Sarah Cohen-Fantl

Kein Vertrauen in die Vereinten Nationen

Sarah Cohen-Fantl Foto: privat

Sarah Cohen-Fantl

Kein Vertrauen in die Vereinten Nationen

Ausgerechnet der Iran sitzt in der UN-Frauenrechts-Kommission. Ein schlechter Scherz? Leider nein

von Sarah Cohen-Fantl  08.04.2022 13:09 Uhr

April, April, der macht was er will – dieser Spruch könnte auch das Motto der Vereinten Nationen (UN) sein. Nicht nur, dass die italienische Rechtsanwältin und offenkundige Israel-Hasserin Francesca Albanese als Berichterstatterin für den jüdischen Staat im UN-Menschenrechtsrat nominiert wurde. Nein, auch in der Frauenrechts-Kommission geht es drunter und drüber.

Obwohl das Regime im Iran für seine Menschenrechtsverletzungen bekannt ist, Frauen dort seit Ende der 70er-Jahre zum Kopftuchtragen gezwungen werden, ohne die Genehmigung ihres Ehemannes nicht reisen dürfen, Mädchen im Alter von 13 Jahren verheiratet werden und bei Missachtung jahrelange Gefängnisstrafen, Peitschenhiebe und die Todesstrafe drohen, sitzt der Iran jetzt genau in dem Gremium, das eigentlich Frauenrechte fördern soll.

Feminismus Ein schlechter Scherz? Leider nein. Warum die Bundesregierung, deren Ministerin Annalena Baerbock eine feministische Außenpolitik verspricht, und auch andere westliche Staaten nicht vehement dagegen vorgehen, bleibt ein Rätsel. Und es erschüttert weltweit das Vertrauen vieler Frauen in die Vereinten Nationen. Für sie fühlt sich diese Wahl wie ein Schlag ins Gesicht an.

Als Israelin, Jüdin, Frau und Mutter einer Tochter finde ich diese Entwicklungen besorgniserregend und frage mich, wie bei der Wahl auch mindestens vier europäische Staaten für das Mullah-Regime abstimmen konnten.

Wie man die UN weiter ernst nehmen soll? Gar nicht. Genau da liegt das nächste Problem: In Zukunft können sich bei dem Thema Israel und Frauenrechte alle, deren verqueres Weltbild sie bedient, auf die UN berufen, die ja eine respektable Institution sei, der man Glauben dürfe – anstatt den wirklich Betroffenen Frauen Gehör zu schenken. April, April, das ist in der Tat ein Scherz – wenn auch kein Guter.

Die Autorin ist freie Journalistin und pendelt zwischen Israel und Deutschland.

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

Meinung

Xavier Naidoos antisemitische Aussagen? Haken dran!

Der Mannheimer Sänger füllt wieder Konzertsäle. Seine Verschwörungserzählungen über Juden und holocaustrelativierenden Thesen scheinen kaum noch jemanden zu stören

von Ralf Fischer  15.12.2025

Charlotte Knobloch

Pessimismus können wir uns nicht leisten

Nach dem Terror in Sydney fragen sich auch Juden hierzulande erneut: Wohin? Deutschland hat bewiesen, dass es jüdischen Menschen eine Heimat sein kann und will, meint die Münchner Gemeindechefin

von Charlotte Knobloch  15.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Die Schweiz als Ausweichort: Ein Lehrstück über den Umgang mit kontroversen Positionen

Linke Intellektuelle verbreiteten auf einer Tagung anti-israelische Verschwörungstheorien. Die Veranstaltung zeigt, warum wir den offenen, präzisen Diskurs gegen jene verteidigen müssen, die Wissenschaftlichkeit als Tarnkappe missbrauchen

von Zsolt Balkanyi-Guery  12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Andrea Kiewel

Ein Weltwunder namens Regen

Jedes Jahr im Dezember versetzt der Regen die Menschen in Israel in Panik - dabei ist er so vorhersehbar wie Chanukka

von Andrea Kiewel  11.12.2025 Aktualisiert