Boris Moshkovits

Schule und Corona: Trübe Aussichten

Boris Moshkovits Foto: Jenny Posener

Boris Moshkovits

Schule und Corona: Trübe Aussichten

Die Euphorie der ersten Sommertage weicht der Erkenntnis, dass die Politik in Deutschland keine nachhaltigen Lösungen anbietet

von Boris Moshkovits  16.07.2021 08:42 Uhr

Die Masken fallen – und die Inzidenzahlen gehen europaweit hoch. Wenn die Sommerferien noch hoffnungsvoll begannen, trübt sich langsam der Ausblick auf den Schulbeginn. Plötzlich scheinen Quarantänemaßnahmen wieder wahrscheinlich, obwohl Auflagen gelockert bleiben.

Wird die Politik das Versprechen auf vollen Präsenzunterricht einlösen können? Es bleiben Zweifel daran, ob entsprechende Vorbereitungen in allen Schulen umgesetzt werden können. Allmählich kommt Sorge um die verlorenen Corona-Jahre im Bildungsbereich auf. Kinder, die 2020 eingeschult wurden, hatten kaum schulische Möglichkeiten, alphabetisiert zu werden, und würden in einem zweiten Jahr Homeschooling weiter zurückfallen.

defizite Sicher, es gibt Schulen, Lehrende und vor allem Eltern, die diese Defizite aufzufangen versuchen. Trotzdem bleibt ein ungutes Gefühl, dass etwas in unserer Gesellschaft schiefläuft. Gerechter Zugang zu Bildung ist die Basis unserer freiheitlichen demokratischen Gesellschaft. Aber schon in »normalen« Zeiten ist die soziale Mobilität in Deutschland eher mau. In der Pandemie weitet sich die soziale Schere. Diese Risse in der Gesellschaft werden nicht einfach gekittet werden können.

Statt gemeinsam das Leben zu erforschen, müssen Kinder Arbeitspakete abarbeiten und eigenständiges Erlernen mittels Digitalplattform erkunden.

Gerade die ersten Jahre prägen: Erstklässler sollen an das Lernen spielerisch herangeführt werden. Momentan mühen sich Lehrkräfte darum, überhaupt Inhalte zu vermitteln. Da fallen Individualisierung und Differenzierung schon mal hinten runter. Statt gemeinsam das Leben zu erforschen, müssen Kinder Arbeitspakete abarbeiten und eigenständiges Erlernen mittels Digitalplattform erkunden. Und das auch nur, wenn es genügend Computer im Haushalt gibt – und überhaupt Internetzugang.

familienstress Die Euphorie der ersten Sommertage weicht der Erkenntnis, dass die Politik in Deutschland keine nachhaltigen Lösungen für das Schulsystem anbietet und die ohnehin überarbeiteten und teils überforderten Eltern einspringen müssen. Dieser Aspekt kann auch das Verhältnis von Kindern und Eltern belasten, wenn der Corona-Schulstress zum existenziellen Familienstress wird.

Wir sehnen uns nach der Normalität einer behüteten Kindheit, dem wohligen Gefühl von Familie und der Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft der nächsten Generationen.

Der Autor ist Publizist und Unternehmer in Berlin.

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