Sabine Brandes

Für einen Libanon ohne die Hisbollah

Sabine Brandes Foto: privat

Sabine Brandes

Für einen Libanon ohne die Hisbollah

Es ist an der Zeit, dass die Libanesen Nein zum Einfluss einer Terrororganisation auf ihr Leben sagen

von Sabine Brandes  14.11.2024 09:33 Uhr

Einst wurde der Libanon die »Schweiz des Nahen Ostens« genannt, die Hauptstadt Beirut war wie die kleine Schwester von Paris. Ein 15 Jahre währender Bürgerkrieg machte all das zunichte. Doch mit dem Ende der internen Kämpfe hörten Libanons Probleme nicht auf. In den 90er-Jahren wuchs die Schiitenmiliz Hisbollah zu einer einflussreichen Macht im kleinen Levantestaat. Bis an die Zähne bewaffnet, verfügt die Terrororganisation über ein Waffenarsenal, das dem eines mittelgroßen Staates gleicht.

Hassan Nasrallah, Anführer der Hisbollah, war für seine ausführlichen Reden bekannt. Gern und oft betonte er, wie wichtig ihm das System der Schattenregierung und -wirtschaft war, die er parallel zu den schwachen Regierungen des Libanon aufbaute. Seine Organisation hat Einfluss in sämtlichen Bereichen des Landes, Kabinettsposten inklusive. Sie übernimmt jedoch keinerlei Verantwortung für das Wohlbefinden des Volkes, wirtschaftet ausschließlich in die eigenen Taschen, die für die terroristische Agenda gegen Israel mit harten Dollars gefüllt werden.

Die Organisation ist zwar noch aktiv und beschießt Israel ohne Unterlass, doch sie windet sich ziellos wie ein Reptil ohne Kopf.

Gleichzeitig steht der Iran als größter Finanzier im Hintergrund. Seit fünf Jahren ist die Wirtschaft am Boden, das libanesische Pfund verlor 98 Prozent seines Wertes, Hyperinflation und extrem hohe Arbeitslosigkeit trieben einen Großteil der Libanesen in bittere Armut – woran die Hisbollah einen massiven Anteil hat. Sie nutzt die Misere aus und rekrutiert Menschen für die Zwecke der in Teheran sitzenden Mullahs.

Nasrallah schwingt keine Reden mehr. Er und der Großteil seiner Führungsriege sind tot. Die Organisation ist zwar noch aktiv und beschießt Israel ohne Unterlass, doch sie windet sich ziellos wie ein Reptil ohne Kopf. So schwer es auch ist, es ist an der Zeit, dass die Libanesen Nein zum Einfluss einer Terrororganisation auf ihr Leben sowie zur iranischen Dominanz sagen und Ja zu ihrer Zukunft. Damit die »Schweiz des Nahen Ostens« nicht bloß melancholische Erinnerung ist, sondern irgendwann wieder Realität.

brandes@juedische-allgemeine.de

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Meinung

Unsere Antwort ist Leben!

Chanukka ist das beharrliche Bestehen darauf, dass Mord und Terror nicht das letzte Wort haben. Ein Kommentar zum Terroranschlag von Sydney

von Jan Feldmann  18.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  18.12.2025

Essay

Chanukka und wenig Hoffnung

Das hoffnungsvolle Leuchten der Menorah steht vor dem düsteren Hintergrund der Judenverfolgung - auch heute wieder

von Leeor Engländer  18.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  17.12.2025

Meinung

Warum ich Sydney nicht verlassen werde

Der Terroranschlag von Bondi Beach wurde auch möglich, weil die Mehrheitsgesellschaft den Antisemitismus im Land ignoriert hat. Unsere Autorin sagt trotzdem: Ihre Heimat als Jüdin ist und bleibt Australien

von Amie Liebowitz  17.12.2025

Meinung

Die Empörung über Antisemitismus muss lauter werden

Der Anschlag von Sydney war in einem weltweiten Klima des Juden- und Israelhasses erwartbar. Nun ist es an der Zeit, endlich Haltung zu zeigen

von Claire Schaub-Moore  17.12.2025

Meinung

Der Stolz der australischen Juden ist ungebrochen

Der Terroranschlag von Sydney hat die jüdische Gemeinschaft des Landes erschüttert, aber resigniert oder verbittert ist sie nicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung künftig mehr für ihren Schutz tut

von Daniel Botmann  16.12.2025

Meinung

Xavier Naidoos antisemitische Aussagen? Haken dran!

Der Mannheimer Sänger füllt wieder Konzertsäle. Seine Verschwörungserzählungen über Juden und holocaustrelativierenden Thesen scheinen kaum noch jemanden zu stören

von Ralf Fischer  15.12.2025