Toby Axelrod

Sorge um Evan Gershkovich

Toby Axelrod Foto: privat

Toby Axelrod

Sorge um Evan Gershkovich

Der jüdisch-amerikanische Journalist sitzt seit über zwei Monaten in russischer Haft. Immer öfter sollen in Russland und weltweit mutige Journalisten zum Schweigen gebracht werden

von Toby Axelrod  02.06.2023 09:29 Uhr

Der »Wall Street Journal«-Reporter Evan Gershkovich wurde vor über zwei Monaten während einer Arbeitsreise in Russland verhaftet und ist seitdem unter fadenscheinigen Spionagevorwürfen inhaftiert. Als Journalistin und Jüdin bin ich mir der prekären Lage, in der sich Gershkovich befindet, sehr bewusst.

Ich sorge mich um die Sicherheit eines jüdischen Journalistenkollegen in Zeiten des weltweit zunehmenden Antisemitismus. Und ich frage mich, was seine Inhaftierung für all jene Journalisten bedeutet, die überall auf der Welt unter sehr schwierigen Bedingungen die Wahrheit herausfinden.

Nach Angaben von »Reporter ohne Grenzen« sind derzeit weltweit 536 Journalisten inhaftiert.

Ich habe in den vergangenen Jahren viel zu oft diese mitfühlende Angst verspürt. Es war eine große Erleichterung, als der deutsche Journalist Deniz Yücel 2018 aus einem türkischen Gefängnis freigelassen wurde. Andere hatten nicht so viel Glück. Etwa der ermordete saudische Journalist Jamal Ahmad Khashoggi, sein amerikanischer Kollege Daniel Pearl, den dasselbe Schicksal ereilte, sowie zahllose weitere »verschwundene« Journalisten – all die Reporter, die zum Schweigen gebracht wurden, obwohl sie nur versuchten, uns zu berichten, was vor Ort passiert.

Mut Auch ich habe über Russlands Krieg gegen die Ukraine berichtet, bin selbst aber nur bis zur Grenze gefahren – und nicht darüber hinaus. Ich bin nicht so mutig, und ich glaube, dass ich außerhalb einer Gefängniszelle mehr Gutes tun kann. Aber ich bin all denen dankbar, die jeden Tag so viel riskieren, um uns zu informieren.

Nach Angaben von »Reporter ohne Grenzen« sind derzeit weltweit 536 Journalisten inhaftiert. Auf dem Pressefreiheitsindex der Organisation rangiert Russland auf Platz 155 von 180. Wo Reporter zum Schweigen gebracht werden, sind auch alle anderen Freiheiten in Gefahr. Die Verhaftung des Boten gibt Aufschluss über den Kerkermeister. Ich schließe mich denen an, die fordern, dass Russland die jüngste Geisel seiner ideologischen Kampagne freilässt. Und das sollten wir alle tun.

Die Autorin ist Deutschland-Korrespondentin der Jewish Telegraphic Agency (JTA).

Meinung

Die Columbia und der Antisemitismus

Ein neuer Bericht offenbart: An der US-Eliteuniversität sind die Nahoststudien ideologisch einseitig und jüdische Studenten nicht sicher. Es ist ein Befund, der ratlos macht

von Sarah Thalia Pines  22.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025

Nahost

Warum Deutschland seine Botschaft nach Jerusalem verlegen sollte

Ein Kommentar von JA-Redakteur Imanuel Marcus

von Imanuel Marcus  21.12.2025

Essay

Chanukka und wenig Hoffnung

Das hoffnungsvolle Leuchten der Menorah steht vor dem düsteren Hintergrund der Judenverfolgung - auch heute wieder

von Leeor Engländer  21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Meinung

Unsere Antwort ist Leben!

Chanukka ist das beharrliche Bestehen darauf, dass Mord und Terror nicht das letzte Wort haben. Ein Kommentar zum Terroranschlag von Sydney

von Jan Feldmann  18.12.2025