Einspruch

Amnesty auf Abwegen

Georg M. Hafner Foto: Gregor Zielke

Was schert es mich, wenn eine Ziege sich an meinem Olivenbaum kratzt, könnte man in Abwandlung eines Sprichwortes mit Blick auf Amnesty International sagen. Aber ganz so harmlos ist es nicht.

Weltweit hat der Antisemitismus zugenommen. Doch die Gralshüter der Menschenrechte ziehen schon länger gegen Israel zu Felde. Und jetzt legen sie nach.

Boykott Internen Dokumenten zufolge soll 2019 der Boykott gegen Israel massiv unterstützt werden. Unternehmen, die Juden gehören oder Geschäfte mit jüdischen Unternehmen im Westjordanland machen, kommen an den Pranger. Genauso wie Länder, die sich dem »Kauft nicht bei Juden!« widersetzen und keine Einfuhrverbote erlassen. Unterstützt wird dagegen Irland, das gerade ein Gesetz vorbereitet, das solche Geschäftsbeziehungen mit fünf Jahren Gefängnis bedroht.

Die deutsche Sektion der Menschenrechtler hält die Füße noch still. Amnesty International werde keine Partnerschaft mit der BDS-Bewegung eingehen, heißt es. Das aber ist Kosmetik. Tatsächlich hakt sich die Menschenrechtsorganisation gerade fest ein und marschiert Seite an Seite mit BDS. Statt sich der anschwellenden Judenfeindlichkeit mit einer eigenen Kampagne entgegenzustemmen, füttert man sie.

spenden Sogar mit erfundenen Gräueln. Derzeit sammelt Amnesty Spenden für den Kampf gegen die Vergewaltigung von Frauen als Kriegswaffe. Hehr, edel, überfällig. Aber die Kampagne wird ausgerechnet mit einem Video beworben, in dem unter anderem israelische Soldaten eine Palästinenserin abführen. Mit Vergewaltigung hat das nichts zu tun, mit antisemitischer Propaganda sehr viel.

Das passt alles zu dem immer unverhohleneren Ton des Labour-Chefs Jeremy Corbyn gegenüber Israel. Ihn hat man gerade dabei erwischt, als er bei einer Veranstaltung der Forderung, Israel aufzulösen, beifällig applaudierte. Nicht so ernst nehmen? Doch! Die Feinde Israels kommen nicht mehr nur auf leisen Pfoten und reiben sich an Olivenbäumen. Sie wollen sie fällen.

Der Autor ist Journalist in Frankfurt.

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Kommentar

Wenn Ideologen mehr zu wissen scheinen als Expertinnen

Der Antisemitismusbekämpfer und bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel, ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Güner Balci gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Vor 80 Jahren

Zentralrat der Juden: Nürnberger Prozesse waren Wendepunkt

Es waren hochrangige NS-Kriegsverbrecher, die vor 80 Jahren in Nürnberg vor Gericht standen. Was diese Prozesse aus Sicht des Zentralrats der Juden bedeuten - auch heute

von Leticia Witte  21.11.2025

Paris

EJC warnt vor wachsender Radikalisierung junger Menschen im Netz

»Hass ist viral gegangen«, sagt Moshe Kantor, der Präsident der Organisation

 21.11.2025