf Twitter.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Zentralratspräsident Josef Schuster sagte zum heutigen Kabinettsbeschluss: »Die Militärrabbiner werden die Bundeswehr bereichern. Sie werden sowohl als Seelsorger und Vertrauenspersonen für die Soldaten zur Verfügung stehen als auch über den lebenskundlichen Unterricht zur Gewissensbildung der Soldaten beitragen. Die Berufung von Militärrabbinern unterstreicht die Verankerung der Bundeswehr in unserer demokratischen Gesellschaft.«

Regierungssprecher Steffen Seibert sprach von einem »starken Zeichen für jüdisches Leben hier in Deutschland und für dessen Verankerung in der Bundeswehr«. In der Regierungspressekonferenz sagte er: »Die jüdische Militärseelsorge soll das Grundrecht der jüdischen Soldaten und Soldatinnen auf ihre freie Religionsausübung gewährleisten.«

Der Beauftragte der Bundesregierung für Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU), begrüßte den Kabinettsbeschluss. »Der Vertrag ist ein Eckstein der Religionsfreiheit in Deutschland«, sagte er. Alle Soldatinnen und Soldaten hätten Anspruch auf Seelsorge. Dieser Vertrag zeige zudem, »dass das jüdische Leben zu Deutschland gehört«, sagte Grübel.

»Die Militärrabbiner werden die Bundeswehr bereichern«, sagt Zentralratspräsident Josef Schuster zum heutigen Kabinettsbeschluss.

Militärrabbiner sollten die »Seelsorge für jüdische Soldaten, aber auch für alle Soldaten, unabhängig von der Konfession, gewährleisten«, heißt es in einer Beschlussvorlage. Sie sollten Aus- und Fortbildungen begleiten, Schriften zu ethischen Fragen verfassen und in die Bundeswehr als Institution hineinwirken. »Auf diesem Wege kann das Verständnis für das Judentum und die jüdische Gemeinschaft in der Bundesrepublik Deutschland gefördert werden«, hieß es weiter.

SOLDATEN Nach Schätzungen der Bundesregierung dienen in der Bundeswehr etwa 300 jüdische Soldaten und rund 3000 muslimische Soldaten. Auch eine muslimische Seelsorge ist geplant.

Unter den rund 180.000 Soldaten dienen zudem etwa 90.000 Christen. Sie werden von evangelischen und katholischen Seelsorgern betreut. Die Religionszugehörigkeit der Soldaten wird ausschließlich auf freiwilliger Basis erfasst.

Das religiöse Personal ist Ansprechpartner für gläubige Soldaten und organisiert Gottesdienste. Seelsorger begleiten zudem Auslandseinsätze der Bundeswehr.

Die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte Anfang April dieses Jahres angekündigt, dass es künftig neben den Seelsorgern der Kirchen auch Militärrabbiner in der Bundeswehr geben soll. Das religiöse Personal ist Ansprechpartner für gläubige Soldaten und organisiert Gottesdienste. Seelsorger begleiten zudem Auslandseinsätze der Bundeswehr.

SIGNAL »Gerade in Zeiten, in denen Antisemitismus, religiöse Polarisierung und Engstirnigkeit vielerorts auf dem Vormarsch sind, ist das ein wichtiges Signal«, betonte von der Leyen damals.

Zentralratspräsident Josef Schuster hatte dies begrüßt: »Die Berufung von Militärrabbinern ist ein Zeichen für das gewachsene Vertrauensverhältnis der jüdischen Gemeinschaft in die Bundeswehr als Teil unserer demokratischen Gesellschaft. Mit jüdischer Militärseelsorge wollen wir unseren Beitrag zur ethischen Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten leisten. Die Bundeswehr soll ein positives Spiegelbild unserer Gesellschaft sein.«  epd/ja/dpa

Debatte

Verbot durch US-Präsident Trump: Wie gefährlich ist die »Antifa-Ost« wirklich?

In einem ungewöhnlichen Schritt stuft die Trump-Regierung vier linksextreme Organisationen als Terrorgruppen ein - in Europa. Betroffen ist auch eine Gruppierung in Deutschland

von Luzia Geier  14.11.2025

Nahostkonflikt

Indonesien will 20.000 Soldaten für Gaza-Truppe bereitstellen

Der US-Plan für die Stabilisierung des Küstenstreifens sieht eine internationale Eingreiftruppe vor. Einige Staaten haben bereits Interesse bekundet

 14.11.2025

Terror

Mutmaßliches Hamas-Mitglied in U-Haft

Der Mann soll Waffen für Anschläge auf jüdische und israelische Ziele transportiert haben

 14.11.2025

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Schleswig-Holstein

Polizei nimmt weiteren Hamas-Terroristen fest

Mahmoud Z. soll ein Sturmgewehr, acht Pistolen und mehr als 600 Schuss Munition für Anschläge gegen jüdische und israelische Einrichtungen organisiert haben

 13.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten klettern auf Brandenburger Tor

Oben angelangt entrollten sie ein Banner, auf dem sie Israel Völkermord vorwarfen

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025