Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Imam Benjamin Idriz im vergangenen Jahr bei einer Rede in der Evangelisch-Lutherischen Erlöserkirche Schwabing Foto: picture alliance / SZ Photo

Stellen Sie sich diese Würdigung vor: Ayyan Hirsi Ali, weltbekannte Verfechterin der Frauen- und Menschenrechte, erhält den Thomas-Dehler-Preis. Eine couragierte Autorin und ehemalige Politikerin, die selbst der Barbarei der Genitalverstümmelung in Somalia entkommen ist und ihr Schicksal in Mut verwandelt hat den politischen Islam und seinen totalitären Herrschaftsanspruch zu bekämpfen.

Stellen Sie sich eine weitere Würdigung vor: Rebecca Schönenbach, Expertin gegen Extremismus, erhält den Thomas-Dehler-Preis. Schönenbach vollbringt in einer Arbeitswoche mehr gegen den Islamismus als so mancher Berufspolitiker in seinem ganzen Leben.

Beide Kämpferinnen der Freiheit führen das Erbe von Thomas Dehler, der im liberalen Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv war, fort. Jenes Thomas Dehler, der unerschrocken und in bedingungsloser Liebe mit seiner jüdischen Ehefrau verheiratet blieb und damit ihr Leben in einem blutrünstigen Regime rettete.

Es gibt noch viele weitere kluge und mutige Menschen, die würdige Preisträger hätten sein können. Doch anstatt moralische und analytische Klarheit zur liberalen Realität werden zu lassen, passiert genau das Gegenteil davon. Morgen, am 29. Oktober, soll tatsächlich mit Benjamin Idriz ein hochgradig problematischer Imam diese Auszeichnung erhalten.

Es ist ein Schlag ins Gesicht für alle Liberalen, Säkularen und aufgeklärten Stimmen. Sollte es wirklich dazu kommen, dass Benjamin Idriz diese Auszeichnung erhält, würden sich Thomas Dehler und Otto Graf Lambsdorff, der erste Preisträger, im Grabe umdrehen.

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Idriz ist Imam einer Gemeinde, die von 2007 bis 2010 unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stand. Vor wenigen Tagen, um genau zu sein genau einem Tag vor dem 7. Oktober 2025, hat Idriz allen Ernstes von der jüdischen Gemeinde in Deutschland eine Distanzierung von der israelischen Regierung gefordert und dies mit einem infamen Vergleich begründet: Die muslimische Community hätte sich seinerzeit auch vom Islamischen Staat im Irak und Syrien distanziert.

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Idriz setzt diese Unverschämtheit noch fort und meint, eine solche Distanz der Juden in Deutschland hätte Antisemitismus verhindern können. Dieser Vergleich eines Terrorstaates wie des IS mit dem demokratischen Staat Israel ist skandalös. Zudem impliziert sein Argument, dass die Juden mit ihrem Verhalten den Antisemitismus hervorrufen - eine antisemitische Argumentation wie aus dem Lehrbuch. Und dass Israel aufgrund des Judenhasses existiert und der Judenhass nicht wegen des Verhaltens von Israel - geschenkt! Es handelt sich wohlgemerkt um öffentlich belegte Aussagen, die eindrücklich klarmachen, wie wenig preiswürdig eine solche Person ist.

Auf berechtigte Kritik seitens der Deutsch-Israelischen Gesellschaft reagierte Thomas Hacker, Präsident der Dehler Stiftung und ehemaliger Bundestagsabgeordneter, herabwürdigend, indem er diese als lediglich von links und grün kommend abtut. Auf meine entschiedene Kritik als Parteifreundin und Expertin reagierte Thomas Hacker gar nicht.

Die IKG München hat schon längst sämtliche Kontakte und Kooperationen mit de Imam beendet.

Selbstbewusstsein, fachliche Tiefgründigkeit und moralischer Kompass sehen anders aus. Eine Stiftung, die den Liberalismus in Bayern und Deutschland stärken möchte – gerade in einer Zeit, in der Freiheit von linksextrem, rechtsextrem und islamistisch bedroht ist – sollte alles, wirklich alles, unterlassen, was Extremismus fördert.

Liberale müssen sich vor säkulare Muslime stellen, die zu den Opfern des politischen Islam gehören und die sich nichts sehnlicher wünschen, als politische Verbündete – damit sie in diesem Leben nicht noch einmal ein Land verlieren und schon wieder zu politischen Flüchtlingen werden. Liberale müssen sich vor Juden in Deutschland und Europa stellen, weil diese Gemeinde so bedroht ist wie noch zu keinem Zeitpunkt nach dem Nationalsozialismus.

Liberale müssen Vorreiter bei säkularen Werten sein, weil eine islamische Religion ohne die Gleichberechtigung – gesellschaftlich und juristisch – von Frau und Mann nicht in unsere offenen Gesellschaften integrierbar ist. Wer das nicht verinnerlicht, darf sich gerne mit fehlender Selbstreflektion beschäftigen und sich vielleicht selbst mal die Frage stellen, wie liberal man eigentlich ist.

Liberale müssen sich vor Juden in Deutschland und Europa stellen.

Unabhängig davon, ob diese Preisverleihung mit Trotz und Irrsinn an einen Antisemitismus schürenden Imam durchgezogen wird oder in letzter Sekunde der politische Anstand gewinnt, gehören diese unfassbaren Vorgänge akribisch aufgearbeitet: Wer hat diesen Vorschlag gemacht? Wer hat hier die Hausaufgaben der Recherche, um wen es sich handelt, nicht gemacht?

Wie ist es eigentlich möglich, dass die ehemalige Antisemitismusbeauftragte des Landes NRW und Ex-Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die das Rückgrat besaß, wegen des großen Lauschangriffes von ihrem Amt zurückzutreten, hier allen Ernstes die Laudatio halten will? Wie konnte es dazukommen, dass sich die Stiftung nicht umgeschaut hat und nicht realisiert hat, dass die Israelitische Kultusgemeinde in München schon längst sämtliche Kontakte und Kooperationen mit diesem Imam beendet hat?

Die Fragen sind eigentlich endlos, weil es sich hier offensichtlich um politisches Versagen handelt. Die wohl wichtigste Frage ist: Welche ernsthaften Konsequenzen ziehen sowohl Thomas-Dehler-Stiftung als auch Friedrich-Naumann-Stiftung daraus?

Die Autorin ist freie Publizistin und lebt in Berlin.

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