Meinung

Es geht um Anstand

Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoguz (SPD) Foto: picture alliance / dts-Agentur

Wenn eine Vizepräsidentin des Deutschen Bundestag ein Bild im Internet teilt, auf dem ein brennendes Gebäude mit der Überschrift: »This is Zionism« zu sehen ist, merkt man, dass etwas aus den Fugen geraten ist in diesem Land.

Der Skandal ist viel mehr, dass diese Person weiterhin in Amt und Würden ist. Als eine der höchsten Repräsentanten Deutschlands. Es ist uns schleierhaft wieso eine Fraktionsspitze hinter einer Politikerin in diesem hohen Amt steht, die öffentlich hetzerische Stereotype bedient.

Bisher galt immer: die Sicherheit Israels ist Teil der hiesigen Staatsräson. Hätte es Israel bereits vor 100 Jahren gegeben, hätten Millionen Menschen gerettet werden können. Das ist Zionismus.

Seit dem 7. Oktober, den schlimmsten Massakern an Juden und Jüdinnen seit dem Holocaust, hat sich auch für uns in Deutschland das Leben massiv geändert. Angst regiert an Schulen, Universitäten, aber auch auf offener Straße. Übergriffe, antisemitische Demonstrationen, politische Hetze gegen Israel. Es ist kalt geworden in Deutschland.

Das Foto, das Aydan Özoguz veröffentlicht hat, hätte auch so in den 1930er-Jahren erscheinen können. Posten, löschen und dann halbherzig bedauern ist eine Praxis der Verbreitung von Israelhass, die einer Vizepräsidentin nicht würdig ist. Sie schadet dem Ansehen des Deutschen Bundestags, sie schadet den deutsch-israelischen Beziehungen - und sie schadet auch dem Ansehen der eigenen Partei. Der Fraktionsvorsitzende Rolf Mützenich muss nun konsequent durchgreifen. Es geht um Glaubwürdigkeit, um Moral und Anstand.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat vor wenigen Tagen gesagt: »Wir fühlen mit euch, das Entsetzen, den Schmerz, die Ungewissheit und die Trauer. Wir stehen an eurer Seite«. Bundestagsabgeordnete wie Michael Roth oder der ehemalige SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert zeigen, was Haltung bedeutet. Sie kämpfen seit Jahren vehement gegen jede Form des Antisemitismus und treten für Israel ein – egal wie eiskalt der Wind ihnen entgegenschlägt.

Wer aber Israel dämonisiert, wer die Verbrechen der Hamas und der Hisbollah relativiert oder rechtfertigt, wer die Existenz des jüdischen Staates Israel nicht anerkennt, darf in demokratischen Parteien keine Funktion haben. Schon gar nicht in unserer SPD, die einst konsequent und ohne Wenn und Aber gegen den Nationalsozialismus eingetreten ist.

Renée Röske ist Vorsitzende des Arbeitskreises jüdischer Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten Berlin-Brandenburg.

Tobias Kühn

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Meinung

Alles muss ans Licht

Eine unabhängige Untersuchungskommission über die Terroranschläge des 7. Oktober ist ein Akt von Pikuach Nefesch

von Sabine Brandes  21.11.2025

Jan Feldmann

Eine Revolution namens Schabbat

Wir alle brauchen einen Schabbat. Selbst dann, wenn wir nicht religiös sind

von Jan Feldmann  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

Meinung

Die Schönwetterfreunde Israels sind zurück! 

Die Wiederaufnahme der Waffenexporte ist richtig und notwendig. Doch das ändert nichts daran, dass die Bundesregierung das Vertrauen Israels und vieler Juden vorerst verloren hat

von Sarah Cohen-Fantl  18.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Mit Martin Hikel geht einer, der Tacheles redet

Der Neuköllner Bürgermeister will nicht erneut antreten, nachdem ihm die Parteilinke die Unterstützung entzogen hat. Eine fatale Nachricht für alle, die sich gegen Islamismus und Antisemitismus im Bezirk einsetzen

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Meinung

Die Ukrainer brauchen unsere Hilfe

Die Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten in Deutschland nimmt ab. Aus einer jüdischen Perspektive bleibt es jedoch wichtig, auch weiterhin nicht von ihrer Seite abzuweichen

von Rabbinerin Rebecca Blady  16.11.2025

Meinung

Israel: Keine Demokratie ohne Pressefreiheit

Den Armeesender abschalten? Warum auch jüdische Journalisten in der Diaspora gegen den Plan von Verteidigungsminister Katz protestieren sollten

von Ayala Goldmann  14.11.2025