Berlin

Alice Salomon Hochschule: Mitarbeiter fühlen sich von Israelhassern bedroht

Aufkleber mit Parolen sind auf der Eingangstür der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin-Hellersdorf aufgeklebt. Foto: picture alliance/dpa

Seitdem Terrorunterstützer vor einer Woche das Audimax der Berliner Alice Salomon Hochschule (ASH) besetzten und mehr Terror gegen Israel forderten, ist die Situation dort weiterhin angespannt. Innerhalb der Bildungseinrichtung gibt es Meinungsverschiedenheiten.

Während ASH-Präsidentin Bettina Völter während der Besetzung Solidarität mit den mit dem Terror sympathisierenden Aktivisten zeigte, auch indem sie von einem »friedlichen« Protest sprach, obwohl Terrorpropaganda verbreitet wurde, sehen dies weitere Beteiligte anders – darunter auch Jana Einsporn, die Kanzlerin der Hochschule.

Laut »Bild« schickte sie einen Brief an den Regierenden Bürgermeister Berlins, Kai Wegner (CDU), in dem sie ihn um Hilfe bat. In dem Schreiben berichtet sie von »Ängsten und Unsicherheiten« sowie einer Situation, die »vor Ort weniger friedlich wahrgenommen« werde, als in »den Medien«.

»Hochschulfremde, vermummte Personen«

Laut Einsporn haben sich »hochschulfremde, vermummte Personen« in der Nähe von Arbeitsbereichen aufgehalten. Dies verstärkte ihr zufolge das Unsicherheitsgefühl der Mitarbeiter. Diese Aussage zeigt auch, dass ASH-Studenten, die an der Besetzung teilnahmen, von möglicherweise gefährlichen, externen Aktivisten angeleitet worden sein könnten.

Weitere Entwicklungen in Zusammenhang mit der Besetzung und der auch von Wegner kritisierten Reaktion Völters sorgen auch eine Woche später für eine Fortsetzung der Diskussion über den Vorfall in Berlin. Erst am Donnerstag ging die Aktion der Terrorunterstützer zu Ende, da die ASH ihnen Räume zur Fortführung ihrer Aktionen anbot.

Wie der »Tagesspiegel« zuerst berichtete, hat die ASH aber bisher zwölf Anzeigen gestellt. Dies bestätigte Staatssekretär Henry Marx (SPD) am Morgen im Wissenschaftsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses. Beweise für »terrorverherrlichende und antisemitische Akte« gibt es seinen Ausführungen zufolge zuhauf.

Lesen Sie auch

Rückendeckung für Polizei

Die Anzeigen scheinen auf Druck des Senats zustande gekommen zu sein. Noch letzte Woche hatte Präsidentin Völter die Besetzung und die von den Teilnehmern verbreitete Terrorpropaganda verharmlost und einen am Montag erfolgten Einsatz der Berliner Polizei gegen die Terrorbefürworter in einem Interview als »bedrohlich« bezeichnet.

Wegner hatte Völter scharf kritisiert. Dass sie nicht die »vermummten und gewalttätigen Antisemiten«, sondern die Polizei als »bedrohlich« empfunden habe, bezeichnete er laut »Tagesspiegel« als »unverständlich«. Der Regierende Bürgermeister stellte klar, die Polizei habe seine Rückendeckung.

Offenbar war die Interview-Aussage von Präsidentin Völter zur Polizei nicht bloß eine unüberlegte Äußerung. Denn ein online verbreitetes Video, das am Montag aufgenommen wurde, zeigt, wie sie in Richtung der Beamten ruft: »Wir brauchen Sie nicht. Es tut mir schrecklich leid, wir brauchen Sie nicht.«

Geschlagen und getreten

Abgesehen von den »Intifada«-Rufen der Besetzer zeigt von der ASH-Verwaltung offenbar auf Druck des Senats gesammeltes Material, für welche Ideologie die »friedlichen« Besetzer demonstrierten: Auf Postkarten waren die verbotene Terrorparole »From the river to the sea, Palestine will be free« und die Aussage »Hamas, meine Lieblinge!« zu lesen. Hinzu kamen gemalte rote Dreiecke. Mit diesen Symbolen markiert die Hamas Personen, die angegriffen werden sollen.

Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) sagte heute Vormittag im Ausschuss, die ASH haben während der Besetzung versucht, die Lage zu deeskalieren. Allerdings seien dabei rote Linien überschritten worden. Ihre Senatsverwaltung werde die Vorfälle der vergangenen Woche »genau bewerten«.

Unterdessen wurde bekannt, dass die Besetzer letzte Woche mit Megaphonen durch die Gänge der Hochschule liefen und Parolen hineinschrien. Die Berliner NGO Werteinitiative berichtete, die Beschäftigten hätten vor Angst die Türen ihrer Büros abgeschlossen. Daraufhin hätten die Teilnehmer mit Fäusten gegen die Türen geschlagen und dagegen getreten – »zum Auftakt der angeblich friedlichen Demonstration«.

»Entsetzt und beschämt«

Die Leitungen der NS-Erinnerungsorte im Berliner Raum zeigten sich derweil »entsetzt und beschämt« über die Ereignisse an der Alice-Salomon-Hochschule. Parolen, die das Existenzrecht Israels in Frage stellten und Juden als unerwünscht bezeichneten, seien »unerträglich und nicht hinzunehmen«, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme.

Es handele sich um eine »inakzeptable Fortsetzung« der antisemitischen und antiisraelischen Vorgänge an Berliner Hochschulen. im/kna

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  05.12.2025

Washington D.C.

Trump plant Übergang in Phase II des Gaza-Abkommens

Der nächste große Schritt erfolgt dem Präsidenten zufolge schon bald. Ein »Friedensrat« soll noch vor Weihnachten präsentiert werden

 05.12.2025

Berlin

Linken-Chef empört über Merz-Reise zu Netanjahu

Jan van Aken regt sich darüber auf, dass er Bundeskanzler Ministerpräsident Netanjahu treffen wird

 05.12.2025

Köln

Trotz Kritik: Sophie von der Tann erhält Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis

»Keine Auszeichnung für Propaganda und Antisemitismus« steht während der Preisvergabe auf einem Transparent, das Demonstranten vor dem WDR-Funkhaus tragen

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann wird heute mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Bislang schwieg sie zur scharfen Kritik an ihrer Arbeit. Doch jetzt antwortete die ARD-Journalistin ihren Kritikern

 04.12.2025

Karlsruhe/München

Mutmaßlicher Huthi-Terrorist angeklagt

Ein Mann soll für die Terrororganisation im Jemen gekämpft haben. Deutschlands oberste Anklagebehörde will ihn vor Gericht sehen

 04.12.2025

Antisemitismus

Litauen: Chef von Regierungspartei wegen Antisemitismus verurteilt

In Litauen ist der Chef einer Regierungspartei mehrfach durch antisemitische Aussagen aufgefallen. Dafür musste er sich vor Gericht verantworten. Nun haben die Richter ihr Urteil gefällt

 04.12.2025

Berlin

Verfassungsschutz nimmt neue AfD-Jugend ins Blickfeld

Ist auch die »Generation Deutschland« rechtsextremistisch? Sie rückt bereits in den Fokus des Bundesamts für Verfassungsschutz

 04.12.2025