Berlin

Anti-Israel-Demo am 9. November

Immer wieder finden auf dem Hermannplatz israelfeindliche Proteste statt: Kundgebung im Mai 2021 Foto: imago images/Achille Abboud

Die Gruppe »Rote Blüte Palästina« veranstaltet heute auf dem Berliner Hermannplatz eine Kundgebung unter dem Motto »Von Berlin bis Palästina – Hoch die internationale Solidarität!«.

Für den Protest »gegen Kolonialismus, Imperialismus, Ausbeutung und Unterdrückung« wurde offenbar bewusst der Jahrestag der Novemberpogrome 1938 gewählt. Im Ankündigungstext der Kundgebung heißt es, man wolle »anschließend gemeinsam in Neukölln Stolpersteine putzen gehen«.

Verhöhnung »Dass hier der Hass auf Israel mit dem Gedenken an die Schoa verbunden wird, ist doppelt infam«, sagte der Antisemitismusbeauftrage Berlins, Samuel Salzborn, gegenüber der Jüdischen Allgemeinen. »Die Opfer des Nationalsozialismus werden verhöhnt, während zugleich der Hass auf den jüdischen Staat Israel geschürt wird.«

»Dass hier der Hass auf Israel mit dem Gedenken an die Schoa verbunden wird, ist doppelt infam.«

Antisemitismusbeauftragter Samuel salzborn

Der Flyer, mit dem die Kundgebung beworben wird, zeigt eine mit einem sogenannten Palästinensertuch vermummte Person, die eine Steinschleuder in Händen hält. Das sei »eine offene und unmissverständliche Affirmation von Gewalt«, so Salzborn. Der Slogan »Von Berlin nach Palästina« mache deutlich, dass »die Gewaltandrohung auch auf Berlin gerichtet« werde. »In Wort und Bild der Ankündigung ist insofern eine massive Radikalisierung überdeutlich.«

Salzborn betrachtet die angekündigte Kundgebung in einer Linie mit Demonstrationen der Jahre 2014 und 2021, auf denen es wiederholt zu Israel- und Judenhass gekommen war. Darin drücke »sich eine immer gefährlicher werdende Radikalisierung aus, die auch sicherheitspolitisch intensiv wahrgenommen werden« müsse. Die Wahl des Datums der Kundgebung werte er zudem als »Angriff auf Erinnerung und Gedenken«.

Intifada Die Gruppierung »Rote Blüte Palästina« beschreibt auf ihrer Website ihr Selbstverständnis so: »Wir setzen uns in Berlin für die Freiheit des palästinensischen Volkes ein und richten uns besonders gegen den deutschen Imperialismus.« Die Gruppe sagt von sich, sie haben »den Kampf aufgenommen«, und macht sich explizit den Slogan »Intifada bis zum Sieg« zu eigen. Damit bezieht sie sich positiv auf palästinensische Aufstände, während derer Hunderte israelische Juden durch Terroranschläge getötet wurden.

Demonstrationsbeobachter Levi Salomon sieht in der Kundgebung »eine bewusste Provokation«.

Der Demonstrationsbeobachter Levi Salomon sieht bei der neu gegründeten Gruppe eine Nähe zur antisemitischen BDS-Bewegung, die sich für einen umfassenden Boykott Israels einsetzt. Dass für die Kundgebung der 9. November gewählt wurde, sei »eine bewusste Provokation«, so der Gründer des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus (JFDA). »An einem anderen Tag würden sie deutlich weniger Aufmerksamkeit bekommen.« Laut Salomon ist das sowohl bei Islamisten als auch bei Links- und Rechtsextremen eine beliebte Taktik. So würde versucht, »die Erinnerungskultur umzudeuten«.

Die Berliner Polizei bestätigte auf Anfrage, dass ihr der Aufruf zum Stolperstein putzen im Anschluss an die Kundgebung bekannt sei. Es lägen ihr »jedoch keine Erkenntnisse vor, dass der Versammlungsleitende/-anzeigende der zur Stolperstein-Aktion aufrufenden Organisation angehört oder mit dieser in Verbindung steht.« Sollte im Zusammenhang mit der Aktion »eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und/oder Ordnung entstehen«, werde die Polizei »alle notwendigen Maßnahmen zur Verhinderung dessen ergreifen«.

Analyse

Warum die Anerkennung Somalilands so viel Aufsehen erregt

Das kleine Land am Horn von Afrika hat plötzlich eine große geopolitische Bedeutung. Dafür gibt es gute Gründe

von Ralf Balke  29.12.2025

Kommentar

Wer Glaubenssymbole angreift, will Gläubige angreifen

Egal ob abgerissene Mesusot, beschmierte Moscheen oder verwüstete Kirchen: Politik und Religion werden zurzeit wieder zu einem hochexplosiven Gemisch. Dabei sollte man beides streng trennen

 29.12.2025

Großbritannien

Freigelassener Demokratie-Aktivist rief zum Mord an »Zionisten« auf

Der Brite Alaa Abdel Fattah galt als Held der ägyptischen Demokratiebewegung. Doch nach seiner Freilassung und Ankunft in London kamen judenfeindliche Tweets ans Licht. Jetzt wird seine Abschiebung gefordert

von Christoph Meyer, Johannes Sadek  29.12.2025

Teheran

Iran schießt mit russischer Hilfe drei Satelliten ins All

Im Mullah-Staat machen Gerüchte über einen möglichen neuen Militärkonflikt mit Israel die Runde. Mit Raumfahrtprojekten will das Land Stärke demonstrieren

 28.12.2025

Berlin

Mehr Demonstrationen mit Nahost-Bezug

Auf den Straßen der Hauptstadt ist 2025 weniger demonstriert worden, die Kundgebungen mit Bezug zum Nahen Osten haben jedoch zugenommen

 28.12.2025

Berlin

»Jeder sollte sich überlegen, ob er mit dem Teufel ins Bett geht«

Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hält Koalitionen mit der AfD auf Länderebene für gefährlich

 27.12.2025

Genua

Italien geht gegen mutmaßliches Hamas-Netzwerk vor

Die Ermittler decken ein Netzwerk zur Unterstützung der islamistischen Terrororganisation auf

 27.12.2025

Berlin

Wadephul: Keine deutsche Beteiligung an Gaza-Stabilisierungstruppe

Er sei dafür, »dass Deutschland eine vermittelnde Rolle einnimmt, um der Sicherheit Israels Rechnung zu tragen«, so der Außenminister

 26.12.2025

Istanbul

Türkei nimmt 115 mutmaßliche IS-Mitglieder fest

Die Verdächtigen sollen Anschläge während der Weihnachts- und Neujahrszeit geplant haben

 25.12.2025