Günter Jek

Inflation und Armut

Günter Jek Foto: Gregor Zielke

Nur drei Euro im Monat. Um so viel – beziehungsweise so wenig! – sollen die Regelsätze für das Arbeitslosengeld II und die Grundsicherung im Alter ab 2022 angehoben werden. Das sieht die kürzlich vom Bundesrat beschlossene Kabinettsverordnung vor.

Weder die zunächst wegen der Corona-Pandemie gesenkte und dann wieder angehobene Umsatzsteuer noch die auf 4,1 Prozent gestiegene Teuerungsrate wurden bei der Berechnung berücksichtigt. Bedürftige werden also spürbar weniger Geld zur Verfügung haben und sich noch stärker einschränken müssen als bisher.

signale Von der sich abzeichnenden »Ampel-Koalition« sind kaum positive Signale zu erwarten. Die SPD hat die Regelsätze maßgeblich mitgestaltet und versteht sich als »Partei derer, die morgens aufstehen und den Laden am Laufen halten«. Grüne und FDP adressieren eher saturierte, bürgerliche Milieus. Soziale Fragen wie Teilhabe, Altersarmut und rentenfester Mindestlohn spielten im Wahlkampf eine nachgeordnete Rolle.

Soziale Fragen wie Teilhabe, Altersarmut und rentenfester Mindestlohn spielten im Wahlkampf eine nachgeordnete Rolle.

Einig sind sich SPD und Grüne in ihren Wahlprogrammen, die Grundsicherung reformieren zu wollen. Konkrete Zeitpläne, etwa für eine »Grüne Garantiesicherung« oder das »Überwinden von Hartz IV« der SPD, sucht man vergeblich. Die FDP möchte die Zuverdienstgrenzen erhöhen – wenig tröstlich für diejenigen, die zu alt oder zu krank für zusätzliche Tätigkeiten sind.

altersarmut Durch das von der scheidenden Bundesregierung nicht umgesetzte Vorhaben, über eine Härtefallregelung die Altersarmut der jüdischen Zuwanderer abzumildern, ist dieser bereits besonders benachteiligte Personenkreis nun zusätzlich schwer belastet. Die unglückliche Zusammenlegung der Regelung für DDR-Rentner mit der Härtefallregelung für jüdische Zuwanderer in einer gemeinsamen Verwaltungsvorlage hakt am Widerstand einiger Bundesländer.

Ein gravierender Kurswechsel, der das Thema Armut in einer reichen Gesellschaft anpackt, ist nicht in Sicht. Viel Arbeit also für die jüdischen Verbände, die sich weiter zugunsten ihrer ausgegrenzten Klientel einsetzen.

Der Autor ist Leiter des Berliner Büros der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST).

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

»Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben«, schreibt Rafael Seligmann

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Meinung

Unsere Antwort ist Leben!

Chanukka ist das beharrliche Bestehen darauf, dass Mord und Terror nicht das letzte Wort haben. Ein Kommentar zum Terroranschlag von Sydney

von Jan Feldmann  18.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  18.12.2025

Essay

Chanukka und wenig Hoffnung

Das hoffnungsvolle Leuchten der Menorah steht vor dem düsteren Hintergrund der Judenverfolgung - auch heute wieder

von Leeor Engländer  18.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  17.12.2025

Meinung

Warum ich Sydney nicht verlassen werde

Der Terroranschlag von Bondi Beach wurde auch möglich, weil die Mehrheitsgesellschaft den Antisemitismus im Land ignoriert hat. Unsere Autorin sagt trotzdem: Ihre Heimat als Jüdin ist und bleibt Australien

von Amie Liebowitz  17.12.2025

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025