Michael Hurshell

Nur im Kontext mit den Nachbarn

Michael Hurshell Foto: Steffen Giersch

Michael Hurshell

Nur im Kontext mit den Nachbarn

Der konzeptionelle Ansatz in Bezug auf die überregionale Ausrichtung des geplanten Jüdischen Museums in Dresden ist genau der richtige

von Michael Hurshell  25.05.2021 11:27 Uhr

Bisher war Sachsen so etwas wie der große weiße Fleck auf der Landkarte der jüdischen Museen in Deutschland. Damit dürfte es bald vorbei sein. Denn kürzlich hat der Stadtrat in Dresden endlich den Weg für ein solches frei gemacht.

Viel ist über das Projekt bereits geschrieben und diskutiert worden, seit 2013 ein Verein ins Leben gerufen wurde, der sich für die Idee eines Jüdischen Museums in unserer Stadt starkgemacht hatte. Nun wird alles sehr konkret, worüber wir uns als jüdische Gemeinde ganz besonders freuen.

standort Ungeklärt ist noch die Frage des Standorts. Im Gespräch ist einerseits der Alte Leipziger Bahnhof, von dem aus die Deportationszüge Richtung Osten rollten. Andererseits könnte es auch auf der Bürgerwiese errichtet werden, wo einst das Palais Oppenheim stand. Darüber muss noch entschieden werden. Was aber bereits beschlossene Sache ist, betrifft die überregionale Ausrichtung des Museums, und zwar die Einbeziehung Sachsen-Anhalts, Thüringens sowie des heutigen Polens und der Tschechischen Republik.

Das Museum soll auch Teil eines Begegnungszentrums werden, eine Art Schnittstelle, wo Juden und Nichtjuden zusammenkommen können.

Dieser konzeptionelle Ansatz ist aus unserer Sicht genau der richtige, weil jüdisches Leben in Sachsen nur im Kontext der vielfältigen Verflechtungen mit dem benachbarten Schlesien oder Böhmen zu verstehen ist.
Selbstverständlich ist eine Beschäftigung mit 800 Jahren jüdischer Existenz in der Region nicht ohne Einbeziehung der Ereignisse rund um die Schoa möglich. Zugleich wollen wir aber einen Schwerpunkt auf die vielfältigen Beiträge und Leistungen von Juden gelegt wissen, etwa in der Musik oder der Medizin.

Darüber hinaus soll das Museum Teil eines Begegnungszentrums werden, eine Art Schnittstelle, wo Juden und Nichtjuden zusammenkommen können, was angesichts der notwendigen Sicherheitsmaßnahmen zurzeit nicht immer ganz einfach ist. Und doch: Nur so kann eine Leerstelle endlich gefüllt werden.

Der Autor ist Dirigent und Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Dresden.

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer wie der Imam den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  27.10.2025

Meinung

Die Kälte der »Sozialreform«

Für die Haushaltslücken lässt die Bundesregierung wieder einmal die Schwächsten der Gesellschaft büßen. Jüdische Rentnerinnen und Rentner werden besonders hart getroffen

von Günter Jek  26.10.2025

Meinung

Liebe Juden, bleibt bitte zu Hause!

Immer mehr jüdische Veranstaltungen werden abgesagt – angeblich zum Schutz von Jüdinnen und Juden. So wird aus einer Einladung zur Kultur ein stiller Abgesang auf Teilhabe

von Louis Lewitan  23.10.2025

Glosse

Der Klinkenputzer der Islamisten

Jürgen Todenhöfer trifft sich in Katar mit Vertretern der Hamas zum Gespräch und verbreitet danach ihre Propaganda.

von Ralf Balke  22.10.2025

Meinung

Wer stoppt die Hamas?

Die Entwaffnung und Zerschlagung der palästinensischen Terrororganisation ist und bleibt der Schlüssel zum Frieden in Nahost

von Philipp Peyman Engel  22.10.2025

Meinung

Die Abkehr des Kanzlers von der Staatsräson: Kein Grund zur Trauer

Der von Altkanzlerin Angela Merkel geprägte Begriff war schon immer vage. Es ist auch wesentlich leichter, wohlklingende Erklärungen abzugeben, als danach zu handeln. Friedrich Merz sollte endlich Taten folgen lassen

von Daniel Neumann  22.10.2025