Meinung

Am Israel high?

Eine Freigabe von Hanf wäre naiv

von Rabbiner Walter Rothschild  03.02.2014 19:46 Uhr

Rabbiner Walter Rothschild Foto: Mike Minehan

Eine Freigabe von Hanf wäre naiv

von Rabbiner Walter Rothschild  03.02.2014 19:46 Uhr

Legalize it» – in den US-Bundesstaaten Washington und Colorado ist der Verkauf von Cannabis für den privaten Gebrauch seit Anfang dieses Jahres legal. Auch in Israel wird eine umfassende Freigabe des Hanfanbaus gefordert – nicht nur zu medizinischen Zwecken. Zwar habe ich selbst noch nie gekifft. Trotzdem frage ich mich, ob der Mensch mehr Beruhigungsmittel braucht, als er sich jetzt schon legal besorgen kann.

weihrauch Früher gab es Weihrauch im Tempel, und manche leiten aus Rezepten in Tora (Schemot 30), Mischna (Tamid) oder Talmud (Keritot 6a) die Theorie ab, dass dieser Rauch eine beruhigende Wirkung hatte. Der Hohepriester war also «high». Sollte man deshalb «Gras» legalisieren? Die Debatte ist nicht neu. Sie tobte schon immer zwischen denen, die behaupten, Cannabis sei gefährlich – per se oder weil es zum Konsum härterer Drogen verleite –, und anderen, die meinen, es sei harmlos, beruhigend und ein probates Mittel gegen Schmerzen und Stress, wenn es unter medizinischer Aufsicht verabreicht wird.

Was mir noch dazu einfällt: Erst in den 50er-Jahren wurde der Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs statistisch bestätigt – und heute wissen wir alle, dass Tabakrauchen (ob aktiv oder passiv) weltweit ein riesiges Gesundheitsproblem darstellt. Zu sagen, «Tabak ist erlaubt, deshalb soll man auch Cannabis erlauben», wäre also dumm. Ähnliches gilt für Alkohol.

mizwot Doch dann gibt es da noch das schöne Argument: «Alle tun es sowieso, ein Verbot lohnt sich nicht.» Dies ist aus rabbinischer Perspektive eine interessante anarchistische Weltanschauung. Soll man denn alle Mizwot neu definieren, in der Hoffnung, die Juden würden sich endlich danach richten? Sollte man Ehebruch formell erlauben – und sogar staatliche Einrichtungen eröffnen, wo er legitim und in der Öffentlichkeit genossen werden kann? (Um Stress abzubauen, natürlich, und unter ärztlicher Aufsicht?)

Natürlich könnte man der Polizei viel Arbeit ersparen, wenn der Kauf von Hanf erlaubt wäre. Doch dann hätten Zoll und Finanzämter mehr zu tun – denn niemand ist so naiv zu glauben, dass es keine Hanfsteuer geben würde. Ich bin kein Befürworter strikter Verbote – aber zu denken, man könne ein paar schöne Pflanzen auf der Fensterbank züchten und sich dabei entspannen, wäre zu einfach. Nein, tut mir leid, so funktioniert das nicht. Und, wie man die Behörden kennt, besonders nicht in Israel!

Der Autor ist Landesrabbiner von Schleswig-Holstein.

Judenhass

Alles Roger!

Roger Waters wehrt sich - und will kein Antisemit sein

 29.05.2023

Judenhass

Roger Waters, Israel und der Holocaust

Die Berliner Polizei ermittelt gegen den britischen Musiker

 29.05.2023

Musik

Roger Waters ändert Bühnenshow nach polizeilichen Ermittlungen - und bricht in Tränen aus

Der BDS-Unterstützer spielt zur Stunde in Frankfurt

 28.05.2023

Frankfurt

»Wir wünschten, Du wärest nicht hier«

Rund 400 Menschen protestieren gegen Konzert von Roger Waters

 28.05.2023 Aktualisiert

Judenhass

Treibjagd und Hitlergruß

In der Silvesternacht 2022 möchte ein junger Mann eine Synagoge in Oberfranken in Brand setzen. Nur mit Glück kommt es nicht dazu. Vor Gericht zeigt der Angeklagte Reue - und eine eindeutige Gesinnung

von Sebastian Schlenker  25.05.2023

Washington

USA wollen Nationale Strategie gegen Antisemitismus vorstellen

Präsident Biden soll hinter den Kulissen an der Vorbereitung maßgeblich beteiligt gewesen sein

 25.05.2023

Regensburg

Schuhplattler auf Judenpogrom-Denkmal löst Empörung aus

Eine Trachtengruppe hatte den bayerischen Traditionstanz auf dem Dani-Karavan-Denkmal aufgeführt

 25.05.2023

Antisemitismus

Salomon Korn: In der Mitte der Gesellschaft sind Dämme gebrochen

Die größte Gefahr komme von Rechtsextremen. Aber auch andere Kreise seien bereit, Vorurteile auszudrücken

 25.05.2023

Twitter

Auf Abwegen

Elon Musk vergleicht George Soros mit dem jüdischen Comic-Bösewicht Magneto – Kritiker sehen antisemitische Muster

von Michael Thaidigsmann  25.05.2023