Menachem Z. Rosensaft

Hände weg von Yad Vashem!

Menachem Z. Rosensaft Foto: picture alliance / dpa

Menachem Z. Rosensaft

Hände weg von Yad Vashem!

Wenn es um die Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem geht, hat die Diaspora das Recht, ihre Stimme zu erheben

von Menachem Z. Rosensaft  14.09.2023 11:07 Uhr

Die jüngsten Versuche von Politikern der israelischen Regierungskoalition, den Yad-Vashem-Vorsitzenden Dani Dayan auszubooten, sind ein Schlag ins Gesicht der jüdischen Diaspora. Dayan hat sein Amt bislang überparteilich und mit hoher Kompetenz ausgefüllt. Doch einigen Vertretern der Regierung von Premier Netanjahu ist er ein Dorn im Auge.

Dabei ist der ehemalige Generalkonsul Israels in New York einer der wenigen israelischen Offiziellen, die nicht nur auf innerisraelische Debatten fokussiert sind, sondern denen die jüdische Diaspora tatsächlich am Herzen liegt. Zudem ist die Gedenkstätte Yad Vashem wahrscheinlich jene Institution Israels, die am stärksten in der Diaspora verwurzelt ist. Praktisch jedes Dokument, jede Fotografie, jeder dort ausgestellte oder aufbewahrte Gegenstand stammt aus der Diaspora.

vorfahren Meine Eltern haben die Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und Bergen-Belsen überlebt. Mein Bruder und meine Großeltern hatten nicht so viel Glück. Sie alle waren polnische Juden und keine Israelis, denn es gab damals noch keinen Staat Israel. Leider. Als Nachfahre habe ich also ein persönliches Interesse daran, wie meiner ermordeten Vorfahren in Yad Vashem gedacht wird.

Seit seiner Gründung vor 70 Jahren steht Yad Vashem, steht das Gedenken über der israelischen Parteipolitik.

Seit seiner Gründung vor 70 Jahren steht Yad Vashem, steht das Gedenken über der israelischen Parteipolitik. Den meisten dort war bislang klar: Die Schoa darf nicht politisiert oder vereinnahmt werden. Und jeder Versuch, die Institution Yad Vashem zum verlängerten Arm der Regierung – zumal einer rechtsextremen wie der amtierenden – zu machen, würde dem Gedenken einen Bärendienst erweisen. Nicht nur in Israel, sondern weltweit.

Deshalb war es wichtig, dass Persönlichkeiten und jüdische Organisationen in aller Welt dem Plan, Dani Dayan abzulösen, widersprochen haben. Wenn es um Yad Vashem geht, hat die Diaspora das Recht, ihre Stimme zu erheben. Sie sollte in Israel gehört und ernst genommen werden.

Der Autor ist Vorsitzender des Beirats der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten.

Meinung

Lasst uns nicht allein!

Nach dem Canceln von Lahav Shani durch das Flandern-Festival in Genf befürchtet Maria Ossowski, dass Juden Europa jetzt verlassen wollen

von Maria Ossowski  11.09.2025

Meinung

Gent: Boykottiert die Boykotteure!

Dass die Münchner Philharmoniker in Gent nicht auftreten dürfen, weil sie mit Lahav Shani einen israelischen Dirigenten haben, ist eine Schande - und erfordert eine deutliche Antwort deutscher Kulturschaffender

von Michael Thaidigsmann  10.09.2025

Meinung

Wenn Wutausbrüche Diplomatie ersetzen

So verständlich der Frust ist, tut sich Israels Regierung mit ihrer aggressiven Kritik an westlichen Regierungen und ihren Einreiseverboten für europäische Politiker keinen Gefallen

von Michael Thaidigsmann  08.09.2025

Meinung

Bitte mehr Sorgfalt, liebe Kollegen!

Weltweit haben Medien die Geschichte verbreitet: In Gaza sei ein hilfesuchendes Kind von Israelis erschossen worden. Es stimmt nur nicht, wie sich nun herausstellt. Von professionellen Journalisten darf man eigentlich mehr erwarten

von Susanne Stephan  08.09.2025

Essay

Das Gerücht über Israel

Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Lüge. Was früher dem Juden als Individuum unterstellt wurde, wird nun Israel als Nation vorgeworfen

von Daniel Neumann  06.09.2025 Aktualisiert

Meinung

Einseitig, fehlerhaft, selbstgerecht

Die »International Association of Genocide Scholars« bezichtigt Israel des Völkermords. Die Hamas spricht sie von jeder Verantwortung für die Lage in Gaza frei. Eine Erwiderung

von Menachem Z. Rosensaft  05.09.2025

Meinung

Vuelta-Radrennen: Israelhasser ohne Sportsgeist

Bei der spanischen Radtour ist der israelische Rennstall Ziel von Störaktionen. Nun forderte der Rennleiter das Team auf, nicht mehr anzutreten. Wenigen Fanatiker gelingt es, Israel vom Sport auszuschließen - wie so oft in der Geschichte

von Martin Krauss  04.09.2025

Kommentar

Gaza: Das falsche Spiel der Vereinten Nationen

Die UN ist kein neutraler Akteur im Gazakrieg. Ihre Vertreter scheuen sich nicht, irreführende Zahlen in Umlauf zu bringen und die Hamas als legitime politische Kraft zu präsentieren

von Jacques Abramowicz  03.09.2025

Meinung

Marlene Engelhorn, die Gaza-Flottille und deutsche Schuldabwehr

Die Familie der BASF-Erbin hat an der Ermordung von Juden mitverdient. Nun diffamiert sie den jüdischen Staat, um sich selbst im Gespräch zu halten

von Antonia Sternberger  03.09.2025