Terror

Al-Qaida auf dem Golan

Ängstliche Blicke: Drei Israelis schauen auf das Nachbarland. Foto: Flash 90

Die schwarze Flagge verheißt nichts Gutes. Seit einigen Tagen weht statt der syrischen die Al-Qaida-Fahne am Grenzübergang zwischen Israel und Syrien. Mit großer Sorge beobachtet Jerusalem die heftigen Gefechte zwischen den Truppen von Präsident Baschar Al-Assad und den Kämpfern der Al-Nusra-Front unmittelbar hinter der Grenze im Golan.

Mehrmals detonierten in den vergangenen Tagen Granaten auf israelischem Territorium. »Zumeist Irrläufer«, teilt die israelische Armee (IDF) mit. Die Geschosse scheinen in der Tat vernachlässigbar im Vergleich mit der Gefahr, die hinter dem Grenzzaun lauert. Sie heißt Dschihad: der »Heilige Krieg«, den extrem-islamistische Gruppen wie der Al-Qaida-Ableger Al-Nusra führen.

warlords Der israelische Terrorismusexperte Boaz Ganor glaubt, dass die Präsenz von Al-Qaida an der syrischen Grenze eine »neue Art von Gefahr« darstellt. Die Kämpfe zwischen Dschihadisten in Syrien und dem Irak beschreibt Ganor als »Schlächtereien von Warlords«. Und dass diese jetzt durch den Zaun unmittelbar auf Israel schauen können, ist »eine angsteinflößende Entwicklung«.

Obwohl sich Israel und Syrien de jure noch im Kriegszustand befinden, wurde der Einsatz der UN-Blauhelme im Golan in den vergangenen vier Jahrzehnten gerne und oft als »Friedensmission« bezeichnet. Seit beide Länder 1974 ein »Disengagement«-Abkommen unterschrieben, gab es in der Grenzregion so gut wie keine militärischen Zwischenfälle mehr. Erst seit dem Aufstand der Rebellen gegen die Assad-Regierung vor drei Jahren geht von den Golanhöhen wieder eine konkrete Gefahr für Israel aus.

zaun Darauf reagierte die IDF bereits im vergangenen Herbst. Armeechef Benny Gantz verlegte das Bataillon, das auf Verteidigung gegen Bodenoffensiven der syrischen Armee spezialisiert ist, vom Golan und baute stattdessen eine regionale Einheit auf, die sich ganz um Sicherheitsbelange kümmert.

Der Zaun an der etwa 75 Kilometer langen israelisch-syrischen Grenze wird derzeit zur Hochsicherheitsanlage aufgerüstet. War er bis vor wenigen Monaten nicht viel mehr als »ein Gitter, das jeder eintreten und mit einer simplen Leiter überklettern konnte«, wie es bei der IDF hieß, baut Israel momentan an einem ausgeklügelten Sicherheitssystem aus Stahl, das tief im Boden verankert ist.

Die neuesten Entwicklungen, Angriffe auf die Einheiten von UNDOF, die sich um Truppenentflechtung kümmern sollen, und die Entführung von 44 Blauhelmsoldaten von den Fidschi-Inseln, bestätigen nur, was viele Sicherheitsexperten in Israel schon eine Weile befürchten: Mit der Stabilität auf dem Golan ist es erst einmal vorbei.

apfeltransporte Vergangenheit sind wohl auch die Apfeltransporte. Jedes Jahr überquerten Lkw voller Früchte den Übergang Quneitra. Die Ernte der Drusen in den Golanhöhen war auf den Märkten von Damaskus eine gern gekaufte Ware. Seitens der israelischen Regierung waren die Transporte ein Zugeständnis an die Drusen, die oft Verwandte in Syrien haben; seitens der Assad-Regierung war es ein Symbol dafür, dass der Golan noch immer zu Syrien gehöre.

Doch nun erklärte die IDF die Gegend um den Grenzübergang zur geschlossenen militärischen Zone und befahl den Bauern, von den Feldern wegzubleiben. Auch Journalisten und Wochenendtouristen, die sich die Gefechte oft aus einer Entfernung von wenigen Hundert Metern anschauten, dürfen sich hier nicht mehr aufhalten.

splittergruppen Gabi Kuniel ist Leiter der landwirtschaftlichen Abteilung im Kibbuz Merom unweit der Grenze. Wie viele Menschen auf dem Golan baut auch Merom Obst an, hauptsächlich Äpfel, die in dieser kühleren Region hervorragend gedeihen. Kumiel fühlt sich zusehends bedroht: »Dass sich der Grenzübergang früher für die Apfeltransporte gelegentlich öffnete, war Zeichen einer gewissen Koexistenz«, meint er. »Doch jetzt ist durch diese Splittergruppen alles extrem schwierig geworden. Die Assad-Regierung war nicht gut, aber sie war einzuschätzen. Ich kann kaum glauben, dass ich das sage, aber es trifft zu: Ich wünsche mir, dass Assad die souveräne Kraft bleibt.«

Die israelische Regierung hatte sich stets neutral verhalten und von einer Bewertung des Bürgerkrieges abgesehen. Doch nun erklärte Verteidigungsminister Moshe Ya’alon: »Der schlimmste Ausgang für Syrien wäre ein Chaos, also ein Vakuum, in das Al-Qaida-Elemente drängen, die uns bedrohen, die Jordanien bedrohen, die die Stabilität in der gesamten Region bedrohen.« Es scheint, als sei dieses Schreckensszenario bereits Realität.

Regierungsrätin und Vorsteherin der Gesundheitsdirektion Natalie Rickli lehnte die unverbindliche Anfrage des Bundes ab, 20 Kinder aus Gaza in der Schweiz aufzunehmen.

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