Mirko Freitag

Unruhige Zeiten für uns alle

Der Mitgliederentscheid der SPD hatte ein deutliches Ergebnis – wenn auch nicht das von mir erhoffte. Ich hatte mich für das Team Olaf Scholz und Klara Geywitz entschieden. Unmittelbar nach dem schrecklichen Anschlag in Halle und den antisemitischen Übergriffen in Deutschland hatte sich das Duo an uns gewandt und sich sehr viel Zeit für ein Gespräch genommen – inmitten des »heißen« Wahlkampfs.

Ich kenne Saskia Esken nicht. Und Norbert Walter-Borjans ausschließlich im Zusammenhang mit den sogenannten Steuersünder-CDs. Anders als bei Scholz und Geywitz kann ich nicht beurteilen, wie sie zu Israel und zur jüdischen Community stehen.

Verantwortung Wir haben in Deutschland eine stabile, pro-europäische und verantwortungsvolle Mitte-Links-Regierung aus CDU/CSU und SPD. Angesichts unruhiger Zeiten setzt man eine Bundesregierung nicht einfach so aufs Spiel. Europaweit sind Populisten auf dem Vormarsch; in einigen Ländern sitzen sie sogar in der Regierung. In Deutschland haben die jüngsten Landtagswahlen gezeigt, wie ernst die Lage auch hier ist.

Die Politik dieser Bundesregierung trägt eindeutig eine sozialdemokratische Handschrift.

In der Bundesregierung, aber auch im Bundestag, haben wir zahlreiche sozialdemokratische Minister und Abgeordnete, die sich sehr für die deutsch-israelischen Beziehungen und für das jüdische Leben in Deutschland einsetzen. Bei aller Kritik, eines ist sicher: Diese Regierung steht an der Seite der jüdischen Gemeinschaft und an der Seite Israels. Das machte etwa der Außenminister bei seinem Israelbesuch unmittelbar nach Amtsantritt deutlich.

Hinzu kommt: Die Politik dieser Bundesregierung trägt eindeutig eine sozialdemokratische Handschrift. Daher finde ich es sehr befremdlich, wenn man sie vor den nächsten Wahlen infrage stellt. Ich hoffe, das neue Spitzenduo ist sich seiner Verantwortung bewusst – für die Partei, aber auch für Deutschland. Eines muss sicher sein: Die SPD darf niemals eine linkspopulistische Partei werden. Ein Blick über den Kanal zeigt, was aus einer stolzen sozialdemokratischen Partei werden kann.

Der Autor ist Sprecher des Arbeitskreises jüdischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten Berlin-Brandenburg.

Meinung

Mit Martin Hikel geht einer, der Tacheles redet

Der Neuköllner Bürgermeister will nicht erneut antreten, nachdem ihm die Parteilinke die Unterstützung entzogen hat. Eine fatale Nachricht für alle, die sich gegen Islamismus und Antisemitismus im Bezirk einsetzen

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Meinung

Die Ukrainer brauchen unsere Hilfe

Die Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten in Deutschland nimmt ab. Aus einer jüdischen Perspektive bleibt es jedoch wichtig, auch weiterhin nicht von ihrer Seite abzuweichen

von Rabbinerin Rebecca Blady  16.11.2025

Meinung

Israel: Keine Demokratie ohne Pressefreiheit

Den Armeesender abschalten? Warum auch jüdische Journalisten in der Diaspora gegen den Plan von Verteidigungsminister Katz protestieren sollten

von Ayala Goldmann  14.11.2025

Meinung

Jason Stanley und der eigentliche Skandal

Ohne mit allen Beteiligten gesprochen zu haben und ohne zu wissen, was wirklich passiert ist, schrieb die deutsche Presse das Ende des jüdisch-liberalen Diskurses herbei. Dabei offenbart sich, wie leichtfüßig Stereotype gefüttert werden

von Daniel Neumann  14.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Sabine Brandes

Wie Donald Trump Israels Demokratie angreift

Der US-Präsident hat angekündigt, in den Korruptionsprozess gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu eingreifen zu wollen. Damit geht der Amerikaner eindeutig zu weit

von Sabine Brandes  12.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Wahlen in Ostdeutschland: Es gibt keine Zeit zu verlieren

In Mecklenburg-Vorpommer und Sachsen-Anhalt wird im September gewählt. Es steht viel auf dem Spiel: Eine AfD-Regierung könnte großen Schaden anrichten. Leidtragende wären nicht zuletzt die jüdischen Gemeinden

von Joshua Schultheis  10.11.2025

Meinung

Wieder ein Blankoscheck für Palästina?

Europa will Gazas Wiederaufbau finanziell fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, Millionen an Hilfsgeldern würden etwas zum Besseren verändern, fragt unser Autor

von Jacques Abramowicz  10.11.2025 Aktualisiert