Fußball

»Brücke der Verständigung«

Borussia-Präsident Rolf Königs Foto: dpa

Fußballbundesligist Borussia Mönchengladbach wurde mit dem Zukunftspreis 2014 der Israelstiftung in Deutschland ausgezeichnet. Der Preis, der am Dienstag im Mönchengladbacher Borussenpark verliehen wurde, würdigt das Engagement des Proficlubs zur Völkerverständigung und Versöhnung zwischen Israel und Deutschland.

Borussia Mönchengladbach hat mit seinen 27 Spielen gegen israelische Mannschaften seit 1970 den »Fußball als Brücke der Verständigung« verstanden, heißt es in der Begründung. Zuletzt war das Profiteam 2008 zu Besuch in Israel.

emotional Bei der Preisverleihung war auch Israels Botschafter in Deutschland, Yakov Hadas-Handelsman, anwesend, der die Laudatio hielt. Der Diplomat erinnerte daran, dass er als Zwölfjähriger 1970 im damals ausverkauften Stadion beim ersten Spiel dabei war. »Ich werde noch heute emotional, wenn ich an dieses Erlebnis zurückdenke. Und wenn mir einer damals gesagt hätte, dass ich 44 Jahre später als Botschafter des Staates Israel meine Fußballhelden von damals im Borussiapark in Mönchengladbach ehren würde, den hätte ich für verrückt erklärt«, sagte Hadas-Handelsman. Mönchengladbach spielte damals gegen die israelische Nationalmannschaft und gewann 6:0. Hadas-Handelsman weiter: »Borussia kann stolz darauf sein, eine große Rolle dabei gespielt zu haben, Deutsche und Israelis einander näherzubringen.«

Die stellvertretende Vorsitzende der Israelstiftung, Gabriele Nitsch, sagte der Jüdischen Allgemeinen, dass die Fußballer von Borussia Mönchengladbach 1970 Türen und Herzen geöffnet hätten, sodass Deutschland in Israel wieder anders wahrgenommen wurde: »Was Politik in Jahrzehnten versuchte, hat Borussia Mönchengladbach in 90 Minuten Spielzeit erreicht.«

weisweiler Erinnert wurde auch an die Rolle des früheren Mönchengladbach-Trainers Hennes Weisweiler, der als Ausbilder an der Kölner Sporthochschule auch etliche israelische Trainer unterrichtete und so den Kontakt herstellte. Mit dem damaligen israelischen Nationaltrainer, dem Schoa-Überlebenden Emanuel Schaffer, war Weisweiler befreundet. Weisweilers Witwe Gisela war eigens zu der Preisverleihung angereist.

Borussia-Präsident Rolf Königs widmete den Zukunftspreis Hennes Weisweiler. Er habe schließlich die Grundlage für den guten Kontakt zu Israel gelegt. »Wir werden nicht locker lassen, unseren Beitrag für die Völkerverständigung zu leisten«, betonte Königs.

yad vashem Auch Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB) war zur Ehrung gekommen, wie auch die stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes NRW, Sylvia Löhrmann. Niersbach sagte: »Der Verein steht für eine tiefe und ehrliche Verbundenheit mit diesem Land. Deshalb hat Borussia diese Auszeichnung verdient.« Er begründete auch, warum bei jeder Reise einer DFB- und einer Mönchengladbacher Mannschaft ein Besuch der Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem auf dem Programm steht: »Wir wollen erinnern an das, was geschehen ist, und wollen den Fußball einsetzen im Zeichen eines ›Nie Wieder‹.«

Sylvia Lörmann betonte in ihrem Grußwort: »Borussia Mönchengladbach ist ein wunderbares Beispiel dafür, was für eine Brücke dieses Lebensgefühl sein kann.« Und die NRW-Landtagspräsidentin Carina Gödecke fügte hinzu, dieses langjährige Engagement eines Bundesligisten sei keinesfalls selbstverständlich.

profis Ehemalige Spieler waren am Dienstagabend ebenfalls gekommen. Der langjährige Torwart Wolfgang Kleff erinnert sich, dass er die Reise als »Abenteuer« empfand: »Wir wussten nicht, was passieren würde. Der Empfang aber war bewundernswert.« Und der Spieler Herbert Laumen, der beim Premierenspiel zwei Tore schoss, ergänzte: »Wir sind selbst nach dem Spiel sehr gefeiert worden.« Erst da sei den Borussen die Bedeutung ihres Spiels in Israel richtig bewusst geworden.

Die 2005 gegründete Israelstiftung in Deutschland mit Sitz in Münster setzt sich gegen das Vergessen und für das Erinnern an die deutschen Verbrechen im Nationalsozialismus ein, aus denen sich die besonderen Beziehungen zu Israel begründen. Mit dem Zukunftspreis, der mit 5000 Euro dotiert ist, würdigt die Stiftung Initiativen, Gruppen und Menschen, die in außergewöhnlicher Weise mit dem Staat Israel und seinen Menschen verbunden sind. ja (mit epd)

Wien

IAEA-Chef: Iran könnte Atomprogramm wieder aufbauen

Wurde das Nuklearprogramm um Jahre zurückgeworfen oder nur um Monate verzögert? Der oberste UN-Atomwächter lässt sich auf diese Debatte nicht ein. Er verweist stattdessen auf die Resilienz des Iran

 25.06.2025

Nahost

Wie Menschen in Teheran auf die Waffenruhe blicken

Die Waffenruhe zwischen dem Iran und Israel scheint vorerst zu halten. Menschen in Teheran sind erleichtert über das Ende der Angriffe in der Metropole. Es werden aber auch Töne der Enttäuschung laut

von Anne Pollmann  25.06.2025

Den Haag

Trump sieht »komplette Auslöschung« der Atomanlagen Irans

Die israelischen Streitkräfte sehen dies anders

 25.06.2025

Essay

Aber das Völkerrecht!

Von vielen deutschen Journalisten und anderen »Israelkritikern« wird die überstaatliche Rechtsordnung einseitig gegen den jüdischen Staat in Stellung gebracht. Derweil verschanzen sich hinter dem Ruf nach Völkerrecht die Mörder

von Philipp Peyman Engel  25.06.2025

Meinung

Iran: Was Deutschland jetzt tun muss

Nach den Luftschlägen gegen iranische Atomanlagen kann die Bundesrepublik nicht zu ihrer alten Iranpolitik zurückkehren. Sie muss Druck auf das Regime in Teheran ausüben

von Michael Spaney  25.06.2025

New York

Steve Witkoff: USA führen wieder Gespräche mit Iran

Erst griffen die USA Atomanlagen im Iran an, nun wird nach Angaben des US-Sondergesandten wieder über einen Deal verhandelt. Die Gespräche seien vielversprechend

 25.06.2025

Aktionstag

Razzien gegen Hetze im Netz in ganz Deutschland

Unter Federführung des Bundeskriminalamts geht die Polizei in allen 16 Bundesländern gegen mutmaßliche Verfasser von Hass- und Hetz-Postings im Internet vor. Oft geht es um rechtsradikale Äußerungen

 25.06.2025

Teheran

IAEA-Chef Grossi: Atominspektoren müssen Arbeit im Iran fortsetzen

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde richtet einen Appell an das Regime - und bekundet seine Bereitschaft zu einem Treffen mit dem iranischen Außenminister

 25.06.2025

Berlin

Klingbeil zu »Drecksarbeit«-Zitat: »Das ist meine Wortwahl nicht«

Viel Kritik musste Bundeskanzler Friedrich Merz wegen seiner Aussage einstecken, Israel mache im Iran die Drecksarbeit für alle. Auch seinem Vize gefällt das Wort nicht

 25.06.2025