Reinhard Schramm

Meldestellen sind nötig

Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen Foto: dpa

Leider kann ich keinen Rückgang des Antisemitismus beobachten, wie es jüngst an dieser Stelle von Michael Fürst für das Bundesland Niedersachsen festgestellt wurde. Stattdessen sehe ich sein Anwachsen, das einhergeht mit einer Zunahme des Nationalismus in Europa. Wir müssen jede Form des Hasses auf Juden bekämpfen, und als seine aktuell gefährlichste Form mache ich den israelbezogenen Antisemitismus, ja, die Infragestellung des jüdischen Staates aus.

DEFINITION Das begründet auch, warum antisemitische Vorfälle erfasst werden müssen. Gewiss ist es richtig, dass Aufgaben von Meldestellen derzeit noch sehr unterschiedlich verstanden werden. Eine breite Diskussion in und mit den Landesverbänden fehlt bislang.

Ich sehe ein Anwachsen des
Antisemitismus, das einhergeht mit einer Zunahme des Nationalismus in Europa.

In Thüringen registriert der Landesverband antisemitische Vorfälle, die hier geschehen – gleich, ob sie uns von Mitgliedern oder der Polizei gemeldet werden. Dafür gibt es Formulare, die wir zurzeit in Thüringen weiterleiten und künftig an die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) geben.

AUSWERTUNG Mag also sein, dass eine Meldestelle nur für eine Stadt, etwa Hannover, nicht erforderlich ist, die Dokumentation und Auswertung der sehr unterschiedlichen Vorfälle ist es sehr wohl. Sie hilft uns nämlich auch auf Landesebene, die Veränderung von Form und Inhalt der antisemitischen Vorfälle zu erkennen und Schlussfolgerungen zu ziehen.

Wir brauchen eine Diskussion über den Umgang mit diesen Vorfällen. Daher bin ich dankbar, dass der provokante Kommentar von Michael Fürst eine solche Debatte anschiebt. Und nicht einmal seine Warnung vor Aktionismus und Alarmismus möchte ich strikt zurückweisen. Aber Meldestellen brauchen wir sehr wohl, schon um herauszufinden, ob die These vom Rückgang des Antisemitismus richtig ist.

Der Autor ist Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen.

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Sabine Brandes

Wie Donald Trump Israels Demokratie angreift

Der US-Präsident hat angekündigt, in den Korruptionsprozess gegen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu eingreifen zu wollen. Damit geht der Amerikaner eindeutig zu weit

von Sabine Brandes  12.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  11.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Wahlen in Ostdeutschland: Es gibt keine Zeit zu verlieren

In Mecklenburg-Vorpommer und Sachsen-Anhalt wird im September gewählt. Es steht viel auf dem Spiel: Eine AfD-Regierung könnte großen Schaden anrichten. Leidtragende wären nicht zuletzt die jüdischen Gemeinden

von Joshua Schultheis  10.11.2025

Meinung

Wieder ein Blankoscheck für Palästina?

Europa will Gazas Wiederaufbau finanziell fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, Millionen an Hilfsgeldern würden etwas zum Besseren verändern, fragt unser Autor

von Jacques Abramowicz  10.11.2025 Aktualisiert

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025

Meinung

Ich kann euch nicht hören

Während im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt tobt, schweigen die selbst ernannten Menschenrechts-Demonstranten in Europa und auf der Welt

von Sophie Albers Ben Chamo  02.11.2025

Kommentar

Politisches Versagen: Der Israelhasser Benjamin Idriz soll den Thomas-Dehler-Preis erhalten

Wer, wie der Imam, den 7. Oktober für seine Diffamierung des jüdischen Staates und der jüdischen Gemeinschaft instrumentalisiert, ist eines Preises unwürdig

von Saba Farzan  28.10.2025