Warnung

»Auschwitz ist nicht vom Himmel gefallen«

Zeitzeuge Marian Turski beim 75. Jahrestag der Befreiung des deutschen Konzentrationslagers Auschwitz Foto: imago

Der Holocaust-Überlebende Marian Turski hat eindringlich daran erinnert, dass die nationalsozialistischen Verbrechen nicht aus einem luftleeren Raum heraus geschehen sind.

»Auschwitz ist nicht vom Himmel gefallen. Auschwitz hat sich Schritt für Schritt eingeschlichen, von kleinen diskriminierenden Verordnungen bis zum massenhaften Völkermord«, schreibt der Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees heute in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«.

APPELL Er adressiert darin einen Brief an Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Darin appelliert er an Zuckerberg, »nicht wider die Demokratie, sondern der Demokratie zuliebe nicht zuzulassen, dass Holocaust-Leugner auf Facebook in Erscheinung treten«.

Wegen des Umgangs mit Hassbotschaften und »Fake News« in Sozialen Netzwerken insgesamt hatte sich erst kürzlich auch der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, Pinchas Goldschmidt, kritisch über Zuckerberg geäußert: Dass ausgerechnet ein jüdischer Unternehmer wie er nicht erkennen wolle oder könne, wohin Hass und Verleumdung von Gruppen führen könnten, sei traurig und geschichtsblind.

»Menschen, die heute den Holocaust leugnen, verfolgen eine Ideologie und geben sie an die junge Generation von heute weiter.«

Schoa-Überlebender Marian Turski

Turski, der das Lager Auschwitz überlebt hat, bezeichnete Zuckerberg als einen der »Potentaten der Macht, der sogenannten vierten Gewalt, denn Facebook ist ein Teil der vierten Gewalt«.

LEUGNUNG Wenn auf Facebook jemand dazu anstifte, ihn, Turski, umzubringen, dann denke er, dass Zuckerberg das sicher für unzulässig halten werde. »Aber Menschen, die heute den Holocaust leugnen, verfolgen eine Ideologie und geben sie an die junge Generation von heute weiter.«

Der Zeitzeuge schreibt weiter, dass Auschwitz unter Umständen habe geschehen können, unter denen »die Menschen verdummt und an eine Lüge nach der anderen gewöhnt wurden, mit Hassrede auf Hassrede überflutet wurden«. Am Ende »dieses Vormarschs von Lüge und Hassrede« habe die Anstiftung zum Mord gestanden. Daher sei die Leugnung des Holocaust tödlich für das demokratische System.

Ein Facebook-Sprecher erklärte: »Wir nehmen jeden Post herunter, der den Holocaust preist, verteidigt oder rechtfertigt.« Dies gelte etwa auch für Inhalte, die Holocaust-Überlebende verhöhnen oder die Opfer der Lüge über die Grausamkeiten bezichtigen. »In Ländern, in denen dies gegen das Gesetz verstößt – wie in Deutschland, Frankreich und Polen – werden wir im Einklang mit dem Gesetz zudem Schritte unternehmen, um Zugänge einzuschränken.« kna

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  20.11.2025 Aktualisiert

Berlin

Messerangriff am Holocaust-Mahnmal: Prozess beginnt

Ein 19-jährigen Syrer soll dort im Februar einem spanischen Touristen lebensgefährlich verletzt haben. Aufgrund einer sofortigen Notoperation überlebte das Opfer

 20.11.2025

Washington D.C.

Trump unterschreibt Gesetz zur Freigabe von Epstein-Akten

Der Druck auf den US-Präsidenten wurde zu groß - nun hat er die Veröffentlichung von Akten zu einem Fall genehmigt, den er nicht loswurde. Was das bedeutet

von Anna Ringle, Franziska Spiecker, Khang Mischke, Luzia Geier  20.11.2025

Russischer Eroberungskrieg

Neuer US-Friedensplan: Ukraine unter Druck

Die USA haben Sanktionen gegen Russland verhängt, doch hinter den Kulissen scheint weiter verhandelt worden zu sein. Kiew trifft dies zu einem doppelt ungünstigen Zeitpunkt

 20.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  20.11.2025

Essay

All die potenziellen Schüsse

In diesem Herbst liest man fast täglich von vereitelten Anschlägen auf Juden. Was die ständige Bedrohung mit uns macht

von Mascha Malburg  20.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

Die Universität verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass es erhebliche Zweifel gegeben habe, »ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte«

 19.11.2025