Reinhard Schramm

FDP: Distanzlos in Thüringen

Reinhard Schramm Foto: IMAGO/ari

Reinhard Schramm

FDP: Distanzlos in Thüringen

Thomas Kemmerich unterstützt mit seiner Haltung eine »Normalisierung« der AfD – und das, obwohl diese alles andere als normal ist

von Reinhard Schramm  10.08.2023 09:22 Uhr

Die FDP Thüringen hat zwei prominente Politiker, den Landesvorsitzenden und Kurzzeitministerpräsidenten von 2020, Thomas Kemmerich, sowie den Oberbürgermeister von Jena, Thomas Nitzsche. Die Zusammenarbeit der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen mit Nitzsche ist konstruktiv und freundschaftlich.

Der Kontakt zu Kemmerich dagegen hat nach seiner Wahl zum Ministerpräsidenten im Februar 2020 arg gelitten. Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete diese als »unverzeihlich«. Zu Recht, denn ohne die Stimmen der AfD hätte er keine Chance gehabt, Amtsinhaber Bodo Ramelow zu übertrumpfen. Kemmerich agierte so, obwohl er ganz genau wusste, dass die AfD in Thüringen rechtsextremistisch ist.

wahlziel Im Sommerinterview nannte Kemmerich nun eine »Deutschland-Koalition« von CDU, FDP und SPD das Wahlziel. Die AfD schloss er von diesem Bündnis zwar ausdrücklich aus, wohl aber würde er sie erneut als Stimmenlieferant einer Minderheitsregierung akzeptieren. Sieht so eine Verurteilung der AfD als rechtsextremistisch und demokratiefeindlich aus? Definitiv nicht!

Kemmerichs Distanz zur AfD ist kaum vorhanden, von einer Wehrhaftigkeit gegen die Rechtsextremisten ganz zu schweigen.

Kemmerichs Distanz zur AfD ist kaum vorhanden, von einer Wehrhaftigkeit gegen die Rechtsextremisten ganz zu schweigen. Er unterstützt mit seiner Haltung eine »Normalisierung« der AfD – und das, obwohl diese alles andere als normal ist. Kemmerich steht damit auch ganz klar im Widerspruch zu seinem Parteichef. Denn auch Christian Lindner fordert Wehrhaftigkeit bei der Verteidigung der Demokratie ein.

In der Geschichte der FDP mangelt es gewiss nicht an Beispielen für die Wehrhaftigkeit der deutschen Liberalen. Angefangen von Gerhart Baum über Mehmet Daimagüler, Hildegard Hamm-Brücher, Burkhart Hirsch, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und selbstverständlich Ignatz Bubis sind viele Namen zu nennen. Hinzu kommt: Der Wiedereinzug der FDP bei den Landtagswahlen 2024 könnte zur Schwächung der AfD beitragen. Aber ist die Partei mit Kemmerich an der Spitze auch wirklich dafür bereit?

Der Autor ist Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen.

Iman Sefati

Warum viele Exil-Iraner Israel dankbar sind

»Viele Exil-Iraner sehen in diesen Angriffen nicht Krieg, sondern Hoffnung«, schreibt der Autor

von Iman Sefati  15.06.2025

Carsten Ovens

Israel verteidigt sich – und schützt die Region

Warum der Angriff auf iranische Atomanlagen notwendig war – und was Europa daraus lernen muss

von Carsten Ovens  15.06.2025

Manifest zur Außenpolitik

Gilt das Versprechen der SPD auch für ukrainische Kinder?

Unser Gastautor wurde in der Ukraine geboren und ist Jude. Seit vielen Jahren ist er SPD-Mitglied. Das neue Manifest einiger Altvorderer zur Außenpolitik macht ihn wütend

von Igor Matviyets  13.06.2025

Meinung

Die Menschen im Iran sind Israel dankbar

Der jüdische Staat hat durch seine Luftangriffe den Iranern die Chance gegeben, die islamistische Diktatur in Teheran endlich loszuwerden. Das ist eine historische Gelegenheit

von Saba Farzan  13.06.2025

Schlag gegen Iran

Ein notwendiger Schritt

Israel hat alles Recht der Welt, sich gegen das iranische Atomprogramm zu wehren. Teheran darf niemals in den Besitz von Atomwaffen gelangen. Ein Kommentar von Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  13.06.2025

Meinung

Präventivschlag gegen eine existenzielle Bedrohung

Irans Atomprogramm verfolgt keine friedlichen Ziele. Nach dem Scheitern der diplomatischen Bemühungen ist Israels Angriff gerechtfertigt

von Ulrike Becker  13.06.2025

Meinung

Warum Israel die Ukraine jetzt offen militärisch unterstützt

Die Ukraine nutzt nun auch Waffensysteme aus israelischen Beständen. Der Hintergrund für die veränderte Politik Jerusalems ist eine Machtverschiebung in Nahost

von Saba Farzan  12.06.2025

Medien

Deutschlands Oberlehrer

Wer will noch mal, wer hat noch nicht? In diesen Tagen scheint die Diffamierung Israels oberste Bürgerpflicht zu sein. Ein Kommentar

von Michael Thaidigsmann  11.06.2025 Aktualisiert

Kommentar

Der Unabhängige

Der Schweizer Außenminister Ignazio Cassis ist nach Israel und ins Westjordanland gereist, um sich eine eigene Meinung über die humanitäre Hilfe in der Region zu bilden

von Nicole Dreyfus  11.06.2025