Arye Sharuz Shalicar

In der Sprache, die sie verstehen

Gewalt sollte nie die Lösung sein. Doch was macht man, wenn man jemandem gegenübersteht, der Gewalt anwendet? Wie oft lässt man sich ohrfeigen? Wie oft misshandeln? Wie lange ist man bereit, den Übeltäter weitermachen zu lassen und Opfer zu sein, nur um keine Gewalt anzuwenden?

Wie lange kann man so tun, als ob man nicht mitbekommt, dass der Übeltäter andere Menschen verfolgt, foltert, öffentlich ermordet, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen? Wie lange ist man bereit, über dessen Menschenrechtsverbrechen zu schweigen? Wie lange macht das eigene Gewissen mit, ohne vor Wut zu explodieren?

LEGITIMATION Gewalt sollte nicht die Lösung sein, doch manchmal ist es leider die einzige Lösung. Nehmen wir den »Islamischen Staat« (IS) als Beispiel. Hat man anfangs noch gezögert, Gewalt anzuwenden, so haben einige scheußliche Videos, die von der Terrorbewegung verbreitet wurden, und einige Anschläge auf deutschem Boden gereicht, um fast jede Gewalt gegen diese Radikalislamisten als legitim in den Augen der Deutschen zu betrachten.

Gewalt war notwendig, um das IS-Monster zu besiegen und unser freies Leben zu gewährleisten.

Deutschland war sich quer durch alle politischen Lager einig, dass die Welt ohne den IS ein sicherer Ort sein wird. Niemand hat je eine Träne vergossen, wenn IS-Mitglieder getötet wurden und sie an Boden und Einfluss verloren haben.

Im Gegenteil, Menschen konnten wieder aufatmen, als dem IS-Monster – dank Gewalt – Einhalt geboten wurde. Menschen in Syrien, Deutschland und an vielen Orten auf der Welt fühlten sich erleichtert und sicherer, als der IS schrumpfte.

NOTWENDIGKEIT Ohne Gewalt einzusetzen, wäre dies nie möglich gewesen. Wer weiß, wie viele weitere Anschläge in Deutschland und auf der Welt in den letzten Jahren ausgeführt worden wären, wenn sich niemand entschlossen den IS-Terroristen gegenübergestellt hätte, nur um Gewalt zu vermeiden.

Schließlich wurde einem beigebracht, dass Gewalt nicht die Lösung ist und dass sie letztendlich nur eine Spirale der Gewalt in Gang setzt. Wir wurden im Falle des IS eines Besseren belehrt. Gewalt war notwendig. Sie war notwendig, um das Monster zu besiegen und unser freies Leben zu gewährleisten.

REGIME Doch was geschieht im Falle des mordenden islamischen Regimes im Iran? Plötzlich sind sich die Deutschen größtenteils einig, dass Gewalt nicht die Lösung sein kann.

Ist Gewalt im Fall des Mullah-Regimes keine Lösung oder eventuell die einzige Lösung?

Und das, obwohl die Mullahs und ihre Revolutionsgarden täglich Menschen misshandeln, foltern, und öffentlich hinrichten: Menschen wie den Sportler Navid Afkari und den Journalisten Ruhollah Sam, mit Namen und Gesichtern.

Und das, obwohl die Mullahs und ihre Revolutionsgarden Terrormilizen im Libanon, Syrien, Irak, Gaza, Afghanistan, Jemen und anderen Orten finanzieren, die wiederum Dank der großzügigen Unterstützung aus Teheran unschuldige Menschen in ihren Ländern verfolgen und ermorden.

SCHWÄCHUNG Und das, obwohl die Mullahs öffentlich verlautbart haben, dass sie Israel vernichten wollen und, um dieses Ziel in die Tat umzusetzen, in Untergrundanlagen fleißig Uran anreichern, um eine Atombombe zu bauen? Ist Gewalt in diesem Fall keine Lösung oder eventuell die einzige Lösung?

Ich habe keine feste Meinung diesbezüglich, jedenfalls noch nicht. Ich bin froh, dass es neben den »Dialogbemühungen« aus Europa auch andere Spieler gibt, die »pinzettenartige Gewalt« einsetzen, um das Verbrecherregime im Iran zu schwächen und somit eine Situation zu vermeiden, in der es keine andere Wahl mehr geben wird, als massive Gewalt einzusetzen, um das Problem zu lösen.

Arye Sharuz Shalicar ist ein deutsch-persisch-israelischer Autor und Spitzenbeamter in der israelischen Regierung.

Meinung

New York: Zohran Mamdani und der Clash der Generationen

Der Bürgermeisterkandidat der Demokraten wurde nicht zuletzt wegen seiner antizionistischen Haltung gewählt. Während er unter jungen jüdischen New Yorkern Unterstützer hat, stehen die älteren überwiegend fest an Israels Seite

von Hannes Stein  06.07.2025

Kommentar

Zürich sollte Francesca Albanese keine Bühne bieten

Die antisemitische UN-Sonderberichterstatterin tritt am Freitag in der Zürcher Zentralwäscherei auf - subventioniert durch die Steuerzahler der Stadt

von Ronny Siev  03.07.2025

Kommentar

Liebe statt Tod

Die israelische Armee kämpft für unsere Freiheit, auch die der verlorenen Seelen auf dem Glastonbury-Musikfestival, die den Tod israelischer Soldaten gefordert haben

von Frank Schmiechen  03.07.2025

Kommentar

Justiz: Im Zweifel für Antisemitismus?

Ein Verwaltungsgerichtsurteil lässt große Zweifel aufkommen, dass es alle mit der Bekämpfung von Antisemitismus unter Beamten ernst meinen

von Michael Thaidigsmann  02.07.2025

Meinung

Die Erforschung von Antisemitismus braucht Haltung und Strukturen

Damit die universitäre Wissenschaft effektiv zur Bekämpfung von Judenhass beitragen kann, muss sie zum einen schonungslos selbstkritisch sein und zum anderen nachhaltiger finanziert werden

von Lennard Schmidt, Marc Seul, Salome Richter  02.07.2025

Kommentar

Alle haben Frieden verdient

Aber es braucht die richtigen Partner dazu

von Nicole Dreyfus  02.07.2025

Meinung

Kontrollverlust im Westjordanland

Immer wieder ziehen radikale Siedler marodierend durch palästinensische Ortschaften. Nun machen sie nicht einmal mehr vor Soldaten der eigenen Armee Halt

von Ralf Balke  01.07.2025

Meinung

»Haaretz«: Stimmungsmache gegen Israel

In den vergangenen Jahren hat die israelische Zeitung mehrfach Falschbehauptungen oder verzerrte Darstellungen in Umlauf gebracht hat - mit weitreichenden Folgen

von Jacques Abramowicz  30.06.2025

Meinung

Wir müssen auch im Krieg Widersprüche aushalten

Man kann die Angriffe auf Irans Atomprogramm richtig finden, ohne Israels Premier Netanjahu als Helden zu feiern oder das Leid der iranischen und palästinensischen Zivilbevölkerung zu übersehen

 27.06.2025