Einspruch

Putin und der »Maidan« in Israel

Alexander Friedman Foto: privat

Die Massenproteste in Israel werden in Russland und der Ukraine aufmerksam verfolgt, denn der jüdische Staat ist für beide Kriegsparteien von Bedeutung. Viele ukrainische und russische Juden sind vergangenes Jahr nach Israel geflohen. Moskau versucht, Braindrain und Kapitalflucht aufzuhalten und israelische Militärunterstützung für die Ukraine zu verhindern. Kiew freut sich über Jerusalems humanitäre und geheimdienstliche Hilfe und hofft weiter auf direkte Waffenlieferungen.

Der Kreml zeigt sich von der Eskalation auf der Straße besorgt, aber betont, sich in Israels innere Angelegenheiten nicht einzumischen. Auch Kiew agiert bewusst vorsichtig. Während die Ukraine die neuesten prowestlichen Proteste in Georgien offen unterstützte, bleibt man im Falle Israels eher neutral. Diese Haltung überrascht nicht: Die Lage in Israel ist zu unübersichtlich, und man möchte am Ende nicht auf der Verlierer-Seite stehen.

demokratie Offener sind jedoch die Medien in Russland und der Ukraine. Die ukrainische Presse sympathisiert mit der Protestbewegung. Wegen ihrer jüngsten politischen Geschichte sehen sich viele Ukrainer als Vorkämpfer für Demokratie. Sie bringen Netanjahu angesichts seiner früheren Putin-Nähe wenig Vertrauen entgegen. Hinzu kommt die naive Hoffnung, bei einem Regierungswechsel würde Jerusalem mehr für die Ukraine tun.

Der Kreml zeigt sich von der Eskalation auf der Straße besorgt, aber betont, sich in Israels innere Angelegenheiten nicht einzumischen. Auch Kiew agiert bewusst vorsichtig.

In Russland vermuten die Staatsmedien einen von den USA organisierten »israelischen Maidan«, mit dem der Westen Netanjahus Regierung unter einem scheinheiligen Vorwand stürzen wolle. Der EU attestiert die russische Presse Doppelmoral: Man werfe Russland Menschenrechtsverletzungen vor und verschließe die Augen vor dem Umgang mit Demonstranten in Israel.

Russische Propagandisten jüdischer Herkunft stellen sich auf Netanjahus Seite, während ihre nichtjüdischen Kollegen Verschwörungstheorien über »russisch-jüdische Revoluzzer« bemühen und die israelischen Proteste sogar auf aus Russland zugewanderte Putin-Gegner zurückführen.

Der Autor ist Historiker und lebt in Düsseldorf.

Meinung

Kennen Sie Abed Hassan?

Vieles, was der Berliner sagt, ist bedenklich nah dran an Hamas-Propaganda.

von Susanne Stephan  19.02.2025

Glosse

Ein Hoch auf die Israelkritik

Der »Spiegel« hat mit dem indischen Essayisten Pankaj Mishra ein »erhellendes« Interview zum Nahostkonflikt geführt

von Michael Thaidigsmann  18.02.2025

Meinung

Was »Sensibilität« bei der Berlinale bedeutet

Das Film-Festival hat eigens FAQ zum Nahostkonflikt veröffentlicht und distanziert sich darin gleich von der Antisemitismus-Resolution des Bundestages

von Maria Ossowski  19.02.2025 Aktualisiert

Einspruch!

Holt sie aus der Hölle raus

Sabine Brandes fordert, alles dafür zu tun, um auch die letzten verbliebenen Geiseln zu retten

von Sabine Brandes  13.02.2025

Meinung

Kanye West und der grassierende Antisemitismus in den USA

Die neuesten judenfeindlichen Eskapaden des Rapstars sind symptomatisch für eine bedrohliche Diskursverschiebung, die von Donald Trump und Elon Musk befeuert wird

von Ruben Gerczikow  10.02.2025

Meinung

Da kann man sich gleich Björn Höcke einladen

UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese hätte an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität sprechen sollen. Dabei hat sie sich für den akademischen Diskurs disqualifiziert

von Ralf Balke  10.02.2025

Meinung

Antisemitismus an Kunsthochschulen: Eine Kultur des Wegschauens

Die Serie antisemitischer Vorfälle an Ausbildungsstätten für angehende Künstler reißt nicht ab. Warum sind die Hochschulen offenkundig außerstande, das Problem in den Griff zu kriegen?

von Klemens Elias Braun  10.02.2025

Kommentar

Antisemitismus: Was ist da los in Berlin?

Die judenfeindlichen Straftaten sind rückläufig. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Ein Bundesland sticht negativ hervor

von Michael Thaidigsmann  09.02.2025

Bildung

Wissenschaftsfreiheit und Antisemitismus

Die Bundestagsresolution gegen Judenhass an Hochschulen und die Verantwortung der Universitäten. Ein Gastkommentar von Frederek Musall

von Frederek Musall  07.02.2025