Meinung

Ich kann euch nicht hören

Sophie Albers Ben Chamo Foto: Stephan Pramme

Die Überschrift »So viel Blut, dass es aus dem All zu sehen ist« ist an Grauen kaum zu überbieten. Sie ist in der »Süddeutschen Zeitung« zu lesen und beschreibt die Zustände in al-Faschir, der Hauptstadt der Region Nord-Darfur im Sudan. Eineinhalb Jahre lang waren die rund 300.000 Einwohner eingeschlossen, wurden von der RSF (Rapid Support Forces, Nachfolgeorganisation der arabischen Milizen Dschandschawid) belagert und ausgehungert. Nicht einmal eine Luftbrücke zur Notversorgung der Bevölkerung war möglich.

Nun ist al-Faschir gefallen. Die Zivilisten sind den Milizen ausgeliefert. Massaker, Folter, Vergewaltigung, Verstümmlung, Mord. Mehr als 2000 unbewaffnete Menschen seien allein in den ersten 48 Stunden hingerichtet worden. In einer Geburtsklinik wurden 460 Menschen niedergemetzelt, darunter vor allem Mütter und Babys, meldet die WHO. Moscheen und das Rote Kreuz seien unter Beschuss genommen worden.

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Seit April 2023 herrscht im über Jahrzehnte vom Bürgerkrieg zerrissenen Sudan ein blutiger Machtkampf zwischen dem amtierenden Präsidenten Abdel-Fattah al-Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert. Zehntausende wurden seitdem getötet, rund zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht. Nach Einschätzung der UN tobt in dem nordostafrikanischen Land die schwerste humanitäre Krise der Welt. »Szenen eines Völkermords«, sagen Augenzeugen, die aus al-Faschir fliehen konnten.

Doch auf den Straßen Europas und der Welt: Stille. Keine regelmäßigen Demonstrationen von Hunderttausenden, die im Namen der Menschenrechte verurteilen, was den Menschen im Sudan angetan wird. Keine Plakate. Keine Schals im Namen der Solidarität. Kein Ruf nach Sanktionen und Boykott. Keine Forderung nach einem Stopp der Waffenlieferungen durch die Vereinigten Arabischen Emirate an die RSF. Kein »Free Sudan«. Kein »Stop the Genocide!« Sogar der Algorithmus schweigt.

Ich kann euch nicht hören. No Jews, No News? All Eyes On al-Faschir!

benchamo@juedische-allgemeine.de

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