Meinung

Bruch von Weimer mit Roths Politik: Ein notwendiger Neuanfang

Die Kulturjournalistin Maria Ossowski Foto: privat

Meinung

Bruch von Weimer mit Roths Politik: Ein notwendiger Neuanfang

Selten haben so viele kultivierte Menschen einen Kulturstaatsminister so heftig kritisiert wie Wolfram Weimer. Dabei hat er innerhalb von wenigen Tagen gleich zwei wichtige Zeichen gesetzt

von Maria Ossowski  13.05.2025 17:45 Uhr

»Gnä‹ Frau, Sie schubladisieren«. Mit diesem charmanten Verb umschreibt ein Wiener Kollege die deutsche Unart, Vorurteile zu pflegen und Ambivalenzen nicht zulassen. Genau dies ist geschehen bei der Ernennung des neuen Kulturstaatsministers Wolfram Weimer. Selten haben so viele kultivierte Menschen derart heftig schubladisiert. Ein Artikel mit Zitaten aus älteren Weimer-Texten reichte aus für eine Onlinepetition gegen ihn, für hasserfüllte Kommentare und die Vorhersage, Weimer werde scheitern. Schließlich sei er stramm konservativ, ultrarechts und was sonst noch in die Schublade des Bösen passt.

Dann setzte Weimer am ersten Tag im Amt zwei entscheidende Zeichen: Er hat Andreas Görgen entlassen, jenen Leitenden Beamten von Claudia Roth, dessen israelfeindliche Haltung szenebekannt war und der den Skandal um die documenta nicht verhindern wollte. Danach hat Weimer den Präsidenten des Zentralrats, Josef Schuster, zum vertrauensvollen Gespräch empfangen.

Kritiker mögen behaupten, es gebe dringendere Probleme im Kulturbereich als Antisemitismus. Denen sei entgegnete: Nein! Judenhass steht für eine Geisteshaltung, die jedes kulturelle Schaffen zerstört. Er findet sich an den parlamentarischen Rändern rechts und links außen und sickert von dort aus ein in die Mitte der Gesellschaft. Claudia Roth, dem Kulturkampf gegen Rechts und den eigenen Milieus verpflichtet, hat diese Gefahr nicht erkannt. Zwar besuchte sie in ihren ersten Amtstagen Buchenwald, konnte danach jedoch keine Allianzen schaffen zwischen unterschiedlichen Religionen und Weltanschauungen.

Lesen Sie auch

Weimer wirkt selbstbewusst in seine Behörde mit 450 Mitarbeitern hinein, dort ist man erleichtert ob seines seriösen Tons, und er handelt verbindlich nach außen. Jetzt gilt es, diesen Kurs zu halten, gleichzeitig den verschiedenen Kulturmilieus gerecht zu werden und dabei die Förderung antisemitischer Kulturprojekte zu unterbinden, ohne das Recht auf Meinungsfreiheit zu verletzen. Für diese Aufgabe: Viel Erfolg – Behatzlacha!

Die Autorin ist freie Journalistin und war viele Jahre als Redakteurin für den Hörfunk in der ARD tätig.

Meinung

Die Linkspartei, ihr Bundesparteitag und der Abschied vom Eintreten gegen Judenhass

Wer sich als vorgeblich sozialistische Partei mit einer Bewegung solidarisiert, die Frauen steinigt, Homosexuelle verbrennt und den Judenmord als oberstes Ziel ihrer Bemühungen proklamiert, hat keine Ehre. Ein Kommentar von Andrej Hermlin

von Andrej Hermlin  13.05.2025 Aktualisiert

Meinung

Codewort: Heuchelei

Nemo fordert den Ausschluss Israels beim ESC in Basel. Damit schadet die Siegerperson des vergangenen Jahres der Schweiz und der eigenen Community

von Nicole Dreyfus  11.05.2025

Julia Bernstein

»Nichts ist mehr wie zuvor«: Wie junge jüdische Münchner den 7. Oktober erleben

»Jüdisch oder gar israelisch zu sein, ist heute in Deutschland eine äußerst politische Angelegenheit oder gar für manche eine Provokation«, schreibt unsere Autorin

von Julia Bernstein  09.05.2025

Meinung

Der 8. Mai und die falschen Schlüsse

Es ist schwer, Menschen zu kritisieren, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, aber auch Schoa-Überlebende können irren. Denn einen Bogen von der industriellen Vernichtung der Juden zum Verteidigungskrieg Israels in Gaza zu ziehen, ist falsch

von Daniel Neumann  09.05.2025

Kommentar

Die Menschen in Gaza brauchen schnell Hilfe

Eine Demokratie wie Israel sollte sich nicht auf schmutzige Kriegstaktiken wie die Blockade von Hilfsgütern einlassen, auch wenn es sich bei der Hamas um skrupellose, abgrundtief böse Terroristen handelt

von Nils Kottmann  08.05.2025

Kommentar

Ulrike Eifler, die Linkspartei und die Auslöschung Israels

Ein hochrangiges Mitglied der Partei delegitimiert auf X Israel. Die Linke muss sich klar davon distanzieren, wenn sie glaubwürdig für Menschenrechte eintreten will

von Andreas Büttner  08.05.2025

Kommentar

Der Ukraine-Krieg überlagert die Pluralität der Erinnerungen

Die Auffassung, dass jeder nach seiner Fasson dem Zweiten Weltkrieg gedenkt, wurde durch Russlands Einmarsch in die Ukraine zerstört. Lenin- und Roter Stern-Orden jüdischer Veteranen und Veteraninnen und ihre »hundert Gramm« in Erinnerung an die gefallenen Kameraden wirken deplatziert

von Dmitrij Belkin  08.05.2025

Kommentar

Mit aller gebotenen Härte

Ein AfD-Verbotsverfahren ist nach der Verfassungsschutz-Einschätzung der Partei als rechtsextremistisch dringlicher denn je

von Philipp Peyman Engel  07.05.2025

Meinung

Null Toleranz für Gewaltaufrufe

Ein Großereignis wie der Eurovision Song Contest darf keine Sicherheitslöcher zulassen, findet unsere Schweiz-Redakteurin Nicole Dreyfus

von Nicole Dreyfus  07.05.2025