Sima Purits

Jüdische Gemeinden: Wir sind bereit

Sima Purits Foto: Marco Limberg

Junge Leute in die Gemeinden? Wir sind bereit. Die Gemeinden auch? Zwar gibt es viele junge Leute, die sich engagieren wollen, aber ihnen wird nicht die Möglichkeit gegeben, dies zu tun. Wenn sich junge Menschen in jüdischen Gemeinden einbringen wollen, stoßen sie anstelle von Offenheit vielmehr auf eine Mauer aus Anforderungen und auf Erwartungen, die meist nicht mit dem Bild der Studierenden übereinstimmen und auch nicht zu erfüllen sind. Willkommen? Fehlanzeige.

Dabei ist es ganz einfach: Wir wollen die bewährten Strukturen nicht über den Haufen werfen, es geht doch eher darum, jungen Jüdinnen und Juden Raum zu schaffen, damit wir unsere Themen und Perspektiven in den Gemeinden platzieren.

Für alle müssen Angebote geschaffen werden.

Leider ist es so, dass die Gemeinden nicht die Räume sind, in denen sich junge Menschen wohlfühlen und wo ihre Meinungen ernst genommen werden. Deswegen engagieren wir uns eher extern in Studierendenverbänden, jüdischen Hochschulgruppen oder anderen Organisationen. Gerade nach dem 7. Oktober ist es wichtig, Räume für unsere Belange zu haben, in denen wir gemeinsam zusammenkommen und Halt finden können.

Auch wir wollen auf lange Sicht wieder in jüdische Gemeinden zurückkehren, wenn diese Werte vertreten werden, mit denen wir uns verbunden fühlen – mit unseren Familien und Partnerinnen und Partnern. Das funktioniert aber nur in einem Zusammenspiel mit dem bereits aufgebauten Strukturen und unseren neuen Ideen und Lebensrealitäten. Dazu gehören auch Themen wie Vaterjuden, nichtjüdische Partnerinnen und Partner, kinderlose Ehen, LGBTQIA*- oder andere Lebensgemeinschaften und -realitäten.

Für alle müssen Angebote geschaffen werden. Wir möchten nicht ausgeschlossen sein, wir wollen mitmachen und sind bereit, auch von den Erfahreneren zu lernen. Die Gemeinden müssen auch offen uns gegenüber sein. Schaffen sie Angebote, geben sie uns Raum für unsere Perspektive. Gemeinsam können wir nachhaltige Strukturen schaffen.

Die Autorin ist unter anderem in der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD), im Jüdischen Studierendenverband NRW und bei Netzer Germany aktiv.

Meinung

Die Namen in die Welt schreien

24 junge Männer in der Gewalt der Hamas sind wahrscheinlich noch am Leben - sie können und müssen durch ein Abkommen gerettet werden

von Sabine Brandes  28.04.2025

Meinung

Die UN, der Holocaust und die Palästinenser

Bei den Vereinten Nationen wird die Erinnerung an den Holocaust mit der »Palästina-Frage« verbunden. Das ist obszön, findet unser Autor

von Jacques Abramowicz  25.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  24.04.2025

Meinung

Ich habe versagt

Damit sich ein Ereignis wie die Schoa nicht wiederholt, kommt es darauf an, wie wir erinnern. Doch wir sind offenbar dabei, genau das den Falschen zu überlassen

von Sophie Albers Ben Chamo  23.04.2025

Jom Haschoa

Zwei Minuten Stillstand?

Sollte in Deutschland in derselben Art und Weise wie in Israel an die Opfer der Schoa erinnert werden? Ein Gastbeitrag von Felix Klein

von Felix Klein  22.04.2025

Kommentar

Bezalel Smotrich, die Geiseln in Gaza und der moralische Teufelskreis

Zum Gesellschaftsvertrag in Israel gehört es, dass kein Soldat und kein Opfer von Terror zurückgelassen wird. Niemand! Niemals! Koste es, was es wolle. Was es bedeutet, dies nun in Frage zu stellen

von Daniel Neumann  22.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Volker Beck

Den Kampf gegen Antisemitismus nicht vereinnahmen

US-Präsident Trump nimmt den Antisemitismus an der Harvard University zum Anlass für einen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit und die Rechtsgleichheit für alle

von Volker Beck  16.04.2025