Wenn man den Sicherheitsexperten lauscht, kann einem schon etwas mulmig werden. So warnt Verfassungsschutzpräsident Haldenwang angesichts des Krieges in Nahost vor einer akuten Gefahr islamistischer Anschläge in Deutschland. Und Bundesinnenministerin Faeser stieß ins gleiche Horn, als sie sagte: »Islamistische Terrororganisationen, aber auch islamistische Einzeltäter sind eine jederzeit bestehende, erhebliche Gefahr.« Das Ganze gilt dabei besonders - wen wunderts - für Juden, Israelis und ihre jeweiligen Einrichtungen.
Eine Überraschung ist das nicht, wenn man bedenkt, dass der Nahostkonflikt auch in der Vergangenheit erhebliches Mobilisierungspotential für Islamisten aller Couleur besaß. Und doch hat sich die Lage offenbar noch einmal verschärft. Denn diesmal schließen sich auch der Islamische Staat und Al Quaida den Gewaltaufrufen der Hamas an.
Außerdem steigt die Gefahr der Radikalisierung von Einzeltätern durch die sozialen Medien stetig. Wegen deren Funktionsweise, der Sogwirkung und der echten oder manipulierten Bilder und Videos, welche die Emotionalisierung und Radikalisierung gezielt befeuern.
Gleichzeitig wird die Bedrohung anders wahrgenommen. Direkter, unmittelbarer, ebenfalls angeheizt durch die asozialen Medien, die einem das Grauen frei Haus liefern. Angst to go sozusagen. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass die Sicherheitsbehörden in aller Regel einen guten Job machen. Das zeigen die Verbote und Razzien bei terroristischen Vereinigungen wie Samidoun und Hamas - besser spät als nie - und die Festnahmen mehrerer Verdächtiger, die Anschläge auf Weihnachtsmärkte geplant haben sollen. Außerdem werden auch wir von Bund und (manchen) Ländern ergänzend dabei unterstützt, bauliche und personelle Sicherheit zu gewährleisten.
Will heißen: Der Wind ist rauer geworden. Und wir müssen uns wärmer anziehen. Aber gleichzeitig gilt: Wir machen weiter! Wir lassen uns nicht unterkriegen! Sonst hätte der Terror sein Ziel erreicht. Und das sollten wir keinesfalls zulassen.
Der Autor ist Direktor des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Hessen.