Frankfurt am Main

»Antisemitische Reaktion« im Studio des Hessischen Rundfunks

Haya Schulmann, Professorin am Lehrstuhl für Informatik der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Foto: picture alliance/dpa

Die Informatikprofessorin Haya Schulmann hat Vorwürfe gegen eine Moderatorin und die Redaktion einer Sendung des Hessischen Rundfunks (HR) erhoben. Es geht um Judenhass, der zutage getreten sein soll.

Sie sei gebeten worden, in »Hallo Hessen« über Datenschutz in Europa zu sprechen, schrieb Schulmann auf der Plattform LinkedIn. Im Rahmen einer Probe habe sie mit der Moderatorin geplaudert. Diese habe sie gefragt, woher ihr Name stamme. Ihre Antwort: »Israel«.

Daraufhin soll die Moderatorin, die laut Schulmann türkischer Abstammung ist, »Bäääh!« gerufen und die Zunge herausgestreckt haben. Nach diesem Vorfall habe die Moderatorin bei der Probe kein Wort mehr gesprochen und sie selbst sei stumm geschaltet worden, so die Informatik-Expertin.

»Etablierte, deutsche Sendung«

»Es fällt mir schwer, dieses Verhalten anders als rassistisch oder antisemitisch zu deuten«, schrieb Haya Schulmann. »Nie zuvor ist mir so etwas in einer etablierten, deutschen Sendung begegnet.«

Später habe sie in der Redaktion nachgefragt, ob ein solches Verhalten in »Hallo Hessen« Standard sei. Ihr sei daraufhin nur gesagt worden, die Moderatorin habe es nicht so gemeint. Sie hätte es falsch verstanden und der Vorfall sei schon mit der Moderatorin geklärt worden. Eine Entschuldigung sei ausgeblieben.

»Ich habe keine Vorurteile, mir ist es völlig gleich, woher jemand kommt und erst recht, woher seine Vorfahren kamen«, so Schulmann. »Dasselbe erwarte ich auch von seriösen Medien. Dass die Redaktion einer etablierten Mainstream-Sendung in Deutschland sich hinter ein solches Verhalten stellt und es damit gutheißt, hat mich entsetzt.«

Reaktion des HR

Am Mittwochabend veröffentlichte der Hessische Rundfunk eine »Aktuelle Information« auf seiner Webseite. Darin heißt es, im Nachgang der Sendung werde der Vorgang »intern im Rahmen einer unabhängigen Prüfung« analysiert.

Von einer »antisemitischen Reaktion«, die Haya Schulmann wahrgenommen habe, ist in der Erklärung die Rede. Auf LinkedIn habe diese »eine breite öffentliche Reaktion ausgelöst«. »Wir nehmen diese Wahrnehmung sehr ernst und haben das Thema unmittelbar aufgenommen und einer unabhängigen, ergebnisoffenen Untersuchung zugeführt.«

Die Programmdirektorin des HR, Julia Krittian, habe nach Bekanntwerden der Vorwürfe den für solche Fälle vorgesehenen Prüfprozess initiiert, in dessen Rahmen alle Beteiligten befragt würden. Auch habe sie sich mit Schulmann ausgetauscht.

»Unser Verfahren beinhaltet, dass die unabhängige interne Revision die Prüfung des Sachverhalts durchführt. Wir bitten um die nötige Geduld, die eine sorgfältige Aufarbeitung erfordert sowie um einen respektvollen Umgang mit allen Beteiligten«, so der HR. Wann ein Ergebnis vorliegen wird, ist nicht bekannt.

Toronto

Miriam Mattova aus Uber geworfen, weil sie Jüdin ist

»Was passiert ist, ist nicht nur ein unangenehmer Moment. Es ist eine Erinnerung daran, warum es wichtig ist, sich zu äußern«, sagt das Model

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Israel

Ein zarter Neuanfang

Bei seinem Antrittsbesuch in Jerusalem wollte Bundeskanzler Friedrich Merz das zuletzt stark belastete Verhältnis zum jüdischen Staat kitten. Ist es ihm gelungen? Eine Analyse

von Philipp Peyman Engel  07.12.2025

Jerusalem

Netanjahu: »Stellen Sie sich vor, jemand würde Deutschland vernichten wollen«

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz lobte der Premierminister Bundeskanzler Merz als verständigen Gesprächspartner und rechtfertigte Israels hartes Vorgehen gegen die Hamas

 07.12.2025 Aktualisiert

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025

Umfrage

KAS-Studie: Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine neue Studie zum Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft vorgelegt. Dabei wurden auch Einstellungen zu Juden abgefragt

 07.12.2025

Simi Valley

»Vorbildliche Verbündete«: Hegseth nennt Israel und Deutschland

Die Signale, die jüngst aus den USA in Richtung Europa drangen, waren alles andere als positiv. Der US-Verteidigungsminister findet nun allerdings nicht nur Lob für den jüdischen Staat, sondern auch für einige EU-Staaten

 07.12.2025