Tobias Müller

Haft für Holocaust-Leugnung

Tobias Müller Foto: privat

Tobias Müller

Haft für Holocaust-Leugnung

In einem Land, in dem ein so großer Teil der jüdischen Bevölkerung ermordet wurde wie nirgendwo sonst in Westeuropa, ist dies ein wichtiger erster Schritt

von Tobias Müller  09.08.2023 14:16 Uhr

Bis zu einem Jahr kann künftig in den Niederlanden ins Gefängnis kommen, wer die Schoa leugnet. Das ist das Resultat eines Gesetzesentwurfs von Justizministerin Dilan Yesilgöz-Zegerius, dem das Kabinett Mitte Juli zustimmte. Die Ministerin, mehrfach als entschiedene Kämpferin gegen Judenhass in Erscheinung getreten, sieht diesen Schritt als Reaktion auf das »Monster des Antisemitismus, das regelmäßig seinen Kopf emporstreckt«.

Zweifellos ist dies ein wichtiges Zeichen, zumal auch die Bagatellisierung der Schoa strafbar wird. Gleiches gilt für andere Genozide oder Kriegsverbrechen. Dass manche darin eine Gleichsetzung sehen oder die Gefahr, dass die Singularität der Schoa infrage gestellt wird, darüber lässt sich diskutieren. Es muss aber nicht so sein, wenn man ein wachsames Auge für die Details des jeweiligen Falls hat.

studie Wie schwerwiegend das Problem ist, belegt die Studie der Jewish Claims Conference, die Anfang des Jahres enthüllte, dass fast ein Viertel der jungen Niederländer den Holocaust für eine Erfindung oder eine Übertreibung hält.

Wer glaubt, allein per gesetzlichem Verbot mit diesen Zuständen fertigzuwerden, betreibt gefährliche Augenwischerei.

Das zeigt auch die öffentliche Schabbat-Feier der jungen Amsterdamer Initiative »Oy Vey« vergangenen Winter, bei der die Teilnehmer Sorge hatten, öffentlich als Juden in Erscheinung zu treten. Ebenso zu nennen sind die antisemitischen Gesänge in Fußballstadien oder die israelfeindlichen Parolen und Vernichtungsfantasien auf Palästina-Demos. Die Liste ist lang.

Dass das Strafrecht zur Bekämpfung nicht ausreicht, ist aber auch richtig. Wer glaubt, allein per gesetzlichem Verbot mit diesen Zuständen fertigzuwerden, betreibt gefährliche Augenwischerei. Doch in einem Land, in dem ein so großer Teil der jüdischen Bevölkerung ermordet wurde wie nirgendwo sonst in Westeuropa, ist dies ein wichtiger erster Schritt. Weitere in Bildung, Politik und öffentlichem Diskurs müssen folgen, um dem Monster, von dem die Ministerin sprach, endlich die Zähne zu zeigen.

Der Autor ist freier Journalist und berichtet für die Jüdische Allgemeine aus den Niederlanden.

Carsten Ovens

Israel verteidigt sich – und schützt die Region

Warum der Angriff auf iranische Atomanlagen notwendig war – und was Europa daraus lernen muss

von Carsten Ovens  15.06.2025

Manifest zur Außenpolitik

Gilt das Versprechen der SPD auch für ukrainische Kinder?

Unser Gastautor wurde in der Ukraine geboren und ist Jude. Seit vielen Jahren ist er SPD-Mitglied. Das neue Manifest einiger Altvorderer zur Außenpolitik macht ihn wütend

von Igor Matviyets  13.06.2025

Meinung

Die Menschen im Iran sind Israel dankbar

Der jüdische Staat hat durch seine Luftangriffe den Iranern die Chance gegeben, die islamistische Diktatur in Teheran endlich loszuwerden. Das ist eine historische Gelegenheit

von Saba Farzan  13.06.2025

Schlag gegen Iran

Ein notwendiger Schritt

Israel hat alles Recht der Welt, sich gegen das iranische Atomprogramm zu wehren. Teheran darf niemals in den Besitz von Atomwaffen gelangen. Ein Kommentar von Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  13.06.2025

Meinung

Präventivschlag gegen eine existenzielle Bedrohung

Irans Atomprogramm verfolgt keine friedlichen Ziele. Nach dem Scheitern der diplomatischen Bemühungen ist Israels Angriff gerechtfertigt

von Ulrike Becker  13.06.2025

Meinung

Warum Israel die Ukraine jetzt offen militärisch unterstützt

Die Ukraine nutzt nun auch Waffensysteme aus israelischen Beständen. Der Hintergrund für die veränderte Politik Jerusalems ist eine Machtverschiebung in Nahost

von Saba Farzan  12.06.2025

Medien

Deutschlands Oberlehrer

Wer will noch mal, wer hat noch nicht? In diesen Tagen scheint die Diffamierung Israels oberste Bürgerpflicht zu sein. Ein Kommentar

von Michael Thaidigsmann  11.06.2025 Aktualisiert

Kommentar

Der Unabhängige

Der Schweizer Außenminister Ignazio Cassis ist nach Israel und ins Westjordanland gereist, um sich eine eigene Meinung über die humanitäre Hilfe in der Region zu bilden

von Nicole Dreyfus  11.06.2025

Meinung

Jewrovision: einfach jung und jüdisch sein

Junge Jüdinnen und Juden sind alltäglich Anfeindungen ausgesetzt. Für sie ist die Jewrovision ein Safe Space

von Katrin Richter  11.06.2025