Alexander Friedman

Terror-Gipfel im Kreml

Alexander Friedman

Am 16. Februar verkündete der Sonderbeauftragte des russischen Präsidenten für den Nahen Osten, Michail Bogdanow, einen Palästina-Gipfel. Das Treffen, an dem zwölf bis 14 palästinensische Organisationen – darunter auch Vertreter der Terrororganisationen Hamas und des Islamischen Dschihad – teilnehmen sollten, ist für Ende Februar und Anfang März in Moskau geplant.

Der Kreml hofft auf eine Annäherung, im besten Fall auf eine Einigung verfeindeter palästinensischer Fraktionen. Da die Aussichten auf einen Erfolg eher bescheiden sind, hält sich das russische Außenministerium zurück. In Israel werden die russischen Bemühungen gelassen registriert.

Spätestens nach dem Hamas-Angriff am 7. Oktober 2023 ist das Verhältnis zwischen Israel und Russland auf einem Tiefpunkt. Die Krise zeichnete sich schon nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine ab: Jerusalem sieht zwar weiterhin von Sanktionen gegen Moskau ab und liefert keine Waffen an Kyiv, Israel steht jedoch fest an der Seite der Ukraine und prangert antisemitische Tendenzen und die propagandistische Instrumentalisierung des Holocaust in Russland an.

Ablenkung von den eigenen Kriegsverbrechen in der Ukraine

Der Kreml nimmt Israel hingegen zunehmend als Teil des feindlichen »kollektiven Westens« wahr. Moskau pflegt weiterhin Kontakte zur Hamas, baut die Zusammenarbeit mit dem Iran auf und nutzt den Krieg im Nahen Osten, um die arabische Welt für seinen Kampf gegen den Westen zu gewinnen und von eigenen Kriegsverbrechen in der Ukraine abzulenken.

Der Moskauer Palästina-Gipfel ist Teil dieser Strategie, und der Nahost-Sonderbeauftragte Bogdanow (71) ist dabei federführend. Ähnlich wie sein zwei Jahre älterer Chef, Außenminister Sergej Lawrow, der immer wieder durch antisemitische Bemerkungen oder Israel-Hetze auffällt, ist Bogdanow ein Diplomat alter sowjetischer Schule.

Als er und Lawrow ihre Karrieren in den späten 70er-Jahren begannen, war die internationale Lage aus sowjetischer Sicht eindeutig: Israel galt als »faschistischer«, »antisowjetischer« und »imperialistischer« Staat, Palästinenser und arabische Staaten als mutige Kämpfer gegen die »zionistische Unterdrückung«. Nun schenkt Moskau alten Wein in neue Schläuche – den Wein, den Bogdanow und Lawrow als ihr Jugendelixier genießen.

Der Autor ist Historiker und Experte für die Geschichte der Juden in Osteuropa.

Meinung

Lasst uns nicht allein!

Nach dem Canceln von Lahav Shani durch das Flandern-Festival in Gent befürchtet Maria Ossowski, dass Juden Europa jetzt verlassen wollen

von Maria Ossowski  11.09.2025

Meinung

Gent: Boykottiert die Boykotteure!

Dass die Münchner Philharmoniker in Gent nicht auftreten dürfen, weil sie mit Lahav Shani einen israelischen Dirigenten haben, ist eine Schande - und erfordert eine deutliche Antwort deutscher Kulturschaffender

von Michael Thaidigsmann  10.09.2025

Meinung

Wenn Wutausbrüche Diplomatie ersetzen

So verständlich der Frust ist, tut sich Israels Regierung mit ihrer aggressiven Kritik an westlichen Regierungen und ihren Einreiseverboten für europäische Politiker keinen Gefallen

von Michael Thaidigsmann  08.09.2025

Meinung

Bitte mehr Sorgfalt, liebe Kollegen!

Weltweit haben Medien die Geschichte verbreitet: In Gaza sei ein hilfesuchendes Kind von Israelis erschossen worden. Es stimmt nur nicht, wie sich nun herausstellt. Von professionellen Journalisten darf man eigentlich mehr erwarten

von Susanne Stephan  08.09.2025

Essay

Das Gerücht über Israel

Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Lüge. Was früher dem Juden als Individuum unterstellt wurde, wird nun Israel als Nation vorgeworfen

von Daniel Neumann  06.09.2025 Aktualisiert

Meinung

Einseitig, fehlerhaft, selbstgerecht

Die »International Association of Genocide Scholars« bezichtigt Israel des Völkermords. Die Hamas spricht sie von jeder Verantwortung für die Lage in Gaza frei. Eine Erwiderung

von Menachem Z. Rosensaft  05.09.2025

Meinung

Vuelta-Radrennen: Israelhasser ohne Sportsgeist

Bei der spanischen Radtour ist der israelische Rennstall Ziel von Störaktionen. Nun forderte der Rennleiter das Team auf, nicht mehr anzutreten. Wenigen Fanatiker gelingt es, Israel vom Sport auszuschließen - wie so oft in der Geschichte

von Martin Krauss  04.09.2025

Kommentar

Gaza: Das falsche Spiel der Vereinten Nationen

Die UN ist kein neutraler Akteur im Gazakrieg. Ihre Vertreter scheuen sich nicht, irreführende Zahlen in Umlauf zu bringen und die Hamas als legitime politische Kraft zu präsentieren

von Jacques Abramowicz  03.09.2025

Meinung

Marlene Engelhorn, die Gaza-Flottille und deutsche Schuldabwehr

Die Familie der BASF-Erbin hat an der Ermordung von Juden mitverdient. Nun diffamiert sie den jüdischen Staat, um sich selbst im Gespräch zu halten

von Antonia Sternberger  03.09.2025