Abschiebepolitik

Beauftragter gegen Antisemitismus Blume lehnt Bundesverdienstkreuz ab

Der Antisemitismusbeauftragte für Baden-Württemberg, Michael Blume Foto: picture alliance/dpa

Der Antisemitismusbeauftragte der baden-württembergischen Landesregierung, Michael Blume, hat nach eigenen Worten die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz abgelehnt - aus Protest gegen die Jesiden-Politik Deutschlands.

Bei einer Tagung in Stuttgart kritisierte Blume am Dienstag, dass es bisher keinen dauerhaften bundesweiten Abschiebestopp für nach Deutschland geflüchtete Jesidinnen und Jesiden gebe.

Der Bundestag habe 2023 zwar die ab 2014 verübten Verbrechen der Terrororganisation »Islamischer Staat« (IS) an den Jesidinnen und Jesiden im Nordirak als Völkermord anerkannt, das Parlament setze aber »den anerkannten Genozid nicht in Recht um«, monierte Blume.

Blume hatte seinerzeit als Mitarbeiter der Landesregierung eine maßgebliche Rolle dabei gespielt, dass zahlreiche Jesiden im Nordirak vor dem Genozid gerettet und rund 1000 jesidische Frauen und Kinder in Baden-Württemberg aufgenommen wurden. Der Psychologe und Migrationsexperte Jan Ilhan Kizilhan - der ebenfalls an der Rettungsaktion mitwirkte und traumatisierte Jesidinnen begleitete - hatte 2024 das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten.

»Unmoralisch und unglaubwürdig«

Blume sagte, er halte die Auszeichnung für Kizilhan für völlig gerechtfertigt. Er selbst habe aber dem Bundespräsidialamt mitgeteilt, dass er mehrere Vorschläge, das Bundesverdienstkreuz zu erhalten, abgelehnt habe. »Solange der Bundestag den Genozid an den Jesiden zwar anerkennt, aber nicht in der Lage ist, die Jesidinnen und Jesiden in unserem Land zu schützen, möchte ich diesen Preis nicht«, sagte Blume. Er sei von der Bundespolitik enttäuscht, die »unmoralisch und unglaubwürdig« handele.

Lesen Sie auch

Der Bundestag habe zwar einstimmig beschlossen, den Genozid anzuerkennen. Darüber sei er »stolz und glücklich« gewesen, sagte Blume. »Dass dann aber das Parlament nicht in der Lage ist, zu sagen: Die Jesidinnen und Jesiden, die nicht straffällig geworden sind, die sich korrekt verhalten haben, die dürfen bleiben, das will mir nicht in den Kopf.« Blume äußerte sich bei einer Tagung der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart zum Thema »Jesidentum in Deutschland«. kna

Dialog

Besondere Beziehungen

Warum die kurdische Gemeinschaft an der Seite Israels und der Juden weltweit steht

von Ali Ertan Toprak  06.09.2025

Essay

Das Gerücht über Israel

Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Lüge. Was früher dem Juden als Individuum unterstellt wurde, wird nun Israel als Nation vorgeworfen

von Daniel Neumann  06.09.2025 Aktualisiert

Brüssel

Genozid-Debatte: EU-Kommission distanziert sich von Ribera

Die Europäische Kommission will sich die Einschätzung ihrer spanischen Vizepräsidentin nicht zu eigen machen, wonach Israel einen Genozid an den Palästinensern verübe

 05.09.2025

Schweden

Jazz-Musiker David Hermlin wirft Festival Cancelling vor

Der Musiker habe auf einem Swing-Festival propalästinensischen Aktivisten Fragen gestellt. Plötzlich sei ihm »Einschüchterung« vorgeworfen worden

 05.09.2025

Besuch

Neue Schulpartnerschaften zwischen Israel und Hessen

Solidarität in schwierigen Zeiten: Hessens Bildungsminister Schwarz besucht Israel und vereinbart mit seinem dortigen Amtskollegen eine neue Kooperation

von Matthias Jöran Berntsen  05.09.2025

Bericht

Senat: Rund 200 Personen werden der Hamas zugrechnet

Der ebenfalls als terroristische Organisation eingestuften »Volksfront zur Befreiung Palästinas« (PFLP) würden rund 30 Personen zugerechnet

 06.09.2025 Aktualisiert

München

Israelische Konsulin warnt vor wachsendem Judenhass

»Da wünsche ich mir mehr Haltung«, sagt Talya Lador-Fresher

 05.09.2025

Frankfurt am Main

Vor 80 Jahren: Erster Gottesdienst in Westendsynagoge

Ein Besuch in der größten Synagoge der Stadt und ein Gespräch über Verbundenheit sowie den 7. Oktober

von Leticia Witte  05.09.2025

Paris

EU-Kommissionsvize greift Israel scharf an

Teresa Ribera spricht bei einem Votrag in Zusammenhang mit dem Vorgehen des jüdischen Staates gegen den Terror in Gaza von einem »Genozid«

 05.09.2025