Meinung

Anbiederung an die Ayatollahs

Aron Sircar Foto: Chris Hartung

Meinung

Anbiederung an die Ayatollahs

Der Besuch des iranischen Geheimdienstchefs in Berlin ist eine Ohrfeige für Israel und Exil-Iraner

von Aron Sircar  12.09.2016 19:32 Uhr

Am 6. September weilte Mahmud Alavi, Irans Minister für Nachrichtenwesen und Staatssicherheit, als Gast der Bundesregierung in Berlin. Die Liste seiner Verbrechen – unter anderem Auftragsmorde in Berlin – ist lang.

Die Bundesregierung betont gerne, Israels Existenz und Sicherheit seien deutsche Staatsräson. Ohne Anerkennung des Existenzrechts Israels könne es »normalisierte, vollumfängliche Beziehungen zu Iran« nicht geben, heißt es immer wieder. Daneben vertritt man den deutschen Wertekanon, im Inland auch »Leitkultur« genannt. Alles nur leere Worthülsen?

kniefall Erinnern wir uns: Der Nukleardeal mit dem Iran wurde ohne die Anerkennung der Existenz Israels unterzeichnet – eine diplomatische Fehlleistung historischen Ausmaßes. Und Bundeswirtschaftsminister Gabriel war noch vor der Unterzeichnung mit einer Wirtschaftsdelegation gen Teheran aufgebrochen: Ein lukrativer Kniefall vor dem Ayatollah, der angesichts solcher Anbiederung keine »normalisierten, vollumfänglichen Beziehungen« zur Erlangung seiner Ziele braucht. Eigene Werte scheinen schnell vergessen, sobald der Wind Richtung Wirtschaftsdeals dreht.

Alavis Reise in der vergangenen Woche diente maßgeblich der Vorbereitung des Staatsbesuchs von Präsident Rohani Ende September in Deutschland. Iranische und deutsche Behörden sehen den iranischen Staatschef durch Exil-Iraner und den Mossad gefährdet – eine deutsche Ohrfeige für Israel und Exil-Iraner, die auf Basis eines Abkommens zwischen Berlin und Irans Geheimdienst aus dem Jahr 2000 unablässig durch Alavis Handlanger terrorisiert und durch deutsche Behörden an der Bildung einer Exil-Opposition gehindert werden.

heuchelei Deutsch-iranische Geheimdienstkooperation und Staatsbesuche offeriert die Bundesrepublik also auch ohne »normalisierte, vollumfängliche Beziehungen« – auf Druck von Außenminister Steinmeier und gegen die anfängliche Weigerung der Kanzlerin.

Die Bundesregierung als Schoßhund Erdogans, Verbündeter der Saudis und williger Gehilfe des Teheraner Regimes – zukunftsweisende Neuorientierung deutscher Außenpolitik? Wenn ja, dann ist sie eine Gefahr für alle, die der deutschen Staatsräson vertrauen und in ihrer Existenz auf sie angewiesen sind. Der Relativismus, besonders der SPD, ist nichts anderes als rückgratlose Heuchelei. Der Iran lacht damit wieder einmal zuletzt. Und er wird so zum Vorbild für alle, die den Westen – und insbesondere Juden und Israel – im Visier haben.

Der Autor ist Jurist und Politikberater in Berlin.

Niedersachsen

Moscheen in Hannover mit »Israel«-Schriftzügen besprüht

Unbekannte haben »Israel«-Schriftzüge auf mehrere Moscheen in Hannover geschmiert. Niedersachsens Antisemitismus-Beauftragter und die jüdische Gemeinde reagieren entsetzt

 11.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von Janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025